700 Mio Zuseher und 509 Mrd neue Schulden bis 2013

An große Zahlen haben wir uns in der globalisierten Welt ja mittlerweile gewöhnt. So verwundert es kaum jemanden, wenn  die E.ON Ruhrgas AG und GDF Suez SA Kartellstrafen in einer Höhe von 553 Mio. Euro berappen sollen, weil sie sich den europäischen Gasmarkt im Zuge eines Pipeline-Baus aus dem Jahr 1975 (!) untereinander aufgeteilt haben. Die Europäische Kommission zeigt sich unbeirrbar, egal wie weit der Anfang der Wettbewerbsverzerrung in der Vergangenheit liegt.

700 Mio. Zuschauer folgen Jackson Trauerfeier

Auch eine große Zahl hat die Jackson Familie mit der Bestattungs-Feier des kürzlich verblichenen Michael erreicht. Rund 700 Mio. Menschen sollen der Trauerfeier via Internet und TV gefolgt sein, was mehr oder weniger 12 Prozent Marktanteil an der Weltbevölkerung betragen würde. Was auch immer man über Michael Jackson denken und wie die Musik auch in den eigenen Ohren klingen mag, dieser Zuspruch ist ein klares Statement für einen ebenso beliebten wie polarisierenden Künstler, der Menschen bewegt hat. Ein King of Pop eben, der diesen Titel absolut zu Recht getragen hat.

Mit 509 Mrd. neuen Schulden bis 2013 über die 2.000 Mrd. Schuldengrenze

Die größte Zahl des Tages ist leider fast so traurig wie das Ableben von Michael Jackson. Es handelt sich dabei um nicht weniger als die durch den Finanzplanungsrat verkündete und damit offiziell bekannt gegebene Neuverschuldung der Bundesrepublik Deutschland nebst seinen Städten, Gemeinden, Landkreisen und sonstigen Gemeinden. Nicht weniger als 509 Mrd. Euro werden dem Staat bis zum 2013 fehlen, für dieses Jahr werden demnach 112,5 Mrd. Euro Defizit erwartet, für das kommende sogar 132,5 Mrd. Euro. Damit werden nicht nur die EU-Stabilitätskriterien (Maastrich-Vertrag) verletzt, sondern auch die Schulden des Staates bis zum 2013 auf über 2.000 Mrd. Euro steigen, was die Verschuldungsrate des Bundes und der Länder auf über 80 Prozent steigen lassen wird und bei Privathaushalten ganz locker für eine Insolvenz reichen würde. Da der Staat – von Island und einigen baltischen Staaten abgesehen aber nicht Pleite gehen kann, werden die Bürger in den nächsten Jahren tüchtig zur Kasse gebeten werden und – das ist zumindest eine gängige Vermutung –ganz nebenbei das Geldmengenwachstum weiter hochgehalten, was nichts anderes als einer Geldentwertung gleichkommt.

Durchschnitts-Deutsche mit 118 Euro Bargeld unterwegs

Aus der Abteilung „merkwürdige Studien“ stammt sicherlich auch die im Auftrag der Deutschen Bundesbank erstellte Bargeld im Geldbeutel-Studie. So banal die Frage „Wie viel Geld tragen Sie jeden Tag mit sich herum?“ auch sein mag, so überraschend fand ich persönlich das Ergebnis. Ziemlich genau 118 Euro davon 6,70 Euro in Münzen trägt der Durchschnittsdeutsche mit sich herum. Gemessen wurde diese Geldmenge im Rahmen einer repräsentativen Befragung von 2272 Personen die für eine Woche ein detailliertes Haushaltsbuch führen mussten in welchem sie Ausgaben, Einnahmen und auch die Art der Bezahlung auflisteten.

Auf diese Art wurden 25.000 Bezahlvorgänge mit einem Gesamtumsatz von 700.000 Euro vorgenommen, welche dann zu diesem Studienergebnis geführt haben. Schaut man das Ergebnis ein bisschen genauer an, fällt direkt der nächste – in dieser Form nicht erwartete – Aspekt der Sache auf: 82,5% aller Käufe werden mit Bargeld vorgenommen, was 57,9 % des Umsatzes entspricht.

Wer (so wie ich) glaubte, dass Überweisungen, Lastschrift und ec-Karte (mittlerweile: GiroCard) die beliebtesten Bezahlverfahren darstellen ist komplett auf dem Holzweg. Lediglich 8,9 Prozent des Umsatzes wird mit Überweisungen getätigt, der Anteil von Lastschriften beträgt sogar nur 1,9%. Etwas besser steht es um die GiroCard, immerhin ein Viertel des Umsatzes wird mit der guten alten ec-Karte vorgenommen.

So gesehen kann es schon nicht mehr verwundern, wenn die Statistik ausweist, dass 45 Prozent aller längerfristigen Anschaffungen (Durchschnittswert 71 Euro)  mit Bargeld beglichen werden.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass mit dem Diebstahl eines Durchschnitts-Portemonnaie deutlich mehr Geld zu entwenden ist, als ich vermutet hatte – oder bin ich der Einzige, der aus Angst davor wenig Bargeld mit sich führt?

Finanznot in Californien

Immer dann, wenn die herkömmlichen Hilfsmöglichkeiten nicht ausreichend erscheinen rufen amerikanische Politiker den so genannten Notstand aus, der die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte und Mittel ermöglicht. Dieser Zustand tritt in regelmäßigen Abständen in der Tornado- und Hurrikan- oder auch Waldbrand-Saison auf und setzt ebenso regelmäßig die Nationalgarde oder andere überregionale Hilfstrupps in Bewegung. Dass sich ein Politiker der eine Hoffnung auf Wiederwahl hegt aber dazu hinreißen lässt den Haushaltsnotstand auszurufen ist auch in den derzeit krisengebeutelten USA definitiv die Ausnahme.

Dass es ausgrechnet Governeur Arnold Schwarzenegger trifft, der für seinen Sunshine-State Californien den Haushaltsnotstand erklären muss ist das Ergebnis einer mittlerweile monatelangen Diskussion um die Refinanzierung des Haushalts und die dafür notwendigen Massnahmen. Während die demokratischen Vertreter des Senats Steuererhöhungen planen und im Gegenzug moderate Einsparungen im californischen Haushalt vornehmen möchten, ist der republikanische Teil strikt gegen Steuererhöhungen und streicht lieber große Teile der ohnehin nicht üppigen Sozialhilfe und schickt Mitarbeiter in Zwangsurlaub. Weil alles streichen dennoch nicht ausreicht um den Staat „flüssig“ zu halten werden ab sofort Gutscheine statt Geld ausgehändigt. Die „I Owe you“-Scheine sind Schuldscheine und keine neue Erfindung von Schwarzenegger, sondern eines 90er Jahre Revivals. Bereits 1992 waren die Kassen derart leer, dass nur noch Schuldscheine ausgegeben werden konnten und Bürger einfach darauf hoffen mussten, dass der Staat seine Zusage hält und die Forderung auch wirklich einlöst.

Bekommen sollen die IOU-Scheine übrigens zunächst jene Bürger, die eigentlich eine Steuererrückzahlung zu bekommen hätten. Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend nicht wie soviele vor ihm von Californien nach Europa überschwappt – ich für meinen Teil bevorzuge nämlich Steuererstattungen in barer Münze.

Arcandor stellt Insolvenzantrag

Allen Verhandlungen und Aufschüben zum Trotz ist es jetzt Fakt, Arcandor stellt einen Insolvenzantrag und übergibt die Geschäftsführung von Acandor sowie der Töchter Primondo, Karstadt-Warenhaus und Quelle an den durch das Amtsgericht Essen bestellten Insolvenzverwalter Anwalt Klaus Hubert Görg, der den Insolvenzspezialisten Horst Piepenburg zum Generalbevollmächtigten des Arcandor-Vorstandes benennt.

Entgegen der Erwartungen wird nicht der komplette Konzern in die Insolvenz geschickt, sondern die bisher profitablen Bereich Reisen (Thomas Cook) und Fernsehen in Form des Verkaufskanals HSE24 ausgenommen. Welche nächsten Schritte jetzt eingeleitet werden, wird der neuen Unternehmensführung überlassen bleiben, für Kunden sollten zunächst keine Auswirkungen der Insolvenz zu spüren sein. Auch die 43.000 betroffenen Mitarbeiter werden die veränderte Situation auf sich zukommen lassen müssen. Sicher ist, dass die Gehälter für die nächsten Monate gesichert sind und somit die Fortführung des Geschäftsbetriebs möglich ist.

Metro bekundet nach wie vor Interesse

Ungeachtet der aktuellen Situation signalisiert der Metro-Konzern weiterhin sein Interesse an der Übernahme einiger der Karstadt-Warenhäuser, auch für den zweiten betroffenen Bereich, die Versandsparte Quelle, sollte sich nach Ansicht verschiedenen Marktbeobachter eine zukunftsfähige Lösung ergeben, die allerdings mit einem veränderten Geschäftsbetrieb einhergehen wird.

Damit die Zukunft erfolgreich werden kann, wird der Weg für neue Investoren freigemacht, welche anstelle der bisherigen  Hauptaktionäre Sal. Oppenheim und Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz eine Aufstockung des Eigenkapitals vornehmen müssen.

Schon Opel war ein Sündenfall

Sicherlich ist die Situation für Mitarbeiter mehr als bedrückend, aus Sicht der Bundesregierung erscheint dieser Schritt aber richtig – eine Bürgschaft für diese überwiegend selbst verschuldete Absatzmisere kann dem Steuerzahler nicht aufgebürdet werden. War der Fall Opel schon ein Südenfall des Regierens, so wären mit dieser Bürgschaft allen wankenden Unternehmen und deren Begehrlichkeiten Tür und Tor geöffnet worden. Der Staat ist sicherlich dazu da optimale Bedingungen für Unternehmen und Arbeitnehmer zu schaffen, gelingt es Unternehmen dennoch nicht sich dauerhaft aus eigener Kraft im Markt zu halten, dann müssen Geschäftsführung und Anteilseigner die Konsequenzen daraus ziehen. So traurig das auch für jene Arbeitsnehmer ist, die vielleicht in der Nachfolgegesellschaft keinen neuen Arbeitsvertrag erhalten werden.