Kreditklemme alles nur ein Märchen?

Mit Vehemenz haben Vertreter von Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen auf die Schelte der Politik reagiert und dementiert, dass die Kreditvergabe an Unternehmen derzeit stark eingeschränkt wäre. Eher das Gegenteil sei der Fall, es würden mehr Kredite vergeben als vor Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise. Weiterhin gab man sich deutlich verschnupft über den Vorwurf man würde die derzeit niedrigen Zinsen nicht – oder bzw. in Form der Guthabenzinsen an den Endverbraucher weitergeben. Dies sei so nicht richtig verkündeten die Vertreter der beiden wichtigsten Privatkunden Finanzinstitute des Landes.

Zinsen runter? Nur bei Guthabenzinsen.

Wer einen Blick auf die Liste der Guthaben- und Kredit-Zinsen wirft, wird sicherlich den Ärger der Politiker verstehen können. Während es für Tagesgeld- und Festgeldkonten derzeit im Durchschnitt nur etwa 1,8 Prozent Zinsen gibt, verlangen Banken für Ratenkredite nach wie vor zwischen 7 und 12 Prozent, für Dispositionskredite (Überziehungskredit) sind locker auch noch ein paar Prozent Zinsen mehr zu berappen, erwischt der Kunde die falsche Bank.

Die Argumentation der Banken ist in diesem Fall nachvollziehbar. Je mehr Kunden als Risikokunden eingestuft werden, weil sie bspw. ihr Einkommen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit vermindert bekommen, desto höher muss die Risikovorsorge ausfallen, was wiederum Geld kostet und mit einem vergleichsweise höheren Kreditzins einhergeht.

Verschlechterte Auftragslage bedingt Ratingüberprüfung

Ähnliches dürfte sich derzeit auch bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen abspielen. Durch den Rückgang der Auftragslage müssen neue Zwischenfinanzierungen gefunden werden, die vorab mit einer Überprüfung des Ratings abgesichert werden. Diese Überprüfung dauert und bremst grade die kleinen bei denen einige 10.000 Euro schon über sein oder nichtsein entscheiden können erheblich aus. Während die Bank prüft schwinden die Reserven, das Rating verschlechtert sich von Tag zu Tag und die Not wird ebenso wie der Druck auf die entsprechenden Politiker immer größer.

Als subjektives Fazit bleibt da eigentlich nur die Feststellung, dass alle Recht haben und doch niemand an der aktuellen Situation etwas ändern kann. Die Vollbremsung am Finanzmarkt nebst der daraus gezogenen Konsequenzen bürdet Banken eine intensive Prüfung und Kunden mehr Zinsen und längere Bewilligungszeiten bis zur Kreditvergabe auf. Das alles ist wirtschaftsschädlich, aber derzeit irgendwie unvermeidbar, so schwer das für alle Beteiligten – Banken und Politiker inklusive – auch sein mag.