Verbraucherzentralen im Finanzberatungs-Test

Die Mitglieder des Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. also Finanzdienstleister im Allgemeinen und Versicherungsmakler im Besonderen müssen sich in regelmäßigen Abständen die Schelte der Verbraucherzentralen abholen. Diese holen (das ist auch gut so) im Sinne des unbedarften Verbrauchers immer mal wieder stichprobenartig Beratungen der verschiedenen Geldhäuser und Versicherungen ein und feststellen dabei öffentlichkeitswirksam fest, dass diese sind nicht immer so fundiert und korrekt sind, wie dies die Werbung der Unternehmen verspricht und der Kunde eigentlich auch verdient hat.

Gemeinsam mit der Fachzeitschrift procontra hat der Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (AfW) jetzt genau dasselbe durchgeführt und bei den verschiedenen Verbraucherzentralen um Rat zu Anlagestrategien gebeten. Das Ergebnis ist analog den Erkenntnissen, die regelmäßig durch Verbraucherzentralen gewonnen werden – uneinheitlich aber überwiegend positiv.

Ausnahmen bestätigen die Regel – Verbraucherzentrale NRW mit mangelhafter Neutralität

Die Tester, die sich auf kostenpflichtigen Hotlines der Verbraucherzentralen mit dem Wunsch 10.000 Euro anzulegen meldeten wurden überwiegend zu einem Beratungsgespräch in die jeweilige Geschäftsstelle gebeten um dort eine ausführliche Beratung durchzuführen, die auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingeht. Überwiegend bedeutet allerdings auch, dass nicht alle Hotlines derart zugeknöpft waren. Es gab mit der Verbraucherzentrale NRW auch die weniger löbliche Ausnahme, die auf konkrete Rückfragen verzichtete und anstelle dessen einfach den telefonischen Rat zum Kauf von Aktien und einer konkreten Bank für die Geldanlage gab. Ein Vorgehen, das zwar vielleicht löblich, aber eben nicht im Sinne der Verbraucherzentralen ist, die sich selbst enge Reglementierungen auferlegt haben um eine neutrale und zweckdienliche Beratung am Verbraucher vorzunehmen.

So kommt es wie es kommen musste, der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung fordert die Verbraucherzentralen auf sich in Fragen der Finanzberatung den gleichen gesetzlichen Regeln zu unterwerfen, die auch für die Finanzberatung durch Banken, Makler oder Versicherungen gelten – d.h. sachkundiges Personal und transparente Beratung, die durch ein Beratungsprotokoll dokumentiert wird. Das mag für die Verbraucherzentralen ein Mehraufwand sein, ist aber – auch das ist gut so – sinnvoll und wahrlich im Sinne des Verbrauchers.

Finanzdienstleistungsberatung der Verbraucherzentralen im Test

Der organisierte Verbraucherschutz ist neben der Stiftung Warentest so etwas wie das Gütesiegel für Produkte und Dienstleistungen jedweder Art. Was Verbraucherschützer für gut befinden ist es auch, so sah ich das zumindest bisher. Und – wer kritisiert, der sollte unabhängig sein, umso überraschender fand ich es, dass Verbraucherschützer auf Basis von Stundenhonoraren zwischen 45 und 120 Euro eine Finanzberatung am Verbraucher anbieten und sich diese gar nicht mal so sparsam vergüten lassen. Da bietet es sich doch an, einmal zu prüfen, wie gut die Tester der Banken denn die eigene Beratung organisiert haben.

Auch das Hamburger Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) fand die Frage „Wie unabhängig ist die Beratung bei Verbraucherzentralen“ scheinbar für interessant und gab dem Kölner Marktforschungsinstitut You Gov Psychonomics den Auftrag eine Stichprobenartige Prüfung der Beratung durchzuführen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen, das durchschnittliche Ergebnis ist gut, die Beratung aber teilweise mit Mängeln behaftet. So wurde das Thema Altersvorsorge – und wie lege ich einen monatlichen Betrag von 150 Euro sinnvoll für das Alter an – teilweise in weniger als einer Stunde abgehandelt, ohne die eigentliche Lebensplanung oder mögliche Wünsche des Beratungskunden überhaupt aufzunehmen.

Auch bei Verbraucherzentralen ist nicht jede Beratung perfekt

Als ebenfalls irritierend empfanden die Tester der Tester, dass Beratungsgespräche durch Telefongespräche des Beraters unterbrochen und zu Lasten der Beratungszeit gegangen sind, was nicht nur grob unhöflich, sondern im Zweifelsfall auch teuer ist, wenn die Abrechnung nach Stunden erfolgt.

Deutlich positiv wurde dagegen die Produktauswahl der Verbraucherzentralen-Berater, diese passten zum Anlageziel und wurden unabhängig von Provisionsstreben und persönlichen Vorlieben des Beraters ausgewählt, so dass von 9 durchgeführten Stichproben immerhin 8 als mittelmäßig aber ausreichend bis ausgezeichnet bewertet wurden. Durchgefallen ist nur ein Berater, dessen Leistung „schlecht“ und entsprechend unzureichend war.

Es kommt eben doch immer darauf an, an wen man gerät

Damit befinden sich also auch Verbraucherzentralen in der komfortablen Situation eine passende, aber eben nicht durchweg gute Beratung zu leisten und müssen eigentlich das Fazit verschiedener Bank-Beratungstest auch auf für die eigene Beratung gelten lassen: Es kommt eben doch immer darauf an, an welchen Berater man als Kunde gerät – und – ein bisschen Grundwissen sollte man sich in jedem Fall vor der Beratung aneignen, dann erkennt man bei Banken wie auch Verbraucherberatungen wer zu den guten Berater gehört und wer nicht.