Woher bekommt man 789 Milliarden Dollar?

In den USA haben sich politischen Gegner jetzt zu einem Konjunkturprogramm-Kompromiss unter Führung von Präsident Obama zusammengerauft. Die Wirkung des Rettungspaketes wurde von der US-Führung ziemlich genau eingegrenzt, es sollen mindestens 3,5 Mio. Arbeitsplätze mit diesen Mitteln geschaffen werden und zugleich Impulse für die Gesamtwirtschaft ausgelöst werden, die den Zusammenbruch verhindern sollen.

Die Summe scheint beschlossen, was genau man mit einer solchen Investitionssumme anstellen wird dagegen noch nicht. Die Mittel sollen dosiert und zielgerichtet in die Wirtschaft gegeben werden um dort den gewünschten Effekt entfalten zu können. Wie das geht ist bislang allerdings nicht näher bekannt. Ebenso wenig bekannt ist, wie diese gewaltige Summe aufgebracht werden soll. Geld einfach neu zu drucken würde den inneren Wert des Geld ebenso schnell reduzieren und das angeschlagene Vertrauen in die Währung US-Dollar endgültig zerstören. Die Folge wäre eine sofort einsetzende Inflation, die keinen mehrwert für die Wirtschaft hätte. Ergo müssen neue US-Staatsanleihen auf den Markt gebracht werden, die allerdings von irgendjemandem gekauft werden müssen, damit die Liquidität auch zur Verfügung steht.

Wer kauft Staatsanleihen für 789 Milliarden USD?

Bislang hatten die USA keine Probleme Staatsanleihen zu veräußern. Vor allem im asiatischen Raum, oder genauer in China und Japan saßen dankbare Abnehmer für die US-Papiere. In Japan werden seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten keine messbaren Zinsen für Kapitalanlagen gezahlt. Es war also für Japaner ebenso naheliegend wie praktisch, US-Dollar Anleihen zu erwerben und dadurch eine deutlich höhere Rendite bei ähnlichem Sicherheitslevel zu erreichen. Ähnliches darf auch den Chinesen unterstellt werden. Während der chinesische Markt immer mehr Waren produzierte und diese bevorzugt in die USA exportierte, ließ man sich in USD bezahlen und tauschte diese gegen US-Staatsanleihen um. Die USA hatten somit günstige Waren und die Sicherheit, dass ihre Staatsanleihen auch erworben werden konnten, da ausreichend Liquidität bestand.

Diese Spirale ist mit dem Zusammenbruch der US-Wirtschaft quasi zum Erliegen gekommen. In den USA wurde der Konsum auf breiter Basis reduziert, den Chinesen brach damit die Nachfrage nach ihren Produkten weg, was zur Folge hat, dass keine neuen US-Dollar in China eingenommen werden und gleichzeitig vor allem die einfachen Arbeitskräfte in Millionenzahl über Nacht arbeitslos wurden. Die chinesische Führung wird, sofern man den Äußerungen trauen darf, verstärkt die eigene Wirtschaft finanziell unterstützen. US-Staatsanleihen werden also kaum Abnehmer finden, die der USA Anleihen in einer solchen Größenordnung abkaufen werden.

Welche Lösung sich die amerikanische Regierung für dieses Absatzproblem einfallen lassen wird, ist offen. Wir sollten uns aber die Daumen drücken, dass niemand auf die Idee kommt die Summe einfach neu nachzudrucken. Das wäre der endgültige K.O. für das internationale Finanz- und Wirtschaftssystem. Auch wenn – das denke ich muss man so offen sagen – dieses System ohnehin stark renovierungsbedürftig ist.