Goldminen statt Hedge-Fonds

So ändern sich die Zeiten, anstelle hochkomplexer Finanzderivate kehren jetzt auch Hedge-Fonds Manager wieder zu den Ursprüngen zurück. Mit John Paulson geht, wie jetzt bekannt wurde, einer der bekanntesten US-Amerikanischen Hedge-Fonds Manager unter die Goldgräber. Für die Summe von 1,29 Mrd. US-Dollar sicherte sich seine Firma Paulson & Company rund 11 Prozent des in Südafrika beheimateten Goldproduzenten Anglogold Ashanti. Das nach Ansicht von Paulson gut geführte und derzeit unterbewerte Unternehmen ist damit bereits die zweite Goldminen Anschaffung des Hedge-Fonds Managers nach der kanadischen Kinross Gold.

Schon merkwürdig, wie schnell sich Anlageinteressen ändern können. Galten vor wenigen Monaten noch Unternehmen wie die Deutsche Börse als Reinkarnation des perfekten Unternehmens, so zieht es sie Anlageprofis jetzt wieder hinaus in die Landschaft um sich mit neuen Werten einzudecken.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und irgendwelche Zusammenhänge mit der neuerlichen US-Notenbank Intervention sieht? Bestimmt alles von langer Hand vorbereitet … klar.

Eine Billion USD für die Wirtschaft

Sie haben sich auch an große Zahlen gewöhnt? Dann sind diese Fakten sicherlich nicht neu für Sie. Eine Billion (nicht Billionen wie ich zunächst vermutete) sieht in Ziffern so aus: 1.000.000.000.000.

Diese Menge Geldes bestehend aus 500-€-Scheinen entspricht (der Dank gilt hier der Wikipedia Community), einer aufgestapelten Papiermenge welche in einer Höhe von etwa 210 Kilometern in der äußersten Atmosphärenschicht, der Thermosphäre, endet. Hier ist die Luft mittlerweile sehr dünn geworden und erhitzt sich Dank der intensiven Sonneneinstrahlung auf bis zu 1700 Grad.

 Die Fed gibt neues Geld für alte Anleihen

Aber zurück zum Thema, wie die US-Notenbank (Federal reserve – „Fed“) heute bekannt gab, stellt man 1 Billion USD zur Verfügung um den Wirtschaftskreislauf weiter in Gang zu bringen. Diese Summe wird dazu genutzt um lang laufende Staatsanleihen aufzukaufen und somit den langfristigen Zinssatz zu verringern. Durch langfristig niedrige Zinsen soll die Bereitschaft von Unternehmen und Banken gesteigert werden wieder Investitionen vorzunehmen und somit den Wirtschaftskreislauf wieder in Schwung bringen.

Da sich sehr wahrscheinlich spontan niemand finden wird, der neue niedrig verzinste US-Staatsanleihen in dieser Menge kauft, damit mit den erzielten Einnahmen alte Staatsanleihen aus dem Wirtschaftskreislauf entnommen werden können, druckt die US-Notenbank das neue Geld kurzerhand selbst. Der Ankauf eigener Anleihen ist ein bislang einmalig in der Wirtschaftsgeschichte und lässt erahnen wie miserabel es wirklich um das weltweite Finanzsystem steht, wenn staatliche Eingriffe in dieser Größenordnung vorgenommen werden um die Stabilität des Systems zu garantieren.

Zusätzlich 750 Mrd. USD für Hypotheken besicherte Wertpapiere

Zusätzlich zu der eine Billion für US-Staatsanleihen stellt die Fed weitere 750 Mrd. USD für den Ankauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren zur Verfügung, was eine Ausweitung des Programms auf 1,25 Billion USD entspricht und die Summe des frisches Geldes auf dann 2,25 Billionen USD ausweitet.

Die im Zuge der durch die Geldmengenausweitung unweigerlich steigenden Inflationsgefahren stiegen die Preise für werthaltige Edelmetalle wie z.B. Gold und Silber um bis zu 2 Prozent gegenüber dem Vortag. Ähnlich positiv reagierten die Aktienmärkte auf die Entscheidung der Fed, so ging der Dow Jones mit +90 Punkten aus de Handel; der DAX verzeichnete in seinen letzten Handelsminuten einen beeindruckenden Aufschwung.

Wie geht es jetzt weiter?

Welche folgenden kann oder wird ein solcher Eingriff der Fed auf die weltweiten Märkte haben? Eine zunehmende Anzahl von Fachleuten sehen den Zusammenbruch des Systems erstmal abgewendet. Der Preis für das heftige Gegenwirken – so wird spekuliert – ist allerdings eine schnell steigende Inflation, die spätestens 2010 bei den Bürgern weltweit ankommen wird.

AIG meldet 61,7 Mrd. USD Quartalsverlust

Der einstmals weltweit größte Versicherungskonzern, die US-Amerikanische American International Group schickt mit einer weiteren Horror-Verlustmeldung die Börsen weltweit auf Talfahrt.

Anleihen Ausfallrisiken weiterhin hoch

Wie das Unternehmen mitteilte belaufe sich der Verlust, der im zurückliegenden Quartal erzielt wurde auf eine Gesamtsumme von 61,7 Mrd. USD. AIG hatte als Versicherer die Ausfallrisiken diverser Anleihen, welche auf Immobilienkredite vergeben worden sind abgesichert und muss diese, jetzt da sich abzeichnet, dass diese Anleihen nicht durch die Schuldner zurückgeführt werden, als Verlust abschreiben. Mit ähnlichen Problemen kämpfen derzeit fast alle Banken und Versicherungen, die durch die aufgrund der Finanzkrise schnell steigenden Ausfallrisiken dazu gezwungen werden einst als besonders sicher geltende Anleihen und Schuldverschreibungen als Verlust abzuschreiben.

Abschreibungen lassen Eigenkapital schmelzen

Im Zuge der Abschreibungen sinkt das Eigenkapital der Institute jeweils deutlich, wodurch immer neue Liquiditätsspritzen durch die Anteilseigner oder wie im Fall AIG durch die US-Regierung notwendig werden. Diese hat sich im Übrigen dazu entschieden die Versicherung zu retten und wird auch die aktuell benötigten 30 Mrd. USD Liquidität „too big to fail“ zur Verfügung stellen. Im Gegenzug sollen Anteile des AIG Versicherungsgeschäftes an den Staat als quasi „Faust-Pfand“ übergeben werden. Diese Lösung scheint bei verschiedenen Marktteilnehmern zumindest so etwas wie Hoffnung auszulösen, der Aktienkurs hat durch die Zusage der US-Regierung ein Plus von immerhin 10 Prozent verzeichnet. Altaktionäre treibt es dennoch die Tränen der Verzweiflung in die Augen, war eine Aktien der American International Group im Jahr 2001 noch 120 Euro wert, so sind es mittlerweile nur noch 0,32 Euro. Da können auch 10 Prozent Gewinn des heutigen Tages nichts mehr kaschieren.

Royal Bank of Scotland wird aufgeteilt

Die Royal Bank of Scotland steht vor der Spaltung. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt solle im Zuge der Sanierung der Royal Bank of Scotland eine Teilung in Good Bank und Bad Bank vorgenommen werden.

Für mehrere 100.000.000 £ stehen zusätzlich Teile der Finanzgruppe zum Verkauf. Am kommenden Donnerstag wird das Unternehmen in die Bilanz für das abgeschlossene Jahr 2008 präsentieren, Beobachter rechnen mit einem Verlust von 28 Milliarden US-Dollar. Dies wäre der größte jemals erzielte Verlust eines britischen Unternehmens.

Unbestätigten Meldungen zufolge sollen in die Kosten des Unternehmens um 1.000.000.000 £ gekürzt werden. Im Zuge der Kürzungen werden 20.000 Arbeitsplätze eingespart werden müssen. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze werden, wie die Zeitungen berichten, in Großbritannien wegfallen. Die britische Regierung als Mehrheitseigner der Royal Bank of Scotland hat die entsprechende strategische Ausrichtung bereits abgesegnet. CEO Stephen Hester habe fünf Jahre Zeit die vorgeschlagene Strategie umzusetzen. Entsprechende Meldungen über diese Planungen werden zurzeit von seiten der Bank nicht bestätigt oder dementiert.

Vermutlich soll mit dieser Vorgehensweise die Zukunft der Bank gesichert und gleichzeitig das Risiko für weitere verlustreiche Jahre des Bankgeschäftes deutlich verringert werden. Auch wenn es natürlich absolut klar ist, nur noch einmal der Vollständigkeit halber – bei der Bank of Scotland, die zurzeit 4,5% Zinsen auf Tagesgeld gewährt, handelt es sich nicht um die in Schieflage geratene Royal Bank of Scotland. Wer also dort ein Tagesgeldkonto eröffnet, ist nicht von Umstrukturierungen der Royal Bank of Scotland betroffen.

Goldpreis steigt auf 1000 US-Dollar

Ja Mensch, die Krise treibt goldene Blüten. Oder wie soll man das Kratzen an der 1.000 USD Dollar Grenze des Rohstoffes Gold sonst beschreiben? 1.000 US-Dollar für 31,1 Gramm Rohstoff, der genau genommen relativ nutzlos ist. Nutzlos? Klar. Während andere Rohstoffe gebraucht und verbraucht werden, steigt der Bestand des weltweit verfügbaren Goldes immer weiter an, weil es keine Eigenschaft besitzt, die andere Rohstoffe in der industriellen Nutzung nicht auch bieten könnten. So kam es, dass im Laufe der Menschheitsgeschichte rund 157.000 Tonnen Gold gefördert wurden, 155.000 Tonnen dieses geförderten Goldes stehen nach wie vor zur Verfügung und werden zu Münzen, Barren und Schmuck geformt.

Worin die Faszination dieses Rohstoffes liegt ist schwer nachvollziehbar – die Wirkung allerdings über Jahrtausende hinweg gleich: Es löst bei Menschen einen „haben will“ Effekt aus und sorgt damit über Generationen hinweg für Wertbeständigkeit. Bekanntestes Beispiel für diese Wertbeständigkeit ist das „1 Unze (31,1 Gramm) Gold reichen für einmal Einkleiden“-Gleichnis, welches vor allem in Krisenzeiten immer wieder gerne zitiert wird. Demnach reicht und reichte eine Unze Gold in jedem Zeitalter für eine ordentliche Garderobe. Welche Währung auf der Münze oder dem Barren aufgedruckt war, war und ist dabei unerheblich: Gold wird immer akzeptiert. Der Gegenwert des Goldes scheint dabei auch gegenüber Inflationsphasen abgesichert – und erfreit sich schon deshalb zurzeit großer Beliebtheit.

Glaubt man den Fachleuten ist die jetzige Hochphase des Goldpreises erst der Anfang des Kursanstiegs. Beginnen die diversen staatlichen Konjunkturpakete erstmal zu greifen und die Staatsschulden sich immer schneller zu vermehren, steigt die Krisenwährung Gold weiter in neue ungeahnte Höhen.

Sollte man aus diesem Grund jetzt Gold kaufen? Auch hier haben Fachleute eine pragmatische Jain-Antwort gefunden – Gold ist gut, Silber besser, lautet die vielfach gegebene Antwort. Auf die Frage warum kommt die überraschende Antwort: Silber wird immer knapper und ist eigentlich zu billig. Ob das stimmt? Ich weiß es nicht.