Riester-Rente bremst Wachstum

Da denkt man immer, man hätte langsam alle Argumente für und wider die staatlich geförderte Altersvorsorge, kurz Riester-Rente, gelesen und dann wird man doch wieder neu überrascht. Die aktuelle These lautet: Riester-Rente schadet Wirtschaftswachstum.

Wirtschaftsschädling Riester-Rente kostet jährlich 0,8% Wachstum

Verantwortlich für diese neue These ist das in Berlin beheimatete Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Die Argumentation lautet in diesem Fall: Wenn nicht die Bundesbürger seit 2002 die Möglichkeit nutzen würden im Rahmen einer staatlich geförderten Altersvorsorge jedes Jahr bis zu 4 Prozent Einkommens in eine Riester-Rente einzuzahlen, dann wäre die Wirtschaft seit 2002 in jedem Jahr um zusätzlich rund 0,8% gestiegen.

Außerdem: Wären die für die Alterssicherung aufgewendeten Beiträge stattdessen in den Konsum gegangen, wären nicht nur Arbeitsplätze gesichert worden, es hätte zusätzlich eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung stattgefunden, die für die Sparer eine geringere finanzielle Belastung bedeutet hätte als dies jetzt mit der Riester-Rente der Fall ist.

Kosten der eigenen Altersvorsorge gehen immer mehr zu Lasten der Arbeitnehmer

Konkret bedeutet das, dass die Kosten für die eigene private Altersvorsorge von den Betroffenen alleine zu tragen ist und dadurch zu einer Entsolidarisierung des (Renten-)Systems und höheren Kosten für die Allgemeinheit führt, da rein kalkulatorisch Arbeitnehmer im Jahr 2030 15 Prozent ihres Lohns für die Altersvorsorge aufwenden, wovon 11% auf die Hälfte des Beitragssatzes von 22% und 4% auf die private Vorsorge entfielen.

Würde keine private Altersvorsorge betrieben, die den Rentenbeitrag stabil halte, würde zur der Beitragssatz bei 25% liegen, die Gesamtbelastung würde für Arbeitnehmer allerdings lediglich 12,5 Prozentpunkte betragen, da diese jeweils hälftig von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu tragen sind.

Allerdings – das sagt das IMK leider nicht, würde dies zu einem Anstieg der Arbeitskosten führen, die mit einem deutlichen Wettbewerbsverlust der ohnehin angeschlagenen, da auf Export ausgerichteten, deutschen Wirtschaft einhergehen würde. In der Folge würden Unternehmen verstärkt Arbeitskosten senken, sprich Personal freisetzen und damit nicht nur die Sozialkassen zusätzlich belasten, sondern auch dafür sorgen, dass bei noch mehr immer länger Arbeitsuchenden Bürgern der gesetzliche Rentenanspruch gar nicht erst zu einem sinnvollen Niveau ansteigen kann.

Vorgeschlagene Lösungen?

Keine. Oder vielleicht besser: Die aus Sicht einer Gewerkschaft logische: Jeder sollte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen. Damit hätte man dann wenigstens dafür gesorgt, dass Selbstständigen und Freiberuflern jeden Monat 19,9 % ihrer wie auch immer festgestellten Erlöse zur Alterssicherung abgenommen würden und gar kein Anreiz mehr bestünde Existenzgründer (es gibt wichtigere Gründe – für mich z.B. war dies ein gewichtiger Grund) zu werden.

Was lernen wird daraus? Erstens: Nicht jedes Institut ist frei von politischer Einflussnahme. Zweitens: Sorgen Sie fürs Alters vor, aber verzichten Sie nicht auf Dinge die Ihnen wichtig sind.