Rudi-Dutschke trifft auf Axel-Springer

Nun haben sie es also doch geschafft – die kleine Tageszeitung taz (Die Tageszeitung) hat dem großen Axel-Springer-Konzern erst vor Ort und dann vor Gericht die eigene Meinung aufgezwungen. Der mittlerweile seit drei Jahren schwelende Streitpunkt ist dabei schnell beschrieben, im Rahmen eines ganz normalen Verwaltungsakts, sind Teile der Berliner Kochstraße in Rudi-Duschke-Straße umbenannt worden. Diese grenzt allerdings an die Axel-Springer-Straße in der der gleichnamige Medienkonzern seinen Sitz hat. Auch diese Tatsache wäre wenig beachtet, wenn nicht Rudi Dutschke in seinem Kampf für das Proletariat eben jenen Axel-Springer im Blick hatte, also die Studenten 1968 die gesellschaftliche Ordnung verändern wollten und dies auch nachhaltig schafften.

Von drei Schüssen getroffen und lebensgefährlich verletzt wurde der Student Dutschke im Jahr 1968 zu einem Symbol der Studentenbewegung. Heute noch scheiden sich die Geister ob Dutschkes Theorien die RAF Terroristen zu ihrem Handeln bewogen haben und ob Dutschke, der den Begriff des Stadtguerillas prägte, tatsächlich den bewaffneten Widerstand und Gewalt gegen die uneinsichtige Staatsmacht befürwortete und eine Mitverantwortung für Deutschen Herbst trägt.

Auch wenn diese Fragen im Rückblick eher nicht zu beantworten sein werden, wird die alte Feindschaft zwischen Dutschke und Springer bis heute gepflegt – die BILD hatte nach Ansicht vieler zur Jagd auf Dutschke aufgerufen und dadurch den Anschlag auf seine Person gefördert. Dutschke hatte zur Enteignung Springers im Sinne der Arbeiterbewegung aufgerufen und damit gewalttätige Proteste zumindest gefördert, wenn nicht sogar provoziert.

Heute, 40 Jahre danach geht die streitbare Generation der 68er in Ruhestand und arbeitet auf, wie es damals gewesen ist in diesen Jahren der tatsächlichen tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderung. Zu welchem Ergebnis man auch persönlich kommen mag, sowohl Axel Springer als Rudi Dutschke haben ihre Ideen und Standpunkte deutlich und mit allem Nachdruck vertreten, eine Eigenschaft, die dem Land und der Bevölkerung sicherlich nicht in jedem Fall gelegen kam – aber, auch diese Feststellung muss rückblickend erlaubt sein: Im Gegensatz zu der heutigen Generation hatten diese beiden eine klare Botschaft und haben für ihre Sicht der Dinge eingestanden. Eine Eigenschaft, die dem heutigen Führungspersonal in Politik und Wirtschaft leider akut abhanden gekommen ist.

Alleine schon für diese Erinnerung hat sich die Auseinandersetzung bis zur Umbennung gelohnt. Danke taz, Danke Axel-Springer-Verlag.