„Andere Zielgruppen brechen weg, dieser Markt wird nicht aussterben“

Während sich der geneigte Leser noch fragt in welchem Zusammenhang solch ein Zitat Sinn ergeben könnte, möchte ich direkt noch das Statement des Befragten anführen, bevor es um die Hintergründe geht. Wolf Tilmann Schneider entgegnete Judith Lembke, Autorin eines FAZ Artikels vom 3.11. auch noch mit dem weiteren Satz „Der besondere Charme für Anleger liegt in der guten Exit-Komponente“.

Worum es geht? Um nichts weniger als den ersten Fernsehkanal, der sich mit dem Thema Trauer und Sterben auseinander setzen wird. Ab Januar soll zunächst eine Stunde täglich der Nachruf auf verstorbene Menschen gesendet werden, denen die TV-mediale Aufarbeitung und zehnmalige Ausstrahlung des Spot ihres Lebens immerhin 2.000 Euro wert war. Dafür werden zunächst noch Sponsoren gesucht, erste Kundenanfragen gibt es bereits, d.h. die ersten Nachrufe werden bereits in Angriff genommen. Die Zeit drängt wird Schneider zitiert, der eine oder andere Interessent hätte durchaus bedenken nicht mehr lange genug zu Leben um den Start des Senders mitzuerleben.

Ethische Bedenken darf es an dieser Stelle keine geben, zumindest könnte das angenommen werden, nach einem kurzen Blick auf die Gesellschafter Liste, die Etos TV ins Leben gerufen hat. Knapp unter der Hälfte des Senders gehört dem Fachverlag des Bestattungsgewerbes, mittelbar also der Bestatterbranche selbst, die sich über diesen Weg ein bisschen mehr Beachtung Ihrer Tätigkeit erhofft. Ob der Satelitenkanal ein Erfolg wird oder nicht, ist nur schwer zu beurteilen – auch bei anderen Sendern wie Sonnenklar TV, 1-2-3 TV oder diversen anderen sogar über das Kabel erreichbaren TV Sendern wurde die Frage häufig gestellt und muss letztendlich mit „ja“ beantwortet werden, sonst hätten sie wahrscheinlich längst ihren Betrieb eingestellt.

So gesehen hat Schneider also sogar im doppelten Sinn recht mit seiner Aussage „Andere Zielgruppen brechen weg, dieser Markt wird nicht aussterben“, auch wenn sicherlich niemand eine solche Programmgestaltung vermisst hat.

Was ist schlimmer als ein Streik der Lokführer?

Wir Deutschen sind doch alle Softies. Eine Gesellschaft von Konsensbürgern, die jetzt ein bisschen überrascht aus ihrer Lethargie gerissen wird und mit unverhohlenem Erstaunen auf das blickt, was die Eisenbahner, oder genauer gesagt eine kleine Lokführer Gewerkschaft der großen Bahn anzutun gedenkt. Während hierzulande erste Hamsterkäufe als Absicherung gegen die möglicherweise aufgrund des Bahnstreiks eintretenden Versorgungsengpässe getätigt werden, braut sich in den USA ein Streik zusammen, der deutlich größere Auswirkungen auf alle Bevölkerungsschichten haben könnte, als es eine GDL je zu erträumen vermag.

Dort droht die Gewerkschaft der Drehbuchautoren mit Streik, wenn sich der Tarifpartner nicht endlich zu einer gütlichen Einigung in Fragen der Vermarktungsrechte aller medialen Nutzungsmöglichkeiten herablässt. Oder konkret gesagt – wenn sich die Film- und Fernsehproduzenten nicht mit Ihren Autoren einigen können, wird es bald und auf zunächst unbestimmte Zeit keine neu produzierten Folgen von Serienhits CSI, Super Nanny, 24 und Desperate Housewives mehr geben. Die Folge wären Wiederholungen von Wiederholungen und ein gestiegenes Maß an TV medialer Langeweile, bei dem sich die Menschen vielleicht auch wieder für andere Dinge interessieren könnten. Nicht auszudenken, was das für die Geburtenrate und die zwischenmenschliche Kommunikation bedeuten würde, wenn Fernsehen unattraktiv wird.

Kurz nachgedacht: Dieser Streik ist schlimmer als der, der GDL: streiken die Drehbuchautoren hat dies tatsächlich globale Auswirkungen und berührt die Massen bis in die eigenen vier Wände. Wollen wir hoffen, dass es wenigstens in den USA zu einer schnellen Einigung kommen wird, stellen wir uns vor der Frauen TV-Mittwoch entfällt, gar grausig, was das bedeuten könnte.

Apfelwein wird zum Politikum

Kleine, teils leicht vergammelte Äpfel aufzusammeln diese auszupressen, den Sud in einem Fass zu sammeln und das daraus entstehende Gärprodukt (ganz) leicht zu schwefeln. Das kann man in Deutschland nur die Hessen. Nach rund 12 Monaten Gärphase wird die dann als Apfelwein bekannte Flüssigkeit wahlweise in größere Plastikkanister oder aber in Flachen abgefüllt. Je nachdem ob der Hersteller der Apfelbaumbesitzer aus der Nachbarschaft ist, oder einer der mittelständischen Apfelwein Produktionsbetriebe.

Die Begeisterung für den

Dumbledore geoutet – Star Wars als Zeichentrick und ??? im Kino

Auch die fantastischen Schöpfungen von J.K. Rowling und George Lukas sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Während einer Lesung nach dem Vorleben von Hogwarts Zauberschuldirektor Albus Dumbledore befragt, antwortete J.K. Rowling nach einer Harry Potter Lesung in der New Yorker Carnegie-Hall „Um ehrlich zu sein, ich hab ihn mir immer schwul vorgestellt“. Zumindest wird dieses Zitat jetzt auf der Harry Potter Internetseite TheLeakyCauldron.org veröffentlicht und bringt pünktlich zum Start der deutschen Ausgabe noch ein bisschen mehr Spannung in den letzten Teil. Wer das Buch bereits gelesen hat, wird vielleicht schon festgestellt haben, dass dort auch einige andere Details aus Dumbledores Leben nachzulesen gab, die so gar nicht in die heile Welt der Kinderbücher passen.

Star Wars – die größte Science Fiction Geschichte der 70er Jahre. Gut gegen böse, schwarz gegen weiß. Vollendet ausgefochten trotz der damals noch primitiven Zeiten der Filmtechnik.  Wieder aufgelegt und reiflich ausgeschlachtet zu Beginn des neuen Jahrtausends. Wer gehofft hatte, das George Lukas nach dem Abdrehen aller Teile endgültig einen Schlussstrich unter Prinzessin Lea, Han Solo und Luke Skywalker ziehen würde und sich mit Indiana Jones aufs Altenteil begeben würde, sieht sich getäuscht. Die Zeit, so sieht es zumindest George Lukas, ist reif für eine Zeichentrickserie – ohne Luke & Lea. Ob die Ewoks die Hauptrolle spielen und inwieweit bereits bekannte Figuren doch noch einen Platz in der Geschichte erhalten – alles nicht bekannt.

Als wäre das nicht schon schlimm genug droht jetzt einer weiteren Kinderfantasie die Demontage. Zumindest weisen erste Ausschnitte aus „Die drei Fragezeichen und das Geheimnis der Geisterinsel“ darauf hin, dass Peter, Bob und Justus nicht mehr länger nur als Stimmen vom Band in unseren Köpfen für gute Unterhaltung sorgen werden.

So weit ist es also gekommen – Harry Potter auf dem Altenteil, sein Lehrer und Förderer Dumbledore posthum geoutet, Luke & Lea durch Zeichentrickfiguren ersetzt, die ??? verfilmt. Wollen wir hoffen, dass wenigstens der letzte wahre Held der Fernsehunterhaltung nicht wieder ausgegraben und „in echt“ verfilmt wird. Möge wenigstens Captain Future bleiben was er gewesen ist. Eine schräge japanische Zeichentrickserie die einen Haufen Klischees bedient und dabei nie vergisst wer gut und wer böse ist …

Das Nichtraucherschutzgesetz – Interview mit einem arbeitslosen Aschenbecher

Seit dem 01.10.2007 greift in Hessen das so genannte Nichtraucherschutzgesetz. Wir haben uns mit einem ehemaligen Angestellten aus dem Gastronomiegewerbe über die Folgen des Gesetzes und seine persönlichen Perspektiven unterhalten.

Wie hat sich Ihr Leben seit dem 1. Oktober verändert?

Meine Kollegen und ich konnten uns gewissermaßen auf die neue Situation vorbereiten. Es war ja bekannt was da kommen soll. Bereits im Juni diesen Jahres wurden Gespräche mit allen Mitarbeitern geführt um eine korrekte Sozialauswahl zu treffen. Im August wurden dann 2/3 der Kollegen betriebsbedingte Kündigungen durch die Anwälte des Chefs (gemeint ist der Wirt; Anm. der Red.) zugestellt. Auch mir. Seit dem bin ich nunmehr arbeitslos. Die anderen arbeiten jetzt im Freien, vor der Kneipe. Einige von ihnen aber auch nur Teilzeit, da man den Bedarf nicht so recht abschätzen kann.

Haben Sie nicht versucht, sich gegen eine solche Kündigung zu wehren?

Es haben Gespräche mit der Gewerkschaft und Anwälten stattgefunden. Ich habe Kündigungsschutzklage eingereicht. Der betriebsbedingten Kündigung muss ja eine „unternehmerische Entscheidung“ zu Grunde liegen. Dies ist nicht der Fall. Es war ja nicht die Entscheidung des Wirtes, sondern des Landtags. Ich sehe hierin mithin einen Eingriff in mein Recht zur freien Wahl des Arbeitsplatzes. Im Übrigen ist das Gesetz viel zu unbestimmt. Was soll das denn alles heißen? „Abgetrennter Raum“ soll ein Raum ohne ständigen Luftaustausch mit dem Hauptraum sein. Die Ordnungsämter messen nun die Türspalte an allen Raucherräumen nach. Aberwitzig.

Sind Sie Ihrem Chef böse?

Nein. Er kann ja nichts dafür. Es ist klar, das er nicht mehr alle bezahlen kann – es kommen ja nur noch die 50 % der Gäste. Er selbst klagt ja auch gegen das Gesetz, da er sagt, dass das einen Eingriff auch in seine Rechte darstellt. Er dürfe nunmehr in seinem eigenen Eigentum (der Wirt ist auch Eigentümer der Gaststätte, Anm. d.Red.) nicht mehr entscheiden, was man da machen darf und was nicht. Auch würde das einen Eingriff in seine Berufsfreiheit darstellen, der nicht gerechtfertigt sei, da sich der Gast ja aussuchen könne, ob er in eine Raucher- oder in eine Nichtraucherkneipe geht.

Sie sind also eigentlich auf den Landtag sauer?

Ja. Es ist doch so: Kaum ein Markt reguliert sich derartig von Innen wie die Gastronomie. Habe ich ein Konzept das keiner will, mache ich pleite. Würde die Nachfrage nach Nichtraucherkneipen also groß genug sein, würde sie es auch geben. Im Moment hat man doch nur versucht für Menschen mitzudenken, die das anscheinend nicht wollen. Leidtragende sind wie immer die kleinen Becher.

Natürlich auch die Wirte, da die Leute zunehmend nach dem essen direkt wieder verschwinden und nicht mehr noch auf 3-4- Bierchen bleiben. Mit den Getränken hat man doch das eigentliche Geld verdient. Bei dem Essen ist die Gewinnspanne zu gering. Aber uns geht immer noch besser als den Wasserpfeifen. Wer stellt sich schon mit ner Wasserpfeife auf die Straße. Für die ist alles aus. Ein ganzer Berufszweig ist weg. Da zahlt man wie bescheuert den Kohlepfennig in Milliardenhöhe für ein paar hundert Kumpels und hier sagt keiner was.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren alten Kollegen? Wie ergeht es denen mit der neuen Situation?

Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt. Ich glaube viel Spaß haben die nicht mehr. Hatten man doch früher einen Job in der Mitte einer jeden Runde, wurde regelmäßig geputzt und immer hat sich jemand nach einem bei der Bedienung erkundigt war man mal nicht da, so steht man jetzt draußen vor der Tür in der Kälte und hat kaum noch Kontakt zu den Leuten. Gerade in dieser Jahreszeit ist das Risiko der Erkrankung wahnsinnig hoch. Der Krankenstand hat sich nahezu verdoppelt.

Gab es schon Fälle in denen sich über das Rauchverbot hinweggesetzt wurde?

Ja. Konkurrenten schicken regelmäßig Leute vorbei die das Tun. So sollen Bußgelder für den Wirt provoziert werden. Man hat hier wohl einen einfachen weg gefunden, wie man Mitbewerber aus dem Markt drängen kann.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Ich mache gerade eine Umschulung zur Nasentropfenflasche. Da Gäste wie ehemalige Kollegen sich regelmäßig Erkältungen vor der Tür holen, scheint dies ein krisensicherer Job zu sein. Das nenn ich mal einen Raucherhusten. Ich hoffe, dass ich Anfang nächsten Jahres einen Job gefunden habe. Noch sind die Flaschen Wegwerfprodukte, aber der Landtag ist gerade dabei eine Pfandpflicht einzuführen.

Und die Ihres Chefs ?
Man plant jetzt wohl an zwei bis drei Tagen in der Woche Privatpartys zu veranstalten – für Stammgäste. Dann wäre die Kneipe an diesen Tagen wohl kein öffentlicher Raum im Sinne des Gesetzes und man könne wieder rauchen. Ich hoffe das sich so die Umsatzeinbußen eindämmen lassen – und wer weiß, vielleicht findest sich dann auch wieder ein Platz für mich.

Wir bedanken uns für dieses Gespräch.