Gedanken zu BKK Gesundheit, Banken und dem Umgang mit Kundendaten

Skandal! Schreit es derzeit aus allen Medien, Deutschlands größte Betriebskrankenkasse hat sich die Kundendaten mopsen lassen und soll sie nun gegen einen größeren Betrag von dem Mopser zurück erwerben. Skandal! Möchte man sofort in das Geschrei mit einstimmen, wenn da nicht im Hinterkopf eine Frage auftauchen würde, die sich im Hinblick auf die derzeitige Diskussion um Steuersünder-CDs ganz einfach aufdrängt. Warum ist es gesellschaftlich wünschenswert die bei einer Bank gemopsten Daten mit öffentlichen Geldern – sprich Steuergeldern – zu erwerben, wenn es bei gemopsten Krankenkassen Daten ganz offensichtlich unerwünscht ist, dass die BKK Gesundheit als betroffene Krankenkasse die CD aus eigenen Mitteln und ohne Einsatz von Steuergeldern zurück erwirbt?

Wo liegt der Unterschied zwischen Banken CDs und Krankenkassen CDs?

Dass das Kopieren und veräußern von CDs grundsätzlich rechtswidrig ist, hat sich unter Musik-, Film- und Software-Liebhabern mittlerweile herumgesprochen. Der eine oder andere weiß sogar von einer Anzeige wegen Urheberrechtsverletzungen zu berichten und kann aus eigener Erfahrung nachvollziehen, wie lieb und vor allem teuer so eine kleine Kopie werden kann. Lieb und teuer sind, das unterstellen wir hier einfach, auch der BKK Gesundheit die Krankenakten der eigenen Versicherten. Jene Schweizer Bank, die auf merkwürdige – und vermutlich nicht ganz legale Weise ihre Kundendaten verloren hat, dürfte ein ähnlich inniges Verhältnis zu den Daten und einen entsprechend großen ideellen wie materiellen Verlust erlitten haben.

Wenn aber alle Kopien – unabhängig davon ob urheber– oder datenschutzrechtlich geschützt – ausschließlich demjenigen gehören, der es erstellt oder gesammelt hat, wie genau rechtfertigt dann der Deutsche Staat den Ankauf von scheinbar illegal angefertigten Kopien?

Gemopste Banken CDs dienen dem Wohle der Gemeinschaft?

Steuerhinterziehung ist eins Straftat und schädigt die Gemeinschaft. Nur deshalb kauft der Staat die Daten – heißt es. Übertragen wir das auf die Klientel der BKK Gesundheit – mit Hilfe der Krankenakten dürfte sich recht einfach feststellen lassen, wer seine Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen hat und damit zukünftig deutlich höhere Krankheitskosten verursacht. Oder wer ansteckende Krankheiten hat, oder wer weiterhin Drogen nimmt obwohl die Gemeinschaft den Entzug bezahlt. Schädigen diese Menschen dann etwa auch die Gemeinschaft? Wäre es – im Hinblick auf die Argumentation der Banken-CD – dann nicht sinnvoll diese Krankenakten auch mit Steuergeldern zu erwerben und den Hauptschädigern, die so sträflich die Gemeinschaft schädigen, das Handwerk zu legen?

Argumentativ an den Haaren herbeigezogen? Ja vielleicht. Aber spätestens mit Einführung der Gesundheitskarte, also jener Krankenkasse Karte, die alle Daten eines Versicherten speichert, bekommt jeder Mitarbeiter einer Arztpraxis alle sensiblen Daten des Patienten zu Gesicht. Wie oft – und das ist eine wirklich ernst gemeinte Frage – werden künftig Ärzte die durch ehemalige Mitarbeiter/Innen gemopsten Daten der eigenen Patienten zurückkaufen, wenn der Ankauf von Daten-CDs mit welchen Daten auch immer als legitim angesehen wird?

Erste gesetzliche Krankenkassen erheben Zusatzbeiträge

Gut, die große Entlassungswelle ist bisher dank Kurzarbeit und gutem Willen der meisten Arbeitgeber ausgeblieben, aber als voraus denke, gesetzliche Krankenkasse, hat man ja keine andere Wahl als den lang angekündigten Zusatzbeitrag irgendwann tatsächlich zu erheben.

Wie sonst soll eine Krankenkasse auch steigende Kosten und nicht vorhandene Inflation ausgleichen, wenn sie nicht zum letzten Mittel, also in die Taschen der eigenen Versicherten, greift. Die Krankenversicherungs-Kunden haben – dem Gesundheitsfonds sei’s gedankt – ja glücklicherweise auch keine andere Wahl als bei einem gleich hohen Beitragssatz aus einer der verschiedenen gesetzlichen Krankenkassen zu wählen. Wo solch ein Konkurrenzdruck herrscht, da müssen Krankenkassen nicht lange zögern und es eben einfach tun, das Zusatzbeitrag erheben.

Krankenversicherung DAK macht den Anfang

Die DAK, mit 6,4 Mio. Mitgliedern (davon 4,9 Mio. Beitragszahler) eine der größeren Deutschen Krankenkassen wird den Anfang machen und vermutlich ab dem 1. Februar 2010 einen Zusatzbeitrag in der Höhe von 8,- Euro pro Beitragszahler zusätzlich fordern. Das wird zwar auch nicht wesentlich dazu beitragen, dass die Versicherung ihre Kosten decken kann, aber zumindest hat die Versicherung einen Versuch unternommen die Kosten zu decken, bevor sie staatliche Hilfezahlungen und Beitragsanhebungen fordert.

Natürlich ist die DAK nicht die einzige Krankenkasse, die bereits in den letzten Zügen der Vorbereitungen des Zusatzbeitrages liegt. Auch die kürzlich fusionierte BKK Gesundheit wird ab Februar oder März ebenso einen Zusatzbeitrag erheben wie die KKH Allianz, die ktp BKK oder die BKK Westfalen-Lippe. Für mich als Laien ist es dabei ein kleines bisschen Erstaunlich, dass alle diese Kassen einen Zusatzbeitrag von etwa 8 Euro anstreben, möglicherweise sind Preisabsprachen in diesem Wirtschaftszweig aber sogar einigermaßen opportun.

Jetzt in die FDP eintreten und günstig Privatpatient werden!

Eine, natürlich nur wenigen freiwillig gesetzlich Versicherten vorbehaltene Ausweichstrategie könnte in einem zügigen Parteieintritt in die FDP liegen. Diese, mittlerweile durch einen eigenen Gesundheitsminister auch im Gesundheitsgeschäft tätige Partei, bietet nämlich Mitgliedern den vergünstigten Einstieg in eine private Krankenversicherung der DKV. Parteimitglieder erhalten 5% Rabatt, was nett ist und werden – das ist noch viel netter – ohne Wartezeit und ohne Gesundheitsprüfung in eine private Krankenversicherung aufgenommen. Also los: Sie als freiwillig gesetzlich Versicherte(r), machen Sie die FDP zu Deutschlands Mitglieder stärkster Partei und sparen ganz nebenbei an Krankenkassenbeiträge und Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenversicherung. So geht Krankenversichern heute, lesen Sie selbst.