Riester im Auftrag von Rürup

Von wegen Rente, die Herren Rürup und Riester, beide mittlerweile im Rentenbezugsalter angekommen, starten auf ihre alten Tage noch einmal richtig durch. Im Rahmen der Maschmeyer Rürup AG Büroeinweihung in Frankfurt am Main, trafen die drei Väter der privaten Altersvorsorge aufeinander und offenbarten auch ein Jahrzehnt nach der Erfindung der privaten Altersvorsorge – besser bekannt als Riester-Rente und Rürup-Rente, großes Zusammengehörigkeitsgefühl.

Altkanzler Schröder unter den Gratulanten

Während Altkanzler Schröder – der einstmals die Idee der privaten Altersvorsorge in die Politik hievte – zum feiern vorbei gekommen war und die beiden Unternehmensgründer Carsten Maschmeyer (Ex-AWD-Chef und AWD Unternehmensgründer) und Bert Rürup (Ex-Wirtschaftsweiser und Ex-Professor der Uni Darmstadt) zu ihrem gemeinsamen unternehmerischen Vorhaben beglückwünschte, schaute mit Walter Riester auch noch der damals zuständige Bundesminister bei der Einweihungsparty vorbei. Jener Riester, der die private Altersvorsorge massentauglich und die Riester-Rente zur Volksaltersvorsorge gemacht hatte.

Angesichts des an diesem Abend in Frankfurt versammelten Wissens um die private Altersvorsorge war es kaum überraschend, dass die neue Maschmeyer Rürup AG vornehmlich Versicherungen und Finanzdienstleister in dem Geschäftsfeld der privaten Altersvorsorge beraten möchte und ganz nebenbei das passende Netzwerk, bestehend aus Wirtschaft und Politik an einem Ort zusammenbrachte.

Walter Riester berät zum Thema Riester-Rente

Eine Überraschung hatte das Start-Up Maschmeyer Rürup AG dann allerdings doch zu verkünden, der ehemalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester wird neben seiner Tätigkeit als Aufsichtsrat der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment (Union Asset Management Holding AG) auch als Mitarbeiter der Maschmeyer Rürup AG tätig werden. Das erscheint nur unternehmerisch konsequent, denn wer könnte besser zu diesem Thema beraten, als der, der es politisch verantwortet hat.

Finanztest rechnet nach – Riester Rente lohnt sich doch

Die kurze Geschichte der staatlich geförderten, privaten Altersvorsorge, kurz Riester-Rente genannt, ist eine bewegte. Kaum beschlossen wurde sie auch schon fast wieder vergessen. Niemand wollte eine solche Riester-Rente haben, galt sie doch nur für Familien mit vielen Kindern als lohnende Altersvorsorge – und viele Kinder hat kaum noch eine Familie in Deutschland. So wurde ein bisschen nachjustiert um Versicherungen, Vertrieb und zuletzt natürlich auch dem aufgeschlossenen Altersvorsorge Bedürftigen das Konzept schmackhaft zu machen.

Dennoch, so richtig in Schwung gekommen ist Lust an der privaten Vorsorge erst kurz vor dem Erreichen der höchsten Förderstufe nach der jetzt jedem Bundesbürger 154 Euro pro Jahr staatliche Zulagen winken, sofern er denn 4 Prozent seines Einkommens oder maximal 2.100 Euro in einen solchen geförderten Altersvorsorge Vertrag einzahlt. Etwa 13 Mio. solcher Verträge soll es zum Ende des Jahres 2009 gegeben haben, das ist verglichen mit der Gesamtbevölkerung wenig, im Hinblick auf die arbeitende Bevölkerung aber schon eine ganz gute Quote irgendwo zwischen 30 und 40 Prozent der in Arbeit befindlichen Personen.

Herbst 2009 geprägt von Kritik an Riester-Rente

Kaum hatte sich die Botschaft von einer sinnvollen Riester-Rente herumgesprochen, folgte im letzten Herbst das Dementi. Eigentlich, so hackten verschiedene Medien auf dem Konzept herum, wäre es doch nicht so sinnvoll. Stornos und Nachfragerückgang waren die Folge, nachgerechnet hat aber scheinbar niemand so wirklich.

Finanztest hat Riester- und Rürup-Rente gerechnet

Stiftung Warentest hat sich die Mühe gemacht und in der aktuellen Ausgabe einen Blick auf die tatsächliche Rendite der verschiedenen Altersvorsorge Möglichkeiten geworfen und das ist löblich nachgerechnet. Die Erkenntnis erstaunt: Die gesetzliche Rente ist gut, die Betriebsrente sogar besser da Sozialabgaben befreit, die Riester-Rente und auch die Basis-Rente (Rürup-Rente) sind auch gut sofern der Beitragszahler einen staatlichen Zuschuss (Riester) oder einen steuerlichen Vorteil (Rürup) daraus ziehen kann.

Nur wer in eine private Rentenversicherung einbezahlt ohne die eine oder andere Subvention zu erhalten hat quasi keinen Vorteil, hier frisst die Inflation die zu erzielende Rendite auf.

Eine Empfehlung gibt Finanztest wie so oft nur unter Vorbehalt, allerdings kann man mit gutem Gewissen sagen, dass die einzig sinnvolle Lösung zur eigenen Altersabsicherung eine Kombination der Möglichkeiten darstellt. Nutzen Sie also die Altersvorsorge Möglichkeiten, die Ihr Arbeitgeber anbieten, schließen Sie ruhig eine kleine Riester Rente ab und vertrauen als Basis auf die gesetzliche Rente. Auch wenn eine der drei Varianten nicht das gewünschte Ziel erreicht, Sie erzielen dennoch eine schöne Altersrente von der es sich vielleicht auch in ferner Zukunft trotz Inflation noch gut leben lässt?

Inflation? Ja. Angenommen es gäbe die nächsten 30 Jahre (also bis zu Ihrer Rente) eine Inflationsrate von 2,5 Prozent (2008 waren es ca. 2,6 Prozent) dann entsprächen heutige 1.000 Euro zu Ihrem Rentenbeginn einer Kaufkraft von 476 Euro.

Weitere Informationen und einen Rechner für verschiede Sparanlagen (inkl. Inflation) finden Sie hier: Finanztest Altersvorsorgerechner

Bert Rürup in Kurzarbeit

Die Krise des Finanzsektors geht auch an beratenden Chefökonomen wie Bert Rürup nicht vorbei. Wie zu vernehmen ist, ist der Swiss Life, dem Hauptaktionär seines Arbeitgebers AWD die Kostenbelastung durch das Rürup’sche Gehalt ganz einfach zu hoch. Kosten senken heißt nach einem schlechten Jahr 2009 die Devise und die macht auch vor großen Namen und ehemaligen Wirtschaftsweisen nicht halt.

Einvernehmliche Lösung – weniger Engagement für AWD

So kommt es, dass Bert Rürup, Initiator der Basis-Rente, jener staatlich geförderten Altersvorsorge für Selbstständige und Freiberufler die auch Rürup-Rente genannt wird, demnächst auch anderen Unternehmen und Auftraggebern für sachlich wie auch fachlich kompetente Beratung zur Verfügung stehen kann. Die Regelung sei, so heißt es, im Einvernehmen getroffen worden und ändere nichts an der Position als Chefökonom des ehemaligen Professors der Universität Darmstadt.

Der Betroffene wird diese Form der Kurzarbeit vermutlich begrüßen, hatte seine Reputation durch das Engagement bei einem ehemaligen Strukturvertrieb (oder ist es immer noch einer?) deutlich gelitten. Wie die Süddeutsche Zeitung süffisant anmerkte könnte sich der Gesinnungswandel bereits seit einiger Zeit angedeutet haben, zumindest interpretiert man den Titel der Oktober-Kolumne „Nur ein Narr ändert seine Meinung nie“ in genau dieser Weise.

410.000 Rentner auf Grundsicherung angewiesen

In Rente zu gehen wird immer mehr zu einem finanziellen Risiko wie es scheint. Einer aktuellen Erhebung zufolge sind mittlerweile 410.000 Rentner auf die staatliche Grundsicherung (Sozialhilfe) angewiesen, da die eigenen Renteneinkünfte nicht ausreichen um den Lebensalltag zu bestreiten. Wer jetzt annimmt, dass es sich hierbei überwiegend um Frauen handelt, die während Ihres Arbeitslebens in Teilzeit gearbeitet haben und deshalb einen geringeren Rentenanspruch erworben haben, der irrt. Lediglich knapp mehr als die Hälfte (56%) der Betroffenen Personen sind weiblich, im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil männlicher Bezieher der Grundsicherung im Rentenalter mit plus 6,1 Prozent sogar deutlich schneller als die der weiblichen mit plus 3,8 Prozent.

Insgesamt beziehen derzeit rund 768.000 Deutsche, die aus Alters-, Krankheits- oder Behinderungsgründen nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen einen Zuschuss zur Alters-, Berufsunfähigkeits- oder Invalidenrente.

Fachleute erwarten für die kommenden Jahre einen weitern Anstieg der Unterstützungsbedürftigen, da dann langsam jene Jahrgänge in Rente gehen werden, deren Arbeitsbiographien viele Jobwechsel und Arbeitsunterbrechungen aufweisen, was die spätere Altersrente deutlich mindert und dadurch den Anspruch auf Grundsicherung eintreten lässt. Staatliche geförderte private Altersvorsorge mittels der Riester-Rente oder Rürup-Rente wird also wichtiger denn je, allerdings werden sich viele der heutigen Beschäftigten keine ausreichende Zusatzrente ersparen können. Zu gering die eigenen Einkünfte als das für die Altersvorsorge viel übrig bleiben würde.

Es scheint fast als hätte sich die seit den 60er Jahren auf Wachstum und Sozialtransfer eingestellte Bundesrepublik bereits vor vielen Jahren an der Last der finanziellen Zukunft verhoben. Ausbaden müssen das allerdings Kinder und Kindeskinder dieser Generation, die eigentlich nur hoffen kann, dass Eltern und Großeltern einen größeren Spargroschen hinterlassen.

FINANZtest testet Rürup-Renten

Im Zuge der allgemeinen Riester-Renten Aufklärung sind Begriffe wie Rentenlücke, private Altersvorsorge oder dynamische Beitragsentwicklung mittlerweile Begrifflichkeiten, bei denen man in weiten Teilen der Bevölkerung auf zustimmendes Nicken trifft. Ja, das ist eine gute Sache, das mit der Riester-Rente, da herrscht Einigkeit. Vorausgesetzt der Gesprächspartner ist nicht grade Selbstständig oder Freiberufler. Diese eigentlich solvente Bevölkerungsschicht wird nicht durch die Riester Renten Förderung bedacht und ist entsprechend wenig interessiert. Doch auch hier – da herrscht zumindest bei den Produktanbietern und den mit diesem Themengebiet betrauten Politikern herrscht eine klare Unterversorgung.

Basis-Rente das Rürup-Renten-Konzept

Stiftung Warentest hat sich  jetzt in der aktuellen Finanztest Ausgabe mit Rürup-Renten auf Versicherungsbasis (also ohne Investmentfonds) beschäftigt und zwei Direktversicherer zu Siegern erklärt. Ausschlaggebend für die vorderen Plätze von Cosmos Direkt und Europa Versicherung war vor allem die ungleich höhere garantierte Rente. Kein Wunder, können Direktversicherer ganz einfach eine mittelgroße Summe an Vertriebskosten einsparen und somit über die längere Laufzeit des Rürup-Renten Vertrags vor allem durch den sich verstärkenden Zinseszins-Effekt messbare Rentenvorteile erzielen.

Dennoch wird sich an der allgemeinen Skepsis gegenüber der Basis-Rente vermutlich wenig ändern. Das in einem solchen Vertrag angesparte Guthaben ist weder vererblich noch kann es bei vorzeitigem Ableben des Versicherten zu einer wenn auch nur zeitweiligen Versorgung der Hinterbliebenen herangezogen werden. Oder anders gesagt: Stirb der Basis-Rente  Versicherungsnehmer, ist das eingezahlte Vermögen weg.

Steuern sparen mit Rürup-Rente

Die Gründe für den Abschluss einer solchen Basisrente sind also eher überschaubar. Ein guter ist die Möglichkeit die eingezahlten Renten-Beiträge zumindest anteilig steuerlich geltend machen zu können. Als Vorsorgeaufwendungen für die Rürup-Rente sind immerhin bis zu 20.000 Euro pro Jahr mit einem steigenden prozentualen Anteil absetzbar (für 2008 z.B. 66% d.h. 10.000 Euro Beitrag ergeben einen Steuer mindernden Einkommensanteil von 6.600 Euro).

Rürup-Rente betriebswirtschaftlich unsinnig?

Selbständige und Freiberufler sind es gewohnt Kosten und Nutzen finanzieller Aufwendungen zumindest grob vorab zu berechnen. Im Falle einer Rürup Rente Vorsorge ergibt das ein erstaunlich schiefes Bild. Nimmt man z.B. den FINANZtest Testsieger CosmosDirekt. Hier werden während 25 Jahren jeweils 6.000 Euro jährlich in eine solche Rürup-Rente eingezahlt. Dafür garantiert der Versicherer den Spitzenwert von 821 Euro monatlicher Rente. Das mag auf den ersten Blick überzeugen, entspricht aber genau genommen einer durchschnittlichen Verzinsung von knapp 3,9% ohne späteren Kapitalverzehr.

Oder anders gesagt – ein durchschnittlicher Fondssparplan ermöglicht über einen längeren Anlagezeitraum eine durchschnittliche Wertentwicklung von etwa 7%. Bei gleicher Einzahlung (ohne Ausgabeaufschlag) und späterer Umschichtung in einen Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr ergibt sich eine monatliche Rente von über 2.300 Euro. Diese ist zwar nicht garantiert, bietet aber genug Puffer um die Versicherungslösung auf jeden Fall zu übertreffen und kann im Falle eines vorzeitigen Ablebens vererbt werden.

Vielleicht nimmt FINANZtest in einer späteren Ausgabe einmal den Vergleich von fondsgebundenen Rürup-Renten zu Versicherungslösungen vor. Das Ergebnis wäre sicherlich interessant und könnte vielleicht doch den einen oder anderen potentiellen Rürup-Rentner zu einer solchen privaten Vorsorge bewegen.