Lebensversicherungen mit Kundenschwund

Wer Freunde und Bekannt mal so richtig langweilen möchte, der fragte bislang einfach mal nach der geplanten Altersvorsorge – und erntete wahlweise ein „ach das bringt doch sowieso nichts“ oder ein „da hab ich kein Geld für“. Trotzdem haben Millionen Deutsche eine Lebensversicherung abgeschlossen – auch wenn sie ungerne darüber reden und eigentlich auch nicht genau wissen was die Gesellschaften mit dem eingezahlten Geld machen.

Aber  selbst diese gute alte Tradition scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. In einer Zeit in der Griechenland darbt, Spanien ziemlich pleite ist und Riester- und Zuschussrente das mediale Ende des Sommerlochs einläuten verabschieden sich immer mehr Lebensversicherungskunden von ihren Policen.

Schuld sein, so vermuten die Fachleute, die geringe Zinsausschüttung der bestehenden Policen sowie die Umorientierung zu weniger langen Sparphasen.  Schließlich weiß niemand so genau ob es den Euro noch lange geben wird und ob das eingezahlte Vermögen nicht in Aktien oder Sachwerten besser aufgehoben ist.

Was nach höherer Gewalt klingt ist auf den zweiten Blick dann doch nicht mehr ganz plausibel, schließlich vergüten Sichteinlagen wie Tagesgeldkonten derzeit rund 2% Zinsen p.a. Sparbücher wie gewohnt knapp über gar nichts und Festgeldanlagen in der Spitze rund 4% p.a. wobei für einen solchen Zinssatz ebenfalls lange Laufzeiten vereinbart werden müssen und sich dann ähnliche Vorbehalte wie bei Lebensversicherungen ergeben. Aktien oder Investmentfonds waren bisher auch keine wirkliche Alternative, nicht einmal 10% der Deutschen Sparer verfügen überhaupt über Aktien oder ein passendes Wertpapierdepot.  Hätte sich die Einstellung dazu geändert, hätten sich die Lobbyisten der Branche dafür mit Sicherheit ausgiebig selbst gefeiert.

Sollte es also tatsächlich die viel gescholtene Riester-Rente sein, die das Ende der Lebensversicherung einläutet? Wohl kaum, auch hier haben sich die meisten Sparer gegen eine fondsgebundene Riester-Rente oder einen Banksparplan entschieden und lieber eine Versicherung abgeschlossen, die eine fest kalkulierbare Altersrente als Hauptverkaufsargument anführt.

Aber was  machen die Sparer dann mit Ihrem Geld? Immobilien kaufen, es für Konsumprodukte ausgeben – oder sind die Einkommen tatsächlich so gering, dass kein Geld mehr für die Altersvorsorge vorhanden ist. Sollte Frau von der Leyen und das Zuschussrente Konzept doch sinnvoll sein?

Die Altersarmut-Prognose

Ja ist denn schon wieder Wahlkampf, oder meinen die Strategen rund um Arbeitsministerin Ursula von der Leyen das tatsächlich ernst: Unter 2.500 Euro Bruttoeinkommen wird man „altersarm“?

Wie man z.B. der Tageszeitung Die Welt entnehmen kann, „droht allen Arbeitnehmern mit weniger als 2500 Euro brutto im Monat ab 2030 eine Rente unter dem Grundsicherungsbedarf von 688 Euro.“ Was sie altersarm macht und dazu führt, dass sie wertvolle Arbeitsplätze besetzen, die Jüngeren offen stehen sollten. Was allerdings auch schon nur die halbe Wahrheit ist, da bereits heute nicht alle Arbeitsstellen besetzt werden können, da es gar nicht genug Jüngere mit passenden Qualifikationen gibt. Ein Trend, der sich verstärkt obwohl Frau von der Leyen in ihrem früheren Ministerium Vieles getan hat, damit genau das nicht passieren wird. Seis drum, man kann nicht immer exakt voraus berechnen, was der Bürger mit der Zukunft anfangen wird. Sei denn es handelt sich um die Rente, da schon, sonst wüssten wir nicht, dass wir mittellos sein werden.

Es gibt den Euro auch 2030 noch

Interessanterweise erfahren wir  aber durch die Rentenvoraussage gleich noch ein paar mehr Details unserer Zukunft: So gibt es z.B. den Euro im Jahr 2030 noch. Deutschland wird im Jahr 2030 nicht Bundesstaat von Europa sein und die Inflation, vor der sich so viele fürchten wird nicht kommen. Sonst würde der Grundsicherungsbedarf von 688 Euro lange nicht ausreichen um die Kosten für Lebensmittel aufzubringen.

Was wir nicht erfahren ist, ob Selbstständige und Beamte nun doch in die Rentenkasse einzahlen (müssen) oder ob erstere immer noch goldene Jahre in Pension verbringen und letztere bis zum letzten Atemzug arbeiten um die horrenden Kosten Ihrer einstmals günstigen privaten Krankenversicherung zu tragen.

Wer lange gearbeitet hat, darf auch die Allgemeinheit etwas Kosten

Und zuletzt bleibt die Frage ob man als Bürger tatsächlich mit aller Gewalt dazu beitragen muss den anderen nach 40 Jahren Erwerbsleben nicht auf der Tasche zu liegen. Wenn das nämlich der Fall wäre, wäre es aus meiner Sicht durchaus geboten allen Erwerbstätigengruppen diesen Vorsorgezwang aufzuerlegen und alle nach den gleichen Einzahlungsregeln mit einer Rente zu versehen. Dass dieser Vorschlag niemals von einem Parlament beschlossen werden wird, deren Mitglieder ebenso von großzügigen Beamten Pensionen profitieren wie die meisten nachgeordneten Mitarbeiter der Ministerien, erscheint logisch.

Gibt es einen Gegenvorschlag? Aber na klar: Anstelle einer gut gemeinten Zuschussrente erlassen wir ein Gesetzt wonach jeder Bürger beheiztes Wohneigentum von sagen wir 30 m² / Person erwerben muss, das auch mit einer kleinen Altersrente einen ruhigen Lebensabend verbringen lässt. Reicht die Rente nicht für Nebenkosten und Lebensmittel übernimmt der örtliche Versorger die Heiz- und Stromkosten und berechnet sie an irgendeiner Behörde weiter.  Das ist in jeden Fall günstiger als eine Zuschussrente, macht unabhängig von Inflation & Co. und lässt gibt uns (ich gehe 2034 in Ruhestand) ein beruhigendes Gefühl.