529,5 Milliarden Euro verliehen

Zentralbank müsste man sein, dann hätte man immer soviel Geld wie man grad braucht. Ist man grad keine Zentralbank, dann tut es zurzeit auch der Geschäftsbanken Status, dann konnte man sich heute bei der EZB Geld zum Zinssatz von 1,0% p.a. abholen. Das entspricht ungefähr dem Zinsniveau, dass sich unser ehemaliger Bundespräsident über die LBBW für seine Immobilienfinanzierung gesichert hatte oder vielleicht besser beschrieben für uns „Normalos“: meine Hausbank gewährt mir bei guter Bonität einen Kredit zum Zinssatz von mindestens 5,84% p.a. Wäre ich Dagobert Duck, würde ich den wohl bekommen. Bin ich eine Griechische Geschäftsbank kommt wohl eher der höchste Zinssatz in Frage. 13% p.a. kostet mich dann der Kredit, den mir meine Hausbank gewährt und nimmt dazu vielleicht sogar das Geld, das sie für 1% p.a. bei der EZB geliehen hat.

Was machen die bloß mit dem ganzen Geld?

Nun, Griechenland braucht Geld um Löhne und Gehälter zu bezahlen und irgendwie die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Das bekommt sie eigentlich von Banken und Versicherungen, internationalen Pensionsfonds und ein paar Privatleuten, die Griechische Staatsanleihen gekauft haben und dafür Zinsen bekommen sollten. Wo kein Geld für Löhne, da auch kein Geld für Zinsen. Wo Zinsen nicht bezahlt werden und die Rückzahlung der Anleihen höchst unsicher (den „Hair-Cut“ lassen wir hier mal außen vor) ist, tun sich Anleger schwer mit ihrer Geldanlage – irgendeiner muss aber Geld geben: und der EZB hat man es verboten.

Also druckt man einfach soviel neues Geld wie man loswerden kann (virtuell) und gibt es jedem der es haben möchte zu einem günstigen Zinssatz. Auch wenn es vielleicht niemand offen gesagt hat, ist aber anzunehmen, dass die Banken sehr wohl wissen was sie mit diesem Geld zu tun haben: Griechische Anleihen kaufen. Da das niemand glücklich macht und mit Sicherheit die Bilanz verhagelt, dürfte die eine oder andere Bank auch am Aktienmarkt aktiv werden und versuchen den Griechenland Ausfall über steigende Wertpapiernotierungen auszugleichen. Eine alte Börsenregel sagt: Wenn alle glauben, dass es steigt, steigt es. Gibt man also allen Banken viel Geld und alle glauben, dass das positive Auswirkungen auf die Aktienkurse haben wird, dann klappt das auch. Kurzfristig zumindest.

Es geht Ihnen wie der EZB, das Geld muss zur Bank?

Wenn es Ihnen auch so geht wie der EZB und sie versuchen Geld an die Bank zu bringen, dann lassen sie sich nicht mit 1% Zinsen p.a. abspeisen. Ihr Geld ist mehr wert. Bei der SWK Bank zum Beispiel 2,9% p.a. wenn Sie es für 12 Monate als anlegen. Dann entgeht Ihnen zwar der wunderbare Aufschwung am Aktienmarkt, dafür nehmen Sie aber auch den folgenden Abschwung nicht mit. Hat eben alles seine guten und seine schlechten Seiten.

GdF vs Fraport dieser Streik geht uns alle an

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) und der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, Fraport, haben nach wie vor keinen gemeinsamen Nenner im Tarifstreit der Vorfeldarbeiter gefunden. Die Gewerkschaft kehrt also zu bisheriger Taktik zurück und schickt die eigenen Mitarbeiter vom Vorfeld. „Okay“ denken die meisten jetzt, geben eben bahn.de ein und nutzen ein anderes Verkehrsmittel, geht auch und geht meistens sogar auch ganz gut. Warum also sollte uns der Streik am Frankfurt Flughafen alle angehen?

Dazu muss man kurz ausholen und ein paar Zahlen auf sich wirken lassen: Am Flughafen Frankfurt werden pro Jahr 56,44 Mio. (2011) Passagiere abgefertigt, 2,17 Mio. Tonnen Fracht (2011) umgeschlagen, 487.000 Flugbewegungen gezählt (2011) und rund 75.000 Mitarbeiter beschäftigt (2010) was in etwa der Einwohnerzahl der niedersächsischen Stadt Delmenhorst entspricht (da kommt Sarah Conner her, jaja, ich weiß) oder auch der nordrhein-westfälischen Stadt Gladbeck.

Stellen wir uns vor, dass 200 Menschen in Gladbeck nicht mehr mit Ihrem Einkommen von 60.000 Euro (brutto) pro Jahr einverstanden sind, sie sperren kurzerhand die Zufahrstraßen, stellen alle Ampeln auf rot und erklären das zum Arbeitskampf. Besucher dürfen erst dann wieder in die Stadt, wenn das Einkommen auf 90.000 Euro angehoben wird, bis dahin hat Gladbeck samt Bürgern und Nachbargemeinden eben Pech gehabt.

Die spinnen? Nein, das ist wenn auch hier im übertragenen Sinn dargestellt, legal und deshalb geht es uns alle an. Eine kleine Minderheit blockiert den Frankfurt Flughafen mit – sorry wenn ich das so drastisch sage: irrwitzigen Forderungen – und schadet damit eher weniger der Fraport und eher mehr der Lufthansa und dem kompletten Rhein-Main Gebiet. Denn wo keine Flugzeuge, da wird auch keine Nachfrage von Fluggesellschaften und Passieren geschaffen, da warten früher oder später alle darauf, dass die GdF ein Einsehen hat und ihren Mitarbeitern wieder das Arbeiten gestattet.

Warum zahlt man nicht einfach und alle sind glücklich?

Rein betriebswirtschaftlich gesehen dürften 30.000 Euro Gehaltserhöhung für 200 Fraport Mitarbeiter (6 Mio. zzgl. Sozialabgaben) kein Problem darstellen. Die Gewerkschaft selbst rechnet mit 50 Cent Mehrkosten pro Flug und liegt damit wahrscheinlich ganz richtig. Die Fragen die sich hier aus meiner Sicht stellen sind andere:

1. Ist es sozial gerechtfertigt, dass ein Vorfeldmitarbeiter, der z.B. eines der Follow-Me Autos fährt oder aber vom Tower aus die Flugzeuge über das Vorfeld lotst ebenso deutlich mehr verdient als ein Arzt nach langem Jahren Studium und mehreren Jahren Berufspraxis? Oder dass das GdL Gewerkschaftsmitglied locker das Drei- bis Vierfache eines Disponenten in einer Taxizentrale oder im Gütertransport verdient, der im Zweifelsfall sogar eine größere Fläche mit mehr Straßen und mehr Fahrzeuge zu koordinieren hat – ohne Nachtzulage und Feiertagszuschlag?

Oder – und das ist die alles entscheide Frage: Ist es einfach egal wie vergleichbare Tätigkeiten vergütet werden und deshalb absolut legitim das Maximale an Einkommen zu fordern, weil der Arbeitgeber genau weiß, dass der Schaden den nicht arbeitende Mitarbeiter anrichten können noch weitaus größer ist?

(Sie bejahen diese Forderung? Herzlichen Glückwunsch, sie sind als Turbo-Liberaler FdP’ler geeignet, bitte treten Sie hier der Partei bei.)

2. Was machen wir, wenn alle so denken und sich jede Woche eine andere Minigruppe zum Arbeitskampf entscheidet und Unternehmen lahm legen?

Von alleine werden die Konfliktparteien Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter hier keine Lösung finden. Oder anders gesagt: ich als Arbeitgeber würde die Jobs an Subunternehmen auslagern und denen zur Aufgabe machen dafür zu sorgen, dass es läuft. Das senkt die Kosten und nimmt mich als Unternehmen aus der Schusslinie wenn es mal nicht so läuft oder jemand mit seinen Arbeitsbedingungen unzufrieden ist.

Als Arbeitnehmervertreter würde ich mir noch eine ganze Reihe weiterer Sparten suchen und den Arbeitgebern das Leben zur Hölle machen, nur so aus Prinzip um zu zeigen wer wirklich die Macht im Unternehmen hat – der Arbeitnehmer und seine Vertretung.

Ich als (glücklicherweise) Außenstehender muss feststellen, hier herrscht Regelungsbedarf durch den Gesetzgeber. Mag auch die frühere „Ein Unternehmen ein Tarifvertrag“ Regelung höchstrichterlich gekippt worden sein, so wie jetzt geht’s halt auch nicht. Hier muss man ran und das schnell.

UBS Händler verliert 2 Mrd. – Kunden haben keinen Schaden

Gestern noch berichtete die Allianz in Ihrem Wohlstandsreport, dass die Schweiz das Land mit den reichsten Bürger ist – und jetzt das. 2 Milliarden US-Dollar sind der Schweizer Großbank durch einen Händler anhanden gekommen, der nach eigenen Regeln spielte und verlor.

Damit reiht sich die UBS in die Reihe der doch nicht so souveränen Banken ein, in der zuletzt im Jahr 2008 die französische Bank Société Générale durch den Händler Jérôme Kerviel (mittlerweile zu 5 Jahren Haft verurteilt) mit einem Verlust von 4,5 Mrd. Euro eine Spitzenposition eingenommen hatte.

Für die Bank, die den Betrug des Händlers intern aufdeckte, diesen in London verhaften ließ und dann eine Gewinnwarnung herausgab scheint die Sache für den Moment erledigt. Zumindest könnte man die Meldung das „Kunden daraus kein Schaden entstanden ist“ für einen Moment so deuten.

Bleibt nur die Frage wer für den Verlust aufkommen wird wenn nicht die Kunden?

In der Schweiz wird man diese Entwicklung sehr wahrscheinlich mit einem unaufgeregten, typisch schweizerischen, Zorn beobachten. Nachdem die UBS zwischen 2007 und 2008 einen Verlust von fast 28 Mrd. Schweizer Franken aufgehäuft hatte und durch den Staat gerettet werden musste, dürften auch diese 2 Mrd. USD zur Not durch Zahlungen aus dem Inland aufzubringen sein, so dass die Bank dadurch nicht mehr groß ins Wanken gebracht werden kann.

Wohlhabende Deutsche – Vermögen pro Kopf beträgt 60.123 Euro

„Nichts ist so veraltet wie die Schlagzeile von gestern“ besagt eine alte Presseweisheit – Ähnliches darf auch die Allianz für Ihre Studie zum Vermögen der Deutschen für sich in Anspruch nehmen. Die jetzt dort veröffentlichten Zahlen waren schon veraltet bevor sie erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Schuld daran sind je nach persönlicher Vorliebe: Die Griechen, die Konjunktur, die Rezession, die Immobilienkrise, die Kanzlerin oder auch schlicht die FDP, die ja derzeit für jede Gelegenheit einen Sündenbock aufstellt.

Deutsches Vermögen reicht für Platz 17 der Bestenliste

Bevor uns also die aktuellen Auswirkungen der aktuellen Krise trafen (bei der nach Berechnungen der Allianz 3 Billion Euro Kapital vernichtet wurden) ging es uns Deutschen so gut wie nie zuvor. Zumindest finanziell. So betrug das Vermögen pro Kopf stolze 60.123 Euro, Rentenansprüche und Immobilienvermögen nicht eingerechnet. Das reicht(e) für Platz 17 der Bestenliste – die mit sehr großem Abstand von den Schweizer Eidgenossen (207.000 Euro / Kopf) angeführt wird.

Interessanter als die bloße Aufzählung der Vermögen erscheint aber der innereuropäische und internationale Vergleich. Mit Platz 1 für die Schweizer war irgendwie zu rechnen, dass aber Amerikaner trotz Immobilien- und Finanzkrise mit 111.000 Euro auf Platz 2 liegen und Dänen wie auch Niederländer mit über 100.000 Euro mehr als 50% mehr Vermögen besitzen als Deutsche ist zumindest für mich überraschend.

Pro-Kopf-Vermögen

Schweiz

207.393 €

USA

111.897 €

Japan

111.598 €

Dänemark

107.057 €

Niederlande

104.847 €

Australien

90.808 €

Singapur

89.110 €

Belgien

85.859 €

Großbritannien

81.851 €

Kanada

79.997 €

Quelle: Allianz Global Wealth Report

Bearbeitungsentgelt bei Privatkredit nichtig – OLG Urteil

Kundenfreundlich urteilte das Oberlandesgericht (OLG) Zweibrücken gegen eine Bank und für den Kunden. Das Geldinstitut hatte für die Bearbeitung eines Privatkredits ein einmaliges Bearbeitungsentgelt verlangt, mit welchem der Aufwand für Bonitätsprüfung und Kundenberatung abgegolten werden sollte. „Nichtig“ stellte die Bank fest und bewertete die Gebühr als nicht zulässig, da es sich hierbei um eine Arbeitsleistung handelt, die nicht dem Kunden sondern lediglich der Absicherung der Bank nützt.

Wer jetzt vermutet dass dadurch die Kredite bei Banken künftig günstiger zu haben wären wird aber mit größter Wahrscheinlichkeit enttäuscht. Banken dürften zukünftig dazu übergehen die anfallenden Kosten für den Kreditabschluss in die Kreditzinsen einfließen zu lassen. Dadurch entfällt dann zwar die Bearbeitungsgebühr, die Zinsen für den Kredit dürften aber steigen.

In der Summe werden Privatkredite durch dieses Urteil deshalb wahrscheinlich nicht günstiger, Bankkunden erhalten aber eine bessere Vergleichbarkeit der Kosten, denn Bearbeitungsentgelte können nicht mehr länger als Sternchentexte oder im Kleingedruckten versteckt werden.