US Banken benötigen weitere 75 Mrd. US-Dollar

Nach Beendigung der „Stress-Tests“ bei denen die Amerikanischen Behörden, das Innenleben von 19 US-Banken „auf links gedreht“ und nach möglichen Schwachpunkten im Falle einer sich weiter verschärfenden Krise gesucht haben, äußerte sich US-Finanzminister Timothy Geithner einigermaßen zuversichtlich. Die in wochenlangen Test erzielten Ergebnisse seien „beruhigend“, was allerdings nicht bedeute, dass kein Handlungsbedarf bestehe. Weitere 74 Mrd. US-Dollar werden benötigt um das Krisenszenario, welches einen diesjährigen Rückgang des US-Bruttoinlandsproduktes um 3,3 Prozent beinhaltete, heil zu überstehen.

Größter Kapitalbedarf bei Bank of America festgestellt

Im Wesentlichen verteile sich der Kapitalbedarf dabei auf drei Banken, neben der Bank of America, welche einen Bedarf von 33,9 Mrd. USD offenbarte, stehen vor allem Wells Fargo mit 11,5 Mrd. USD und die General Motors Finanztochter GMAC mit 11,5 Mrd. USD vor einer schwierigen Aufgabe. Weitere betroffene Banken wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs bedürfen in einem deutlich geringeren Umfang finanzielle Unterstützung, so dass die Banken diese Summen wahrscheinlich über private Investoren und ohne staatliche Unterstützung bereitstellen können.

Bernanke hofft auf beruhigende Wirkung der Ergebnisse

US-Notenbank Chef Bernanke äußerte sich im Zusammenhang mit den Ergebnissen des Stress-Tests ebenfalls leicht optimistisch. Das hieraus erzielte Ergebnis biete sicherlich die Chance das Vertrauen der Marktteilnehmer untereinander zu stärken, so dass der zuletzt stark eingeschränkte Interbanken-Handel wieder an Dynamik gewinnen könne.

Auch wenn wir Bürger uns mittlerweile an große Summen gewöhnt haben und einen Zuschuss von ein paar Milliarden mehr oder wenige als nicht mehr so bedeutend empfinden, stellt sich aber doch eine Frage: Was, wenn der Rückgang des US-Bruttoinlandsproduktes um deutlich mehr als 3,3 Prozent fallen sollte? Für Deutschland werden derzeit etwa 5,4 Prozent Schrumpfung erwartet, da muss man sich schon die Frage stellen dürfen wieso die USA nur halb so schwer von der Krise betroffen sein sollte wie die Bundesrepublik. Oder sehe ich das vielleicht alles zu schwarz?

EZB senkt Zinssatz auf 1 Prozent

Auch wenn es erwartet worden war, zeigten sich die Marktteilnehmer an der Frankfurt Börse doch beeindruckt. Nach Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) den Zinssatz um einen weiteren Schritt auf nur noch 1 Prozent zu senken und zusätzlich künftig auch Anleihen aufzukaufen war die gute Stimmung unter den Aktienhändler kurzfristig dahin.

Stimmungstiefs ziehen Verkäufe nach sich, so auch heute. Nach dem DAX zwischenzeitlich auf 4950 Punkte gestiegen war fiel er kurz nach Bekanntgabe der EZB Zinssatzänderung um 16 Uhr auf unter 4800 Punkte um mit einem deutlichen Minus und knapp über der 4800 Punkte-Marke aus dem Handel zu gehen.

Das Ende der Krise ist noch nich erreicht – wenn auch vielleicht in Sicht

Die Krise ist noch lange nicht vorbei, das machte das Gremium um Jean-Claude Trichet heute deutlich. Auch wenn sich die Anzeichen mehreren, dass sich der Rückgang der Wirtschaftsleistung verringert und sich diese auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisieren kann, so müssen weiterhin Maßnahmen getroffen werden um den Kapitalfluss zwischen den Banken wieder herzustellen.

Das Vertrauen der einzelnen Marktteilnehmer ist noch lange nicht zurück gewonnen und somit stehen die EZB wie auch die weiteren Zentralbanken in den USA und Großbritannien weiterhin vor der Aufgabe alles zu tun um weitere Vertrauensverluste zu vermeiden. De Weltwirtschaft sieht vielleicht so etwas wie einen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels. Leider ist – frei nach Steinbrück – bislang noch nicht zu klären ob es die Morgensonne oder ein entgegenkommender Zug ist.

Bafin Banken Gold und Chinesen

Mit einem Plus von drei Prozent zeigt der Dax sich zum Wochenende von seiner besten Seite und scheint derzeit von nichts und niemand aus der Ruhe bringen. Dabei ballen sich die Gewitterwolken schon wieder deutlich am Horizont, ein leises Grollen will der eine oder andere Anleger auch schon vernommen haben. Anlass für das Grollen könnte nach Ansicht der Bafin die enorme Menge an nach wie vor vorhandenen Risiken in den Banken Bilanzen darstellen. Deutlich über 800 Mrd. Euro weist nach einemBericht der Süddeutschen Zeitung eine Liste der BaFin aus, die in dieser Aufstellung die 12 führenden Deutschen Banken unter die Lupe genommen und deren Altlasten als Zahlen zu Papier gebracht hat. Besonders betroffen sind neben der Hypo Real Estate (268 Mrd. Euro) auch die Commerzbank (101 Mrd. Euro), die Landesbank Baden-Württemberg (91 Mrd. Euro) und die West LB mit 84 Mrd. Euro.

Britisches Pfund unter Druck

Diese Summen könnten – so sie denn wahr sind – sogar weiter drastisch steigen, wenn sich der Druck auf die Britischen Pfund weiter steigert und das Land sein AAA Rating verliert. In der Folge würden nicht nur die Refinanzierungskosten der Britischen Regierung weiter steigen, sondern auch die Anleihen des Landes heruntergstuft, was weitere Abschreibungen bei den (internationalen) Banken zur Folge hätte. Die Spirale würde sich also weiter im Kreis nach unten drehen und immer neue „Schrottanleihen“ produzieren wo bisher niemand welche vermutete.

Chinesen kaufen tonnenweise Gold

Eine solche Entwicklung hatte man in Peking scheinbar bereits geahnt und deshalb bezeiten die Anlagestrategie geändert. Anstelle US-Amerikanischer Staatsanleihen erwerben Chinesen in großem Umfang physisches Gold und lagern dieses zur eigenen Absicherung ein. Mit 1054 Tonnen verfügt die Volksrepublik mittlerweile über einen größeren Goldbestand als die Schweiz (1040 t) und wird diesen weiter ausbauen. Der Goldpreis vollzieht die anhaltende Nachfrage nach diesem Edelmetall nach und steigt wieder über die Schwelle von 900 USD pro Unze Gold. Ob dies eine Trendewende ist und der Goldkurs jetzt tatsächlich nachhaltig die 1000 USD Grenze übersteigt ist allerdings reine Spekulation, wie so vieles in diesen Tagen.

Karstadt Quelle in der Krise

Nach einem Interview des Arcandor Vorstands Eick ist die Finanzkrise zu Wochenbeginn wieder zurück im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Nachdem Eicks Vorgänger Middelhoff in den letzten Jahren das Tafelsilber in Form von Eigentumsbeständen der Karstadt Quelle Gruppe veräußert hatte, muss jetzt das Kerngeschäftsfeld Einzel- und Versandhandel endlich wieder zurück in die Gewinnzone geführt werden. Wie das funktionieren soll wird der Arcandor Vorstand in diesen Stunden dem Aufsichtsrat präsentieren, angesichts der ohnehin prekären Situation der Wirtschaft erscheint die Aufgabe allerdings fast wie die Quadratur des Kreises – vor allem dann, wenn man die Unternehmensnachrichten der letzten Tage einbezieht.

Selbst Porsche muss weitgehende Zugeständnisse bei Kreditvergabe hinnehmen

Mitte der letzten Woche traf es mit Woolworth einen der letzten mittelgroßen Warenhauskonzerne. Bedingt durch eine unzureichende Erlössituation blieb dem Management nur noch der Weg in die Insolvenz, seit dem hat der Insolvenzverwalter die zuletzt glücklosen Geschicke des Einzelhandelsunternehmens übernommen. Ende der Woche wurde bekannt unter welch großer Anstrengung Porsche eine Kreditverlängerungbei Banken erwirken konnte. Erst die Zustimmung VW Aktien als Pfand zu hinterlegen veranlasste Banken zu einer Kreditverlängerung des ausstehenden 10 Mrd. Kreditpakets. Die Summe klingt enorm, ist aber angesichts eines Eigenkapitals von ca 16 Mrd. Euro und eines ausgewiesenen Gewinns von rund 8,6 Mrd. Euro im letzten Jahr mehr oder weniger vergleichbar mit einer Privatkredit in der Höhe eines Jahresgehaltes bei Normalbürgern.

Als Erkenntnis der letzten Tage darf also ohne Weiteres festgehalten werden, dass es faktisch keinen Zusammenhang zwischen Geschäftstätigkeit und Kreditgewährung mehr zu geben scheint. Jeder Bürger kann – häufig auch aus eigener Erfahrung – nachvollziehen, dass Unternehmen mit mangelhafter Rentabilität von Banken stiefmütterlich behandelt werden. Wenn allerdings selbst hocheffiziente Unternehmen wie Porsche um eine Verlängerung der Kredite fürchten müssen, stellt sich sehr schnell die Frage ob das Finanzsystem tatsächlich wieder so funktioniert wie es funktionieren soll. Ich persönlich habe da so meine Zweifel, aber was weiß ich schon …

Die Auswirkungen der Krise erreichen den Arbeitsmarkt

Auch wenn es vielleicht erst auf den zweiten Blick offenbar wird, die Konjunkturpakete der Bundesregierung haben bislang einen maßgeblichen Anteil daran, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise nicht in vollem Umfang bei den Arbeitnehmern angekommen ist. Während man gemeinhin unter staatlich gestützter Konjunkturbelebung so etwas wie zusätzliche Ausgaben des Staates mit dem Ziel Beschäftigung zu schaffen versteht, wurden in den letzten Wochen große Summen aufgewandt, um Kündigungen zu vermeiden. Kurzarbeit als Konjunkturpaket beruhigt vor allem die Bevölkerung und schafft – das ist absolut richtig – Arbeitgebern ausreichend Zeit die eigene Situation zu analysieren und evtl. neue Kunden, neue Aufträge an Land zu ziehen.

Gleichzeitig verschleiert es aber auch die tatsächliche wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen, da sich der erhoffte Aufschwung nach wie vor nicht am Horizont erkennen lässt. Mit einer Verzögerung von etwa drei Monaten gegenüber einem Zustand ohne Konjunktur-Kurzarbeit-Paket beginnen nun die ersten Unternehmen der Wahrheit ins Auge zu blicken und Arbeitskapazitäten abzubauen.

Leiharbeiter wurden schon gegangen

Nachdem bereits in aller Stille das Heer der Leiharbeiter die Werkshallen räumen musste, trifft es nun Festangestellte. Ob Autohersteller wie VW oder Opel, oder Zulieferer wie Continental, Leoni oder Grammer, sie alle leiden unter dem immensen Nachfrageeinbruch nach Neufahrzeugen (Abwrackprämie hin oder her) und Bauteilen für Neufahrzeuge. Wer hier überleben will hat keine andere Wahl als jetzt die erste große Entlassungsrunde einzuläuten.

Deutsche Verbraucher kaufen tapfer weiter

Für den Moment bleibt die Erkenntnis, dass es scheinbar nicht ausreichend ist, wenn Staaten Milliardensummen zur Verfügung stellen um den Wirtschaftskreislauf am Leben zu halten. Ist den Menschen das Vertrauen in die nahe Zukunft genommen, verlieren sie die Lust am kurzfristigen Konsum. Das eigentlich spektakuläre an der aktuellen Entwicklung ist, dass es diesmal nicht die vielgescholtenen Deutschen Verbraucher sind, deren Konsumstreik das System blockiert.

Diesmal sind es US-Amerikaner ohne festen Wohnsitz, Chinesen ohne westliche Käufer, Osteuropäer die auf die Trümmer ihres eigenen Staatshaushaltes schauen und sich ganz nebenbei fragen wer eigentlich auf die verrückte Idee gekommen ist Privatleuten Kredite in Fremdwährungen zu finanzieren.

Kurz gesagt, die Auswirkungen der Globalisierung treffen in diesen Monaten ganz besonders hart diejenigen, die in den letzten Jahren am meisten davon profitiert haben.