Fusion von Porsche und Volkswagen

So schnell können sich Gegebenheiten ändern. Noch eben wollte die vermeindlich kleine schwäbische Autoschmiede den großen Volkswagen Konzern übernehmen. Dann kam die Finanzkrise und ganz plötzlich streichen die Banken die Kreditlinie und spielen nicht mehr mit. Mangels Refinanzierungsmöglichkeiten musste sich das bislang so erfolgreiche Porsche-Team um Porsche Chef Wiedeking eine neue Option ausdenken und diese den Eigentümer Familien Porsche und Piëch schmackhaft machen.

Dass dies nicht wirklich gelungen ist zeigt die immer umfassendere Diskussion in aller Öffentlichkeit. Anstelle einer schnellen und pragmatischen Lösung im Geheimen, verfolgt die breite Öffentlichkeit wer mit wem wann und wo spricht und welche Dinge dort auf der Tagesordnung stehen. Auch wenn die Berichterstatter deutlich distanzierter mit der Lage bei Porsche umgehen als dies bei Schäffler der Fall war, so ist es doch erstaunlich wie sich ein Weltkonzern mit rund 360.000 Beschäftigten die Blösse gibt, oder dem Management die Blöße gegeben wird. Die Chancen Banken zu finden, die sich für die Refinanzierung interessieren, werden dadurch eher nicht besser.

Allerdings können sich die vermutlich eingeschalteten Unterhändler und Eigenkapitalbeschaffer die Mühe sparen diskret die eigene Datenbank der Venture Capital Geber abzutelefonieren. Potentielle Investoren, die jetzt noch nicht mitbekommen haben welche einmalige Investment-Chance sich hier grade bietet, denen ist wahrlich nicht zu helfen. Ob die Fusion beider Unternehmen Fluch oder Segen ist wird erst die Zukunft zeigen. Sicher ist jedoch, dass jetzt die Zeit gekommen ist bei dem verschiedene offene Rechnungen mit dem Porsche-Management beglichen werden. Neben diversen Banken und Hedge-Fonds, die durch die von Wiedeking verfolgte Options-Strategie sehr viel Geld verloren haben, werden die momentan verzwickte Lage sicherlich ebenso gerne für einen Gegenschlag nutzen wollen wie die graue Eminenz des VW-Konzerns, Ferdinand Piech, der nicht grade als Bewunderer von Porsche-Chef Wiedeking gilt.

Bleibt zu hoffen, dass bei all den Grabenkämpfen das eigentlich Ziel, einen starken deutschen Autobauer zu erhalten, nicht vollends im Klein-Klein der Rechnungsbegleichung unter geht.

Schweinegrippe – Schweinepest plus Vogelgrippe

Plötzlich sind sie wieder zurück, die Bilder von ganz normalen Menschen, die sich mit einem Mundschutz gegen eine unsichtbare Gefahr zu schützen versuchen. Die neue Form der Gesundheitsbedrohung stammt allerdings nicht aus Asien und wird auch nicht ausschließlich von Tier zu Mensch übertragen. Sie fand ihren Anfang in Mexiko, einer aufstrebenden Industrienation, logistisch und wirtschaftlich eng an die USA angebunden. Werkbank Mittelamerikas und Einfalltor für Europäer, die von hier aus Touren durch Südamerika starten. Mexiko, als 14. größter Staat der Welt ist sechsmal so groß wie Deutschland und Heimat von rund 110 Mio. Menschen. Geschätzte 23 Mio. Mexikaner leben in oder in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Mexiko City, einer jetzt – man möge dieses Wort an dieser Stelle verzeihen – ausgestorben anmutenden Stadt.

Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch

Hier also soll sich also der derzeit meist gefürchtete Krankheitserreger der Welt entwickelt haben und trotz der Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch nicht auf Europa übergreifen. Wer so etwas ernsthaft behauptet, muss entweder von allen guten Geistern verlassen – oder relativ sicher sein, dass die Schweinegrippe keine lebensbedrohliche Gefahr ist. Ob sie das ist, scheint derzeit auch bei Wissenschaftlern umstritten, da niemand den genauen Typ des Virus kennt. Während es in Mexiko bereits mehr als 80 Tote der Schweinegrippe zu verzeichnen gibt, ist der Krankheitsverlauf infizierter US-Amerikaner deutlich abgeschwächt, zudem gibt es bislang (glücklicherweise) dort keine Schweinegrippe Todesopfer zu beklagen.

Es gibt keinen Impfstoff  für die neue Schweinegrippe

Der jetzt aufgetauchte Typ der Schweinegrippe wird einer Mischung aus Vogelgrippe, Schweinepest und Menschenviren zugerechnet, für die es bislang keinen wirksamen Impfstoff gibt. Mit einer Inkubationszeit von 1 bis 4 Tagen bleibt den Betroffenen auch relativ wenig Zeit sich noch gegen die Gefahr zu wappnen. Ähnlich wie bei der Spanischen Grippe im Jahr 1918/1919 richten die Grippeerreger ausgerechnet bei den vermeintlich gesunden Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf den besten Wirt. Die Jungen trifft dieser Erreger also viel härter als die sonst übliche Wintergrippe die Alten.

Auch wenn der Eine oder Andere die aktuelle Berichterstattung als übertrieben kritisiert, fährt medizinischen Laien (wie mir z.B.) durchaus der Schreck in die Glieder. Haben wir mit Finanz-, Bankenkrise und grassierender Arbeitslosigkeit nicht schon genug Dinge über die wir uns Sorgen machen müssen?

Vielleicht ist es einfach Teil des Schicksals, dass ausgerechnet in einem solchen Zustand der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit auch die gesundheitliche Bedrohung hinzukommt. Das erleichtert den dringend notwendigen Umdenkungsprozess – weg von rein zahlenbasierten Entscheidungen hin zu ein bisschen mehr Menschlichkeit ungemein, Menschen lernen eben am besten aus selbst erworbenen Erfahrungen, guten wie schlechten.

Deutschland die Transfergesellschaft

Mich würde interessieren, wie ein Umfrage-Ergebnis zu der Frage „Was halten Sie von der Transfergesellschaft“ aussehen würde. Zu vermuten wäre ja irgendwie Folgendes: Die FTP-Wähler erklären unisono, dass Steuern ohnehin viel zu hoch sind und der Transfer ja nur den Wettbewerb verzerrt, die Anhänger von Die Linke sind logischerweise der Meinung, dass Transferzahlungen eine gute Sache sind, denn „die da oben“ verdienen ohnehin genug. Der CSU-Anhänger wird konstatieren, dass der Solidaritätszuschlag ja schon lang überflüssig ist und bei CDU und SPD-Wählern gibt man sich im Zuge der großen Koalition geschult, ganz einfach mit einem „wir würden da ja gerne was dran ändern, aber mit denen geht das nicht“, mehr oder weniger wissensfrei dem Thema hin.

Tatsächlich könnte die Vokabel „Transfergesellschaft“ aber bald bei mehr als damit befassten Rechtsanwälten (Insolvenzverwaltern) zum Standard gehören. Wie WELT Online schreibt, plant die Bundesregierung scheinbar die Ausweitung der Kurzarbeit hin zu der bislang außschliesslich in Insolven-Fällen erprobten Transfergesellschaft. Darin werden immer dann Arbeitnehmer untergebracht, wenn das eigene Unternehmen derart angeschlagen oder im Umbau ist, dass es dieses Personal mit Sicherheit nicht mehr benötigt. Mitarbeiter der Deutschen Telekom kennen das zu Tausenden nur zu gut. Im Rahmen der Transfergesellschaft werden Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt, die es den betroffenen Arbeitnehmern ermöglichen sollen, schnellstmöglich eine neue Stelle zu finden.

1,7 Mio. Anträge auf Kurzarbeit – Wirtschaftskrise verschärft sich

Im Zuge der Wirtschaftskrise sind zusätzlich zu den 3,6 Mio. Beschäftigungslosen bisher 1,7 Mio. Anträge auf Kurzarbeit eingegangen. Hoier zahlt der Staat bereits 67 Prozent des letzten Lohns, Arbeitgeber können die fehlenden 33 Prozent an ihre Arbeitnehmer überweisen, müssen dies aber nicht. Das erklärte Ziel der Bundesregierung: Entlassungen vermeiden, erst recht vor der Wahl. Nach dem drastischen Einbruch der Wirtschaft bzw. dem deutlich verringerten Auftragsvolumen der Deutschen Kernindustrien wie z.B. der Metallbranche wird jetzt absehbar, dass die befristete Kurzarbeit alleine keine Lösung des Problems darstellt. Oder anders gesagt, die verdeckte Arbeitslosigkeit wird nicht auf Dauer die Lösung sein. Auch wenn Unternehmen nur noch ein Drittel der Personalkosten tragen müssen, ist dies zu viel, wenn keine neuen Aufträge an diese Unternehmen vergeben werden. Die Folge sind Kündigungen und – anzunehmend – ein Wahldesaster.

Ergo wirft man einen Blick in Bauchladen der vorhandenen Möglichkeiten und kommt zu dem Schluss, dass Transfergesellschaften eine Überbrückungsmöglichkeit darstellen können. Diese sollen die dann freigesetzen Arbeitnehmer auffangen und deren Vergütung übernehmen. Damit hätte man die Arbeitslosenstatistik sauber gehalten, den Unternehmen wieder Luft verschafft und sich über die Zeit gerettet. Dass dies nur mit neuen Schulden (Konjukturpaket 3?) zu finanzieren ist und das Problem in keiner Weise beseitigt scheint so offensichtlich, dass bereits die dahingehende Überlegung von der Bundesregierung dementiert wird.

Es ist absolut begrüßenswert, dass man sich in Berlin offenkundig Gedanken über eine Lösung des Arbeitsmangels macht, es scheint aber langsam an der Zeit, dass man den Bürgern auch die Wahrheit zumutet: Die Wirtschaftskrise ist bereits mitten unter uns und es werden Auswirkungen über die Republik hereinbrechen, die wir zum jetzigen Zeitpunkt nur erahnen können. Je länger diese Erkenntnis herausgezögert wird, desto wuchtiger wird der Einschlag der Realität. Leider.

Wirtschaftskrise schafft frei Stellen – Rücktritts-Inflation am Wochenende

Die Chinesen wissen es schon lang. Jede Krise birgt die Chance zu etwas Neuem. Damit das auch immer so bleibt, sparte sich die chinesische Sprache ein Schriftzeichen und nutzt für beide, Krise wie auch Chance, dasselbe.

Auch wenn der Westen gegenüber chinesischem Gedankengut (zumindest dem nicht politischen) durchaus aufgeschlossen ist, werden in Krisen selten Chancen gesehen, geschweige denn genutzt. Da hält man besonders gerne an Bewährtem fest, da weiß man wenigstens was man hat, auch wenn es vielleicht nicht ganz so optimal war, wie eigentlich gedacht. Das gilt im Übrigen auch und ganz besonders für die Personalplanung. Besser ein nicht so guter Lenker und Leiter als einer von dem gar nicht genau bekannt ist was er will, was er kann und was er macht.

Nach diesem Wochenende könnte allerdings der Gedanke aufkommen, dass diese Finanz- und Wirtschaftskrise eine solche Kraft entfaltet, dass langsam aber sicher den bisherigen Führungspersonen in Wirtschaft und Politik klar (gemacht) wird, dass sie den zukünftigen Aufgaben nicht mehr gewachsen sind. Die Wirtschaftsordnung und vielleicht mit ihr auch die Weltordnung könnte in wenigen Jahren mit neuem Personal eine andere werden.

Rick Wagoner macht den Weg für General Motors frei(er)

Für den prominentesten Rücktritt des Wochenendes dürfte US-Präsident Obama verantwortlich sein, der offenkundig die Geduld mit der General Motors Geschäftsführung verloren hat. Mit Rick Wagoner verliert der unter finanzieller Not agierende Autobauer seinen Vorstandsvorsitzenden und macht den Weg frei für ein neues Konzept und weiteren staatlichen Hilfen. Ob auch Deutsche Bahn-Chef Mehdorn der aktuellen Attacke zum Opfer fallen wird ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar. Klar scheint aber, dass er zu dem diesmaligen Aufreger tatsächlich nicht viel beigetragen hat und ein möglicher Rücktritt nur als politischer Wille begründet werden kann.

Werner Marnette übernimmt die politische Verantwortung für HSH Nordbank

In der Politik hat sich an diesem Wochenende auch viel getan. Mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette findet das Drama um die HSH Nordbank jetzt einen Verantwortlichen. Die landeseigene Bank hat die beteiligten Bundesländer Schleswig Holstein und Hamburg an den Rand des Ruins gebracht, was die Frage offen lässt: Wieso findet sich erst jetzt ein politisch Verantwortlicher? Und warum ausgerechnet einer der wenigen Verantwortlichen, der die fachliche Kompetenz mitbringen könnte das Ausmaß des Ungemach zu erkennen und zu bearbeiten?

Kölns OB Schramma nicht mal im Rücktritt politisch stilvoll

In Köln war Oberbürgermeister Fritz Schramma nicht verantwortlich für den Einsturz des Stadtarchivs, wohl aber für die in der Folge desolate Öffentlichkeitsarbeit und das entstandene Führungsvakuum, welches von Spitzenpolitikern in einer solchen Lage einfach erwartet wird. Während Alpha-Tiere wie „Rudy“ Giuliani (2001, New York) oder Helmut Schmidt (1962, Sturmflut) die Chance im Sinne der betroffenen Menschen und der eigenen Karriere nutzen konnten, war Kölns OB mehr oder weniger dauerhaft auf der Flucht vor Verantwortung. Unter diesem Vorzeichen darf auch gerne die Ankündigung nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten verstanden werden. Verantwortungsvoll wäre es gewesen sofort zu gehen und Platz für jemanden zu machen, der das Amt ausfüllt. Wiederwahl ist übrigens ein schöner Begriff, für einen Oberbürgermeister, der nicht gewählt wurde, sondern durch den Ausfall des gewählten OB dessen Platz übernommen hat.

Die falschen zwei Filme auf Ministers Rechnung

Schlecht gelaufen ist das Wochenende im Übrigen auch für Großbritanniens Innenministerin Jacqui Smith. Die hatte leider die Spesenabrechnung des Hotels nicht so genau geprüft, als dass ihr die Leihgebühren für zwei Pornofilme aufgefallen wären, die der Steuerzahler begleichen durfte. Alles halb so wild war das Statement, war ein Fehler, ihr Berater hat die Filme gesehen. Könnte man vielleicht durchgehen lassen, wäre es nicht ausgerechnet ihr eigener Mann …

Immobilien und Gold statt Anleihen

Sollte zufällig jemand außer mir die Zusammenfassung der Börsenwoche vor der ARD Tagesschau (ARD Börse im Ersten) gesehen haben, wird er vielleicht meine Verwunderung teilen und jetzt gemeinsam mit mir den Kopf schütteln, oder auch nicht. Diese Woche, so konnten wir zur besten Sendezeit sehen und hören, brachte vor allem eines – viel frisch gedrucktes Geld aus den USA. Die, so wurden wir aufgeklärt, haben das gedruckt, damit sie mit dem neuen Geld die alten Schulden begleichen können. Gut, oder besser schlecht sei das für die übrige Welt, denn die hätten ja die US-Staatsanleihen gekauft, die jetzt mit dem neuen Geld, welches weniger wert ist als das alte Geld wieder von den USA quasi gegen neue Staatsanleihen getauscht werden, welche jetzt allerdings weniger Zinsen bringen, da der Zentralbankzinssatz ja bei knapp über Null liege.

Im Plauderton zur Sachwerte-Empfehlung

 Während man dem geneigten Zuschauer also im Plauderton erklärte, was in den letzten Tagen passiert ist und welche Auswirkungen dies konkret haben wird, zog die Redakteurin den Bogen geschickt auf den finalen Punkt und erklärte kurzerhand, dass es also Inflation geben wird. Mit welchem Ausmaß der Privatanleger rechnen muss, wurde dabei gar nicht erst erwähnt, da just in diesem Moment der eigens herbei geeilte ARD-Experte befragt wurde: „Was machen unsere Zuschauer denn nun um sich gegen die Auswirkungen der Inflation zu schützen?“. Die Antwort (sie mag in ihrer Knappheit der kurzen Sendezeit geschuldet sein) lautete „Keine Staatsanleihen, sondern Sachwerte wie Immobilien und Gold kaufen“. Während in meinem Kopf noch die Worte nachschwangen muss sowohl der Redakteurin, wie auch dem Experten aufgefallen sein, dass man sich aktuell innerhalb der Börse Frankfurt befindet und dies nicht das passende Schlusswort zu einer Börsenwoche sein kann, also legte der Experte – nach einer gefühlt etwa eine Mikrosekunde zu langen Redepause – eilendes nach „und natürlich Aktien, denn die Unternehmen würde ja, wenn mehr Geld da ist auch wieder mehr investieren und verdienen, deshalb steigen die Preise für Aktien.“

Gold kaufen – Kann das wirklich eine Empfehlung sein?

„Aha“ dachte ich noch und schon kam die Schalte zur Werbung einer Versicherungsgruppe, die mittlerweile aus so vielen Versicherungen besteht, dass die Logos kaum noch in lesbarer Größe auf den Fernseher passen. „Aha“. So schlecht steht es also um die Wirtschaft tatsächlich, dass der ARD-Börsenexperte Gold zum Kauf empfiehlt.

Während ich das noch auf mich wirken lasse, stellt sich fast die Frage – sollte kurz-nachgedacht.de sich dem Trend fügen und die Tagesgeldrubrik zu Gunsten einer Gold & Sachwerte Rubrik einstampfen? Interessiert es überhaupt noch jemanden, wie hoch die Zinsen auf Tagesgeldkonten eigentlich sind?