Die Bahn – der letzte Volks eigene Betrieb

Börsengang oder Verkauf an Finanzinvestoren, so sahen bis vor kurzem noch die Optionen der Deutschen Bahn, ehemals Bundesbahn aus. Aber wie so oft, wenn politisches Interesse mit wirtschaftlichem und städtisches mit Länderinteresse in Einklang gebracht werden soll, ist plötzlich nichts mehr einfach und vor allem alles unklar.

Hartmut Mehdorn, Chef der Deutschen Bahn und langjähriger Kenner der politischen Ränkespiele hatte es fast geschafft, aus einem behäbigen Staatsbetrieb ein formidables Unternehmen zu bilden und im Anschluss das komplett renovierte Paket an die private Wirtschaft zu übergeben. Jetzt, da die Abstimmung zur Sache näher rückt wird der Widerstand aus fast allen politischen Richtungen nahezu unüberwindbar.

Der mögliche Verlust von Einfluss auf das Geschäfts- und Investitionsgebaren des Unternehmens schockiert die politischen Vertreter Land auf Land ab. Kurz nachgedacht müsste aber auch diesen Volksvertretern auffallen, dass es niemandem hilft auf reiner politischer Bedeutung wirtschaftliche Erfordernisse zu missachten. Dass Züge, die halbleer zersiedelte Landschaften durchzuckeln eigentlich für keinen Bürger einen wirklichen Zugewinn bedeuten.

Bedauerlicherweise hat die Deutsche Bahn jenen Privatisierungsmoment nicht nutzen können, von dem Deutsche Post und Deutsche Telekom heute noch profitieren. Dabei könnten gerade diese beiden Unternehmen als Beispiele für gelungene, wenn auch manchmal holprige, Privatisierungskonzepte gelten – trotz aller auch heute noch vorhandenen Probleme mit der neuen Freiheit und der Konkurrenz im eigenen Geschäftsmodell. Die Bahn wird so sieht es im Moment aus, der letzte große Volkseigene Betrieb bleiben, welchen Nutzen das für Kunden wie Mitarbeiter des Unternehmens haben soll ist dabei wirklich unklar. Anstatt sich auf die tatsächlichen Anforderungen an den Personen- und Gütertransport zu konzentrieren, müssen zusätzlich die Befindlichkeiten regionaler oder auch überregionaler Volksvertreter einkalkuliert und finanziert werden. Wer einmal mit einem der neuen ICE in Montabaur gehalten hat und angesichts des beschaulichen Bahnsteigs fragt welches öffentliche Interesse hier geschützt werden sollte, dass nicht auch ein IC hätte schützen können, wird eventuell nachvollziehen können, warum es manchmal besser ist wenn betriebswirtschaftliche Überlegungen Investitionsplanungen begründen und sonst gar nichts.