So darf man in einer Partei mit dem C im Namen nicht miteinander umgehen …

… schrieb Josef Göppel, Unions-Obmann im Bundestags-Umweltausschuss, an CSU-Chef Seehofer und die Bundeskanzlerin und kritisierte damit weniger den Entschluss einen neuen Umweltminister einzusetzen und mehr die Art und Weise wie dies geschehen ist.

Dass „es“ überhaupt geschehen ist wundert wiederum eher Personen außerhalb der CDU, die Angela Merkel in verschiedenen Kommentaren vorwerfen, sie wolle mit dem Rauswurf Röttgens vor allem sich selbst schützen.

Als parteiloser Zuschauer kann man sich da eigentlich nur wundern, denn – vor wem sollte die Kanzlerin Angst haben? Die Wähler haben Ihrer Partei ein Mandat zur Regierungsbildung erteilt und Angela Merkel ist die Chefin. Außer dem Wahlvolk kann ihr eigentlich niemand – außer vielleicht sie sich selbst und das eher mit lästigen Affären gefährlich werden. Wer aber so konsequent private Selbstdarstellung verzichtet wie die Kanzlerin, der bietet hier wenig Angriffsfläche. Röttgen zu entlassen kann also eher wenig mit Selbstschutz zu tun haben.

Die Art und Weise ist für politische Entscheidungen – und das nicht nur für Parteien mit dem C – wahrlich bemerkenswert. Allerdings ist zu vermuten, dass Röttgen selbst kräftig an diesem Ausgang beteiligt war, lange bevor es sich dessen bewusst wurde.

Nehmen wir den CDU Landesverband NRW, den er scheinbar vor allem deshalb führte weil es der Karriere diesen Kick gab, der ihn zum Bundesminister machte. Dass auf dem Weg an die Spitze des Landesverbands alte Freunde und Weggefährten aus dem Weg geräumt wurden? Nun, so was passiert. Ärgerlich nur, dass die rot-grüne Minderheitsregierung in NRW einen verfassungswidrigen Haushalt einbracht und auf einmal Neuwahlen anstanden. Selbst jetzt noch hätte er mit dem Verweis auf sein Amt als Bundesminister einen anderen Kandidaten ins NRW-Rennen gehen lassen können.

Hatten Röttgen schon vorher alle es gut meinenden Geister verlassen?

Das hätte dem eigenen Ruf geschadet und den Sprung nach ganz oben mindestens um Jahre verzögert, aber es wäre eine der CDU dienliche Lösung gewesen. Möglicherweise war Röttgen schon hier von allen es mit ihm gut meinenden Geistern verlassen und zog aus NRW zu erobern. Leider stieß er dort auf die herzlich-offene Volksgruppe der Rheinländer und die wollten ehrliche Antworten. Das war unfair von Bürgern, denn die Antwort auf D’dorf oder Berlin, die wusste er selber nicht und wurde am Wahlsonntag herzlichst dafür bestraft.

Dass alles ist auch schon anderen passiert, insofern war es konsequent das Röttgen sein Schuld eingestanden und um Vergebung gebeten hat. Blöd nur, wenn man schon vor der Wahl weiß, dass man sie verlieren wird, und dann die Schuld auf die eigene Chefin lenken möchte. Auch blöd, wenn man das zerstörerische Potential dieser Taktik nicht erkennt und nach der Wahl nicht in D’dorf bleibt um den Bockmist den man mit sich seiner Karriereplanung geleistet hat wieder gut zu machen. Das hätte sich als Karriereturbo entwickeln können, wenn der zweite Anlauf besser geklappt hätte. So flüchtete Röttgen sich zurück in preußische Welt nach Berlin und wollte weitermachen wie bisher und beging den vielleicht schwersten Fehler: Er wolle das Amt gerne weiterführen soll er gesagt haben und verdeutlicht damit eine Einstellung die Seehofer in einem bemerkenswerten ZDF-Interview anprangerte: Es handelt sich nicht um einen Job den man je nach Wunsch erledigen kann, sondern um ein Amt, dass es zu führen gibt. Eine Position an der Spitze eines Ministeriums, die Wählerwillen umsetzt, den die Partei irgendwie in ihr Parteiprogramm eingearbeitet hat.

Diese Position und das Projekt Energiewende braucht Führungspersonal das Anweisungen gibt, klare Regeln aufstellt und etwas bewegt. Es braucht keinen Röttgen der sich um jede klare Meinung drückt. Wirft man der Kanzlerin vor sie habe mit Röttgen schon wieder einen potentiellen Top-Nachwuchspolitiker aus dem Amt getrieben so muss ich als Wähler klar feststellen: Ich mag Politiker ohne Homestory, Beckmann oder erschummelte Titeln mit Entscheidungskraft und guter Arbeit überzeugen deutlich lieber als die Guttenbergs und Röttgens.

Leider schaffen es diese Typen nur selten an die Spitze von Landesverbänden und vor allem deshalb, ist es wohl immer schwieriger Personal zu finden, dass den Aufgaben gerecht wird – ein Problem mit dem die CDU im Übrigen nicht alleine dasteht. Da wäre z.B. Die Linke, in der sich Lafontaine aus dem Ruhestand holen will. Die Grünen bei denen der Kandidaten fähige Nachwuchs wohl alleine aus Cem Özdemir zu bestehen scheint. Oder auch die CSU die Markus Söder als Allzweckkandidaten einsetzen.

Darf man nun so miteinander umgehen, Partei hin oder her? In diesem Fall dürfte der Kanzlerin keine andere Wahl geblieben sein. Bei Norbert Röttgen handelt es sich nicht um einen normalen Angestellten, sondern um den Chef eines Amtes. Und wenn der seinen Laden nicht im Griff hat, der Chef das Ziel nicht mehr vor Augen hat und man ihm die Zielerreichung nicht mehr zutraut, gar die ganze Unternehmung gefährdet wird, dann ist der Chef-Wechsel unausweichlich. Das ist in Privatwirtschaft, im Sport und auch in Politik so.

So sehen Sieger aus …

… riefen nicht nur die Jusos, Hannelore Kraft, alte und neue Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen zu. Mit Engagement für Landespolitik und Bürgernähe schickte die NRW SPD-Chefin am heutigen Wahlsonntag ihren CDU Kontrahenten Norbert Röttgen mühelos in das politische Abseits – und beendete, wenn man dem einen oder anderen Kommentator glauben darf, die Karrierepläne des Norbert Röttgen im Bund zumindest vorerst.

Dass die CDU diese Wahl nicht gewinnen wird zeichnete sich bereits in den letzten Wochen ab. Zu wenig charismatisch ging Röttgen an die Sache, zu sehr war er in seiner Rolle als Bundesminister gefangen als dass er die Herzen rheinischen Wahlvolkes erwärmen konnte.

Siege werden nicht geschenkt, sondern mit Überzeugung erarbeitet

Interessanter als die geringe Menge der eingesammelten CDU-Stimmen dürfte aber die grundsätzliche Aussage dieser Wahl sein: Die Wähler wollen ernst genommen werden. Sie möchten Personen zur Auswahl haben, die sich mit der Aufgabe identifizieren können und nicht jemanden der über hinlängliche Prominenz verfügt und ggf. auch Kenntnisse und Verbindungen mitbringt, die für das künftige Amt von Vorteil sind. So ging es in diesem Jahr bereits der Frankfurter CDU, die den sicheren CDU Oberbürgermeister Posten von Petra Roth völlig siegessicher an den amtierenden hessischen Staatsminister des Inneren und für Sport, Boris Rhein, übergeben wollte.
Der smarte Spitzenkandidat machte einen guten Eindruck, konnte aber einfach zu wenige Wähler davon überzeugen den Posten wirklich gerne zu übernehmen und sich von seinem Amt als Innenminister zu verabschieden. Also wählten viele Frankfurter einfach mal SPD und Peter Feldmann und überraschten CDU, SPD und sich selbst mit dem Ergebnis.

Siegen, das hat im Übrigen auch das gestrige DFB-Pokal Finale gezeigt, muss man wollen. Können alleine ist gute Voraussetzung, aber wenn nicht zu 100% bei der Sache ist, den Gegner nicht von seinen eigenen Absichten überzeugen kann, dann verstärkt sich schon mal Trend des Misserfolgs. Das gilt für den FC Bayern wie für aufstrebende Volksvertreter.

Griechenland will Inseln nicht verkaufen

Die frohe Botschaft über deutsche Vorschläge zur Bewältigung der Griechischen Finanz- und Schuldenmisere erreicht mich via Nachrichtensender. Genauer gesagt über n-tv das ungewohnt subjektiv über einen Vorschlag der regierenden CDU und FDP Regierungspolitik berichtete, in dem Deutsche Politiker parteiübergreifend den Verkauf Griechischer Staatseigentümer – und explizit – Griechischer Inseln forderten. Um noch exakter zu werden: Eigentlich gelangte diese Information über meine noch müden Gehörzellen in das frühmorgendlich reichlich langsam arbeitende Mittelhirn nur deshalb, weil der irgendwo zwischen Ironie und Spott angesiedelten Kommentatoren-Unterton verriet, dass der produzierende Redakteur ganz offensichtlich vergeblich bemüht war Objektivität und Distanz zu diesem Vorschlag zu wahren. Möglicherweise war ich also nicht der einzige, der sich des spontanen Fremdschämens nicht erwehren konnte.

Dieses zuletzt vor allem bei Borat-Filmen unangenehm auftretende Gefühl ließ sich leider auch nicht durch einen Blick in die weitere Presse vermeiden. Es handelt sich, so man WELT Online glauben mag um einen Finanzexperten, der sich zu diesem Insel-Verkaufsansinnen äußerte und damit die ohnehin bereits im Sinkflug befindliche Popularität der eigenen Partei eher befördern als bremsen könnte. Ob Frank Schäffler hiermit versucht die Kritik von Guido Westerwelle abzulenken oder – schlimmer noch – wirklich selbst an diesen Unfug glaubt ist nicht bekannt. Wohl aber, dass Griechenland nach dem Focus Titelbild (fand ich nicht so schlimm) der letzten Woche auch in dieser Woche wieder einen Aufreger aus Deutschland als Unterstützung bekommt.

Deshalb: Liebe Griechen, wir Deutschen meinen es nicht bös. Frank S. auch nicht, insgeheim möchte er nämlich gerne eine Eurer Inseln für Deutschland erwerben um den Butterfahrten nach Helgoland eine Alternative zu bieten. Das würde in den strukturschwachen Gebieten mit Meereszugang neue Arbeitsplätze schaffen und ganz nebenbei der Deutschen Schifffahrtsindustrie zu neuen Aufträgen verhelfen. Das sagt er nur keinem, sonst müsste die FDP wieder ihre Parteispenden überprüfen und vielleicht weitere Namen nennen, die eigentlich besser geheim bleiben sollen.