BILD Zeitungs-Ente ein Fall für PISA?

Unbestritten ist Deutschlands auflagenstärkste Tageszeitung eine Meinungsmacht. Der Claim „Bild Dir Deine Meinung“ ist ebenso clever wie realitätsnah getextet bot am gestrigen Montag in beeindruckender Konsequenz eine Beispiel für die Unabhängigkeit der deutschen Medien. Während unbedarfte Kiosk-Besucher in großen Bild Buchstaben von Seite 1 mit einem „Netto-Skandal“ angeschrien wurden, bildeten sich landauf landab viele Journalisten Kollegen blitzschnell ebenfall eine passende Meinung.

Skandal! Deutsche verdienen so viel wir vor 20 Jahren.

Eine perfektere Anklage an wen auch immer gibt es kaum, endlich wieder ein BILD Krawall Thema, welches alle angeht. Der eine oder andere journalistisch arbeitende Mitarbeiter eines Mediums hatte sich dann auch tatsächlich die Mühe gemacht die BILD Angaben eigenständig nachzuvollziehen. Viele Kollegen verzichteten auf den Grundsatz der Quellenüberprüfung und fingen direkt nach dem kopieren des Tatbestands an, neue passende Draufhauer zu finden. Zu welcher Uhrzeit das erste Mal aufgefallen sein könnte, dass man bei Bild einfach BRD mit Gesamtdeutschland verglichen hat und somit tatsächlich den sprichwörtlichen Bestand des Äpfel mit Birnen Vergleichs erfüllt hat ist eher nebensächlich. Interessanter ist wie viele Kollegen diese Meldung bis dahin übernommen hatten. Wer dann noch einen Stauner draufsetzen will könnte fragen: Wie konnten die BILD als Springer Presse den Mauerfall vergessen?

War hier vielleicht eine weitere PISA Test Lücke auffällig geworden?Warum haben die den eigentlichen Skandal der Zahlen nicht bemerkt? Kurz nachgedacht blickt man ein bisschen genauer in die von BILD veröffentlichte „was kostet tägliches Leben“ Aufstellung, so werden ganz andere Skandale sichtbar. So sind zum Beispiel die monatlichen Ausgaben für Fitness Studios (42,68 Euro) mehr als doppelt so hoch wie die für Kultur (19,45 Euro – Theater, Kino usw.), die monatlichen Ausgaben für Maniküre / Pediküre übersteigen die Summe der Kosten für Museum + Zoo Besuche (5,92 Euro + 6,62 Euro).

Gute Nachrichten vom Bundesgerichtshof – Kinder Kram ist erlaubt!

Lange ist der Streit um Kinderzeit und Kinder Kram nicht mehr so erbittert geführt worden wie in den letzten Monaten. Anders als es zu vermuten wäre, handelt es sich hierbei nicht um eine politische rechts, links, mitte grün-gelb Diskussion, sondern um ein Anliegen, welches weltweit agierende Konzerne seit geraumer Zeit entzweit.

Mangels einer gütlichen Einigung musste es richterlich und jetzt auch endgültig durch den BGH entschieden werden, wer Kinder Kram produzieren und wer Kinderzeit für sich nutzen darf. Nach Ansicht der Klägerin steht es ihr alleine zu Kinder Kram zu produzieren und Kinderzeit zu nutzen, allen anderen, die den als Marke geschützten Begriff „Kinder“ für ihre Zwecke nutzen möchten haben kein Recht dazu.

Kinder: Riegel vorgeschoben

Der von Ferrero propagierte Kinder Markenschutz fand vor dem I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs allerdings keine Kinder Friends. Dort schob man dem Kinder Markenschutz einen Riegel vor. Die Nutzung dieser Kinder Schokolade Begriffe sei nur dann durch den Markenschutz berührt, wenn die optische Anmutung an die geschützte „Kinder“ Marke von Ferrero erinnert. In der Folge wurde die Klage entsprechend abgewiesen. Bueno wird sich Haribo gedacht haben, die jetzt verspätet zum Kinder Kram ansetzen könnten, wenn sie wollten.

Wer sich jetzt fragt „Was soll der Kinder Quatsch“ muss keine Angst haben von Ferrero dafür belangt zu werden. Die Erwähnung des Wortes Kinderquatsch steht glücklicherweise nicht im Zusammenhang mit einem möglichen Konkurrenzprodukt der Ferrero Schokoladenprodukte und stellt als solches auch keine Verletzung der Markenrechte dar.

Ähnlich glücklich können sich auch Kindergärten und Kinderkrippen schätzen. Trotz dem dort Kinderzeit verbracht und Kinder Kram angestellt wird, mancherorts die Farben rot, schwarz und blau überwiegen und die Essensausgabe nicht von Ferrero Produkten dominiert wird, stellen sie keine Konkurrenz im eigentlichen Sinne dar.

Das Ende des Paid Content – New York Times stellt Archiv Timesselect kostenlos ins Netz

Die Idee Inhalte kostenpflichtig abzugeben bewegt viele Medienunternehmen bereits seitdem das Internet für Privatanwender nutzbar gemacht worden ist. Abgesehen von diversen Erotikangeboten hat sich der erfolg aber nirgendwo eingestellt. Der Internetsurfer ist in dieser Hinsicht konsequent – er findet sich dort zuhauf, wo Informationen nicht nur aktuell, sondern vor allem kostenlos sind.

Einer, wenn nicht sogar der größte Profiteur dieser Situation ist Google. Durch das Adsense Netzwerk ermöglicht es jedem Betreiber einer Interseite Werbung passend zum Content, also dem Inhalt in das eigene Angebot zu integrieren. Dadurch können auch kleine Internetangebote (so wie dieses) einen Unkostenbeitrag einspielen und machen aufgrund ihrer enormen Vielfalt den herkömmlichen Medien nicht nur Konkurrenz, sondern das Leben wirklich schwer.

News York Times Archiv einziges funktionierendes Paid Content Modell

Alleine der drittgrößten amerikanischen Zeitung, der New York Times, war es bislang gelungen ein kostenpflichtiges Archiv zu betreiben, welches genug Abonnenten fand um profitabel zu arbeiten.

Mit rund 780.000 Abonnenten, von denen immerhin fast ein Viertel den vollen Preis von 49,95 USD pro Jahr bezahlten war es der New York Times gelungen hier ein „Es geht doch“ Exempel zu statuieren.

Mit der jetzt getroffenen Entscheidung das New York Times Archiv, Timesselect, welches insgesamt 92 Jahrgänge umfasst weitgehend freizugeben, erhofft man sich einen deutlich Anstieg der Einnahmen aus Werbebuchungen. lediglich bestimmte Artikel aus älteren jahrgängen, werden nach wie vor nur gegen gebühr zu erhalten sein. In diesem Fall, wird aber das herunterladen des Artiels entsprechend kostenpflichtig sein. Anstelle der bislang rund 10. Mio. USD Einnahmen aus den Bezahlabos soll ein Vielfaches durch Werbeeinnahmen erzielt werden. Angesichts der enormen Datenmenge, der Themenvielfalt und dem weltweiten Interesse an NYT Nachrichten sicherlich eine betriebswirtschaftlich richtige Entscheidung.

Inwieweit dadurch Leser vergrault werden lässt sich nur schwer voraussagen, eines ist allerdings klar – auch in Deutschland hat eines der Meinung führenden Medien konsequent auf Informationsteilung in Heft und Internet gesetzt, ohne dabei verhältnismäßig viele Käufer der Heftausgabe zu verlieren. Vielleicht kann NYT sich mal bei der Spiegel Redaktion umschauen, dort wird „es geht beides“ praktiziert, ohne dabei einen Ansehensverlust zu erleiden.

Apple iPhone nur bei der Telekom

Wer in Deutschland das zurzeit coolste technische Spielzeug der Gegenwart haben möchte, wird um einen Telekomvertrag nicht herumkommen. Wie heute bekannt wurde hat die Deutsche Telekom Tochter t-mobil exklusiv den Zuschlag für Deutschland erhalten und wird damit alleiniger Anbieter des ersten Apple Mobiltelefons werden.

Mit einem Preis von 399,- Euro zzgl. T-Mobil Vertrag werden die Geräte ab November in den Handel kommen. Nicht nur die Exklusivität des Vertriebs, auch das Kostenmodell ist einmalig auf dem deutschen Markt, anstelle der üblichen Subventionierung des Handys zu Gunsten des Kunden, wird es hier einen Festpreis geben, an dem – das ist das zweite Novum Apple mitverdient. Wer also ein Apple iPhone erwirbt kann sich sein, dass er auch an Apple einen Unkostenbeitrag für die Entwicklung entrichtet hat.

Über die vertraglichen Details gibt’s es aktuell keine Informationen, anzunehmen ist aber, dass zunächst keine Datentarife angeboten werden, bei aller Innovation in Design und Benutzerführung hat man bei Apple leider den aktuellen Stand der Datenübertragung leicht vernachlässigt. Mit dem ersten UMTS-fähigen iPhone in Deutschland ist erst zu Beginn des nächsten Jahres zu rechnen. Bis dahin müssen sich die Nutzer mit dem Mobilfunkstandard EDGE begnügen, der aus Gründen der Stromersparnis und damit der Akkulaufzeit den Vorzug vor UMTS und HSDPA erhalten hat.

Echten Apple Fans wird das nach einem kurzem Moment des Nachdenkens egal sein, sie sind es gewohnt, das bei Apple Benutzerführung und Produktdesign den Vorzug vor technischem Schnickschnack der allerneuesten Sorte erhalten. Deshalb laufen die meisten Apple Produkte auch deutlich stabiler als z.B. Windows Systeme und sehen deutlich schicker aus.

Zur Feier des Tages hat t-mobil übrigens die Startseite gegen eine Apple iPhone Seite getauscht, wer mal über das aktuelle Angebot schauen mag – hier gibt’s die Möglichkeit sich immer aktuell halten zu lassen: t-mobile iPhone Newsletter

Königreich Belgien bei eBay zu ersteigern

Genervt von der Untätig- und vielleicht sogar Unfähigkeit seiner Landsleute hat ein belgischer Journalist zum Ausverkauf gebeten. Gerade mal 15 Minuten habe das Erstellen des Verkaufstextes gedauert, so wird Gerrit Six zitiert. Etwas länger dauerte es dagegen, bis die Auktion von eBay gestoppt wurde. Unrealistische Dinge, so eBay können nicht verkauft werden. Nun ja, lieber Belgier – das würde ich mir dann auch nicht gefallen lassen wollen.

Richtige Begeisterung wollte bei den Auktionsteilnehmern auch nicht aufkommen. Obwohl das Staatsgebiet Belgien als ganzes angeboten wurde, stand das Gebot für Belgien bei zuletzt 10 Mio. Euro. Nachteilig wirkte sich vermutlich der als Makel ausgewiesene defizitäre Staatshaushalt aus, welcher laut Six rund 300 Mrd. Schulden beträgt.

Ganz im Stile eines guten Verkäufers rät Six den potentiellen Investoren zur Zerteilung des ganzen. Einzeln weiter veräußert wären Flandern, Wallonien und Brüssel deutlich mehr wert, als gemeinsam.

Die gesamte Aktion steht vor dem Hintergrund der anhaltenden Regierungslosigkeit des belgischen Staates. Seit bereits 100 Tagen versucht eine vom König eingesetzte Instanz herauszufinden werden am Besten mit der Regierungsbildung beauftragt werden könnte.

Kurz nachgedacht könnte man vielleicht vermuten: Eine Wahlwiderholung würde Sinn machen. Wenn keiner gewonnen hat und keiner Willens ist sich für den (vielleicht auch nur) vermeintlichen Sieg zum Sieger erklären zu lassen, dann haben es die Beteiligten nicht verdient. So gesehen ist Belgien auch keine 10 Mio. Euro wert und die Aktion von Gerrit Six ein voller Erfolg. Wie sonst hätte soviel Öffentlichkeit geschaffen werden können mit einem solch kleinen Aufwand.

Und, lieber Belgier, wenn das alles nicht funktioniert, ab Oktober steht mit Edmund Stoiber ein tatkräftiger und durchsetzungsstarker Politiker in Brüssel zur freien Verfügung, wenn man ihn bitten würde, würde er bestimmt nicht …