Inflationsrate steigt, sagt die Bundesbank

Seitdem sich Staaten Geld leihen gibt es auch Inflation. Die mal mehr, mal weniger schleichende Geldentwertung gilt als volkswirtschaftlich durchaus akzeptiertes Mittel, um die Last staatlicher Schuld erträglicher zu machen. Erträglich ist Inflation dabei zumindest solange, wie es der Wirtschaft nicht schadet und die Bevölkerung klagt, aber nicht rebelliert. Damit Inflation weniger deutlich merkbar wird, gibt es regelmäßige Lohnanpassungen, die nicht selten als „Lohnerhöhung“ deklariert werden und den allgemeinen Wohlstand mehren.
Unabhängig davon zu welchem Koalitionsergebnis das Wahlergebnis in Griechenland führen wird, die Schulden die europäische Staaten auf sich geladen haben sind immens. Insofern war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man versuchen würde die Inflationsrate moderat zu steigern um über die Jahre hinweg die Last der Schulden erträglicher zu machen.

An diesem Punkt scheint die EZB angekommen. Zumindest darf man den Kommentar aus der Bundesbank in diese Richtung deuten, die heute gegenüber Medien verlauten ließ, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten wahrscheinlich vorrübergehend über dem eigentlichen Ziel von maximal 2% liegen werde. Die Bundesbank, die sich in früheren Jahren gerne als Wächter der Geldwertstabilität positioniert hat, signalisiert damit anstelle der Politik, dass Deutschland bereit ist ein Stück weit den eigenen Wettbewerbsvorteil, bestehend aus attraktivem Lohn-Stückkosten, aufzugeben.

Lohnerhöhungen die wie zuletzt deutlich über der Inflationsrate liegen mildern zudem – wenn auch in seiner ganzen Größe nur für Fachleute sichtbar – ein Stück weit den Spardruck der europäischen Euro-Währungsnachbarn. Das wird Deutschland auf längere Sicht wahrscheinlich Wettbewerbsfähigkeit kosten, die volkswirtschaftlich betrachtet deutlich teurer werden könnte, als die Bürgschaft für den Euro-Rettungssschirm. Für die meisten Bürger dürfte das aber eher kein Aufreger sein. Für Wirtschaftspolitiker schon eher, sie müssen in ihren Ländern die gegebene Chance ohne großes Aufhebens nutzen und das Beste daraus machen. Oder auch nicht.

Die ersten Leidtragenden der anschwellenden Inflation dürften die Inhaber von Sparkonten sein. Nachdem diverse Banken in den vergangenen Tagen die Guthabenzinsen gesenkt haben wird es immer schwieriger mehr als 2% Zinsen p.a. auf die eigene Spareinlage zu bekommen und damit die Geldentwertung zumindest auszugleichen. So manch einer sagt gar öffentlich: Die Enteignung hat begonnen.

Deutschlands Staatsschulden steigen auf 1,762 Billionen Euro

Mit der Summe von 1,762 Billionen Euro haben die öffentlichen Haushalte in den letzten Jahrzehnten einen wahren Berg an Schulden aufgetürmt, der mittlerweile 73,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Das ruft nicht nur die Steuerzahler vertreten durch den Bund der Deutschen Steuerzahler auf den Plan, sondern besorgt auch die Währungshüter der Bundesbank, die die Bundesregierung aufforderten die Ausgabesituation zu konsolidieren und die Verschuldungsgrenze von 60 Prozent einzuhalten.

Als dringend, wenn nicht sogar zwingend notwendigen Schritt, empfehlen die Fachleute der Bundesbank eine Schuldenbremse, mit der der Staat seine Defizite abbauen soll – oder besser – muss. Das beliebte Kosten verschieben und Nutzen von Gestaltungszeiträumen werde zwar kurzfristige Entlastung bieten, das grundsätzliche Problem aber nicht beheben. Sofern dann die Zinsen wieder ansteigen, müsste der Staat deutlich höhere Zinsen für die Schuldenlast aufwenden und hätte dann erst recht keine Möglichkeit mehr dringend benötigte Investitionen und z.B. Infrastruktur, Bildung oder das Allgemeinwesen zu finanzieren.

Griechenland steuert auf 125% BIP Verschuldung zu

Wie weit Deutschlands Staatshaushalt von griechischen Verhältnissen entfernt ist, zeigt ein Vergleich der Bruttoinlandsprodukt Verschuldungsquote mit anderen Staaten. Trotz 1,762 Billionen Euro Staatsschulden beträgt diese für Deutschland „nur“ rund 73 Prozent. Griechenland steuert im Jahr 2010 auf rund 125% Verschuldung, Tendenz steigend, hin. Ähnlich eingeengt dürften auch die Haushaltspolitiker in Italien (117%) oder Belgien (102%) in den nächsten Jahren agieren, sofern der Stabilitätspakt der EU weiterhin von Bestand sein soll.

Ebenfalls dramatisch gestaltet sich die Schulden Situation in Irland. Während das EU-Musterland noch im Jahr 2007 mit beneidenswerten 25% Verschuldungsquote als Vorzeigeland galt, stieg im Zuge der Immobilien- und Finanzkrise die Verschuldungsrate rapide auf 83 % in diesem Jahr an. Auch für das nächste Jahr kommt aus Dublin keine Entwarnung, ca. 96% wird dann die Verschuldungsquote betragen.