Edelmetallhändler stellen Verkauf ein – Silber und Gold ausverkauft?

Der aktuelle Anlagetrend geht ganz klar zur Zweit- und Dritt-Münze. Gold und Silber kaufen ist wieder in Mode gekommen. Sich mit Edelmetallen einzudecken empfehlen – erschreckenderweise – Finanzberater länderübergreifend. Als wäre diese plötzliche Umschwung zu Fluchtwährungen nicht schon bedrohlich genug, gehen jetzt den Händlern auch noch die Münzen und Barren aus.

Die größeren Deutschen Edelmetall Verkäufer haben angesichts der sprunghaft gestiegenen Nachfrage bereits ihre Bestellannahme geschlossen, neue Aufträge werden schlicht nicht mehr entgegen genommen. Während sich interessierte Investmentbanker bereits umschauen ob diese Unternehmen möglicherweise börsennotiert sind und mit dem nächsten Quartalsbericht einen Gewinnsprung vermelden können, macht sich der Rest der Welt immer mehr Gedanken wie es zu einem solchen Engpass kommen konnte und ob das Gold nun ausverkauft sei.

Auch der Münzhandel arbeitet nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen

Nun, sein wir mal ehrlich, wer hat bitteschön mit einem solch plötzlichen Ansturm auf Gold und Silber, Münzen wie auch Barren gerechnet? Niemand. Eben. Warum hätten sich die Händler also Münzen und Barren in großen Mengen auf Vorrat hinlegen sollen. Eben. So praktisch der Einsatz von flexiblen Zeitarbeitern auch sein mag, hätte ich einen Münzhandel, ich würde trotzdem auf deren kurzfristige Hilfe verzichten wollen, kleine goldene Münzen sind einfach zu wertvoll um schnell in einer Tasche verschwunden zu sein. Da ist es einfacher einige Tage keine Aufträge mehr anzunehmen und somit die Nachfrage weiter hoch zu halten.

Keine Frage, die Situation an den Finanzmärkten ist ernst, aber der Mangel an Silber- und Goldmünzen kann tatsächlich auch mit ganz banalen betriebswirtschaftlich, logistischen Problemen begründet werden. Angesichts einer solch trivialen Begründung stellt sich dann eine zweite Frage, was machen Münzhändler mit aus den Verkäufen erzielen Gewinn? Kaufen sie selber Münzen, oder legen sie ihr Geld ganz einfach in Aktienfonds an? Auch die versprechen in Zeiten steigender Inflation gute Gewinne, nachdem sich diverse internationale Indices mittlerweile halbiert haben, könnte man fast auf den Gedanken kommen, dass der Zeitpunkt zum Einstieg immer näher rückt. Immer dann, wenn keiner mehr Aktien kaufen will, war die Trendwende gekommen …

Fimbulvetr oder Ragnarök – Islands Banken vor dem Fall?

Betrachtet man die aktuelle Berichterstattung zum internationalen Finanzwesen und insbesondere die zum Zustand der isländischen Bankenwelt, kann einem definitiv angst und bange werden. Mit einem irgendwie verzweifelt anmutenden Versuch hat am gestrigen Tag die isländische Regierung die drei größten Banken des Landes, Kaupthing, Landsbanki und Glitnir mit Liquidität versorgt oder gar wie im Fall von Landesbanki mit sofortiger Wirkung verstaatlicht.

Vor allem Kaupthing dürfte bei Deutschen Kunden durch das attraktive Kauptingedge Tagesgeldkonto und Festgeldkonto Angebot zu einem Begriff geworden sein, nicht wenige werden sich nun fragen ob sie ihr Geld dort belassen sollen oder es besser sofort abziehen. Als selbst Betroffener kann man nur feststellen, dass Auszahlungen auch am heutigen Tag problemlos möglich waren, allerdings handelt es sich dabei auch um eine Summe, die keine Bank der Welt in irgendwelche Probleme stürzen sollte, will der Kunde sie abheben.

Was aber, wenn auf einmal europaweit Kunden auf die Idee kommen, dass Sie ihr Geld lieber einem anderen Finanzinstitut anvertrauen möchten? Dann könnte die Liquiditätslücke größer werden und die gestern zur Verfügung gestellten 500 Mio. Euro bei weitem nicht mehr reichen um die Auszahlungswünsche zu decken. Mit Blick auf das Finanzwesen kann daher den Kunden aller Banken, unabhängig ob isländisch, deutsch, niederländisch oder türkisch nur mit der Titelzeile der gestrigen TAZ Ausgabe begegnet werden: „Ruhe bewahren ist erste Bürgerpflicht“.

Island strebt keine europäische, sondern eine russische Lösung an

Welche Bank in welchem Zustand diese Krise überstehen wird ist zum momentanen Zeitpunkt ohnehin nicht absehbar, interessant wäre aber sicherlich die Frage wo die bis vor wenigen Monaten noch üppig vorhandene Liquidität eigentlich verschwunden ist. Rund 4 Milliarden Euro sollen aus Moskau zur Stützung des isländischen Finanzsystems beitragen, warum ausgerechnet Moskau zur Hilfe gerufen wird bleibt für Außenstehende allerdings rätselhaft. Sicherlich haben die hohen Öleinnahmen der letzten Jahre große Währungsvorräte entstehen lassen, die jetzt aktiviert werden können, dennoch scheint das nicht die angestrebte skandinavisch europäische Lösung zu sein, die die Regierungen in den letzten Tagen eigentlich auszuhandeln versuchten.

Erstaunlich bedeckt hält man sich auch in China, dem Staat mit den größten Devisenreserven der Welt. Über 1.000 Milliarden USD soll der chinesische Staatsfonds angesammelt haben, dass diese bereits investiert sind ist eher unwahrscheinlich, es scheint daher nicht unmöglich, dass irgendwann zur Rettung der Banken noch weiter im Osten gesucht werden muss.

So könnte es in Händen der aufstrebenden östlichen Industrienationen liegen ob in Island derzeit der lange kalte Winter Fimbulvetr oder gar die Götterdämmerung Ragnarök des Finanzsystems heraufzieht.

1000 Mrd für Hypo Real Estate

Wie? Was 1.000 Milliarden für eine Bank? Nicht direkt. Die Überschrift gibt wieder, was der Autor nach dem Überfliegen der ersten Nachrichten zu der neuerlichen Krise der Hypo Real Estate verstanden hat.

Wer gibt 1.000 Milliarden – und warum?

Der Staat, oder genauer gesagt die Regierung der Bundesrepublik, sichert den Sparern zu für alle Sichteinlagen aufzukommen. Bisher gibt es hier den Einlagensicherungsfonds, der bis zu einer Summe von 20.000 Euro jeweils 90% der Summe absichert. Dieses eigentlich bewährte System soll durch einen Komplettschutz für alle Spareinlagen durch die Bundesregierung abgelöst werden. Dies bedeutet, das Spareinlagen in der geschätzten Höhe von etwa 560 Mrd. Euro und viele weitere Milliarden Euro auf Tagesgeldkonten, Festgeldkonten und Girokonten abgesichert werden müssten.

Eine Herkulesaufgabe, die eher Misstrauen säht, als das sie Panik unter den Sparern verhindern mag. Eigentlich eine merkwürdige Überlegung einer Regierung, die vor allem darauf bedacht ist Panik zu vermeiden als diese zu schüren.

Die Allianz der Hypo Real Estate zerbrach an neuen Milliardenlöchern

Auslöser für das erneute Auflodern des Krisenherds Hypo Real Estate ist der samstägliche Zusammenbruch der Unterstützerfront. Diese hatte bis Samstag in Zusammenarbeit mit dem Bund eine Kreditlinie von 35 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt und somit den Fortbestand der HRE ermöglicht. Nach einer genaueren Sicht in die Bücher des Unternehmens scheinen aber deutlich mehr als die bislang geschätzte Summe für den Fortbestand des Unternehmens notwendig zu sein, woraufhin sich die Allianz der Unterstützer in seine Bestandteile auflöste. Samstagabend wurde bereits die unvermeidliche Zerschlagung des Unternehmens verkündet, inwieweit dies tatsächlich die dann letzte Lösung sein wird, wird sicherlich erst in den nächsten Tagen absehbar sein.

Nachvollziehbar ist weder der Zusammenbruch noch die daraus resultierende Panik. Die Hypo Real Estate Tochter Depfa hat zwar das Milliardenloch verursacht, ist aber beleibe keiner Spekulationsblase auf den leim gegangen. Das Unternehmen bekommt lediglich kein Geld mehr von anderen Banken zur Verfügung gestellt, da diese jedweden Interbanken oder auch Geldmarkthandel eingestellt haben. Ohne eigene Mittel und ohne die Aussicht diese bei anderen Banken oder aber der Zentralbank zu bekommen ist die Depfa und damit zwangsläufig die Hypo Real Estate zahlungsunfähig und somit insolvent. Die offenen Forderungen, welche vornehmlich gegenüber Gemeinden, Städten und Staaten, werden mit großer Sicherheit auf jeden Fall bedient, so dass die vergebenen Kredit eine durchaus beachtliche Bonitätsstufe haben sollten.

Kurz nachgedacht könnte man auch denken – man hungere die Depfa aus, portioniere dann die überbleibenden Kreditpakete und verkaufe diese mit einem Abschlag gegenüber Normalwert an Finanzinvestoren, die vorher die Möglichkeit gehabt hätten die Hypo Real Estate zu übernehmen, es aber nicht taten, weil ihnen das Risiko zu groß war. Oder anders gesagt, hat jemand ausreichend Liquidität um die Depfa wieder flott zu machen, dann kann er jetzt den kompletten Konzern für rund 1,5 Mrd. Euro übernehmen. Ein Kapitalist, wer böses dabei denkt.

Eine letzte Frage – warum stellt nicht einfach die EZB einen Sondertender zum üblichen Zinssatz für die Depfa zur Verfügung? Das könnte doch viele Probleme beseitigen …

Google bringt Aktienkurs des United-Airlines Konzern in Sinkflug

Wie schnell digitale Informationen mittlerweile in der realen Welt Wirkung zeigen hat sich gestern, so man dem Bericht der ARD Glauben schenken will, an der Börsennotierung des United Airlines Konzern gezeigt. Warum sollte man der ARD nicht glauben? Nun, zu absurd erscheint das Beschriebene, als das es nicht an einem 1. April problemlos als Scherz erkennbar gewesen wäre. Dabei sind die Fakten aus Sicht der Suchmaschine recht schnell zusammengefasst. Der Google Such-Roboter indizierte einen nicht datierten Beitrag der Chicago Tribune wonach sich die Gesellschaft im Gläubigerschutz befinden würde mit dem aktuellen Tagesdatum, welches auf der entsprechenden Internetseite in der Nähe des Beitrags angefügt war und spielte diesen automatisch in Google News Wirtschaftsnachrichten ein.

Dort angekommen erregte die Nachricht über die finanzielle Schieflage der Fluggesellschaft das Interesse der Leser woraufhin der Artikel an Relevanz gewann und scheinbar in die automatischen Handelssysteme diverser Banken und Wertpapierhändler übernommen wurde, die angesichts der Nachricht sofort begannen Aktien abzustoßen. Der Absturz der Aktie erfolgte derart überraschend, dass er bei einem Tagesverlust von 75% (!) die Börse den Handel des Wertpapiers aussetzte um die Gründe für den Verkaufsdruck herauszufinden. Recht schnell stieß man dabei auf Google, die Chicago Tribune und den Artikel aus dem Jahr 2002, der scheinbar versehentlich undatiert mit neuen Links versorgt worden war, was das Dilemma ermöglichte.

Fast schwerer als die Erkenntnis, dass Google falsch programmierte Artikel auf der Google Nachrichtenliste landen erscheint aber der Zusammenhang zwischen automatisierten Handelssystemen und den Börsennachrichten. Diese Systeme sind mittlerweile bis zu einem Viertel des Handelsumsatzes verantwortlich, so dass niemand mehr die eingehenden nachrichten auf deren Richtigkeit überprüft und automatisierte Entscheidungen, die auf Google News basieren Kurse in einem solchen Ausmaß bewegen können. Schöne Digitalwelt.

Millionen beim Finanzamt verschollen?

Dieses Land ist einfach zu groß, als das man als Verwaltung noch den Überblick behalten könnte. Zumindest scheint es so, wenn das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) ca. 1 Mio. Bundesbürger per Post nicht erreichen kann um ihnen ihre neue Steuernummer mitzuteilen. Dabei war die grundsätzliche Idee gar nicht so verkehrt – jeder Bundesbürger erhält eine Steuernummer, die er sein Leben lang behalten darf und unter der alle seine Einkünfte zusammengefasst werden. Klingt praktisch, ist es auch, vorausgesetzt, man hat immer daran gedacht auch alle Einkünfte dem Finanzamt gegenüber offen zulegen.

Wenn nicht, bliebe noch die Gelegenheit eines spontanen Umzugs, der angesichts des Durcheinanders sicherlich momentan nicht auffallen würde. So sind z.B. rund 150.000 Berliner Einwohner so spontan umgezogen, dass deren Post vom Finanzamt nicht zustellbar ist. Ähnliches führten vermutlich auch die 70.000 Münchner und rund 30.000 Düsseldorfer im Schilde, als sie hörten, dass die neuen Nummern unterwegs zu ihnen sind.

Der Städte- und Gemeindebund hat sich angesichts der Misere mit einem guten Ratschlag nicht hinter dem Zaun halten wollen und lies einen Sprecher verkünden, dass das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) einfach besser mit den Einwohnermeldeämtern zusammenarbeiten soll, um die Adressqualität zu verbessern. Rein betriebswirtschaftlich gesehen ein unsinniger Vorschlag, da dem Verwaltungsakt des Finanzamts Verwaltungsakt des Einwohnermeldeamts folgen würde, was doppelten Personalaufwand und eine erheblich verlängerte Bearbeitungszeit bedeuten würde. Eine bestens gefüllte und hoch aktuelle Datenbank fast aller Deutschen Adressen besitzt z.B. der ehemals staatliche Transportkonzern Deutsche Post, die ein solches Adressupdate allerdings nur gegen Geld vornimmt. Da Kostenstellen in der Kameralistik aber nicht vorkommen und eigenes Personal immer günstiger ist als eine schnelle effiziente Lösung werden wohl ein paar hunderttausend deutsche auch zukünftig sehnsüchtig auf den Nachbarn schauen, der seine persönliche Steuernummer schon hat.