Max Schautzer und die Volks-Unze

Nicht wenige Deutsche sehen im Anblick der gigantischen Staatsverschuldung und ausufernder staatlicher „Bankbürgschaften“ die Zeit für eine Währungsreform gekommen und decken sich mit Sachwerten wie Immobilien oder eben den Edelmetallen Gold und Silber ein. Die Nachfrage nach diesen Metallen, die gerne in Form von Münzen erworben werden, ist derart groß, dass Händler Probleme haben den Nachschub der edlen Metalle zu organisieren und die Lieferfähigkeit sicherzustellen.

Volkswillen?

Ist die Nachfrage groß oder ein Produkt besonders geeignet es an eine breitere Bevölkerungsschicht zu veräußern, so schaltete sich in den letzten Jahren immer mal wieder die BILD Zeitung als Kooperations- und vermutlich auch als Gewinnpartizipations-Partner unter dem Logo des „Volks-“ in die Verkaufsförderung ein. Somit sollte es eigentlich nicht überraschen, dass es jetzt auch eine Volks-Unze Silber gibt, die stilecht Quadriga und Eichelblatt auf Vorder- und Rückseite zeigt und von der Staatlichen Münze Berlin über das Münzhaus MDM und BILD an den geneigten Kunden gebracht wird.

Mit Max Schautzer (68 – um im BILD Stil zu bleiben) wurde ein prominenter Fürsprecher gewonnen, der auf die Schönheit und den Sinn einer solchen Anlage hinweist und der vermutlich etwas älteren Münzkäufer Zielgruppe das nötige Vertrauen in den Onlinekauf bieten soll.

Mal abgesehen davon, dass der Preis von knapp 15,- Euro pro Münze inkl. Porto absolut konkurrenzfähig ist, stellt sich aber doch die Frage: Fördert die BILD damit den Glauben an einen möglicherweise bevorstehenden Zusammenbruch des Weltfinanzsystems samt aller Währungen oder greift man einfach den Volks-Wunsch nach einer schönen 1 Unze Silbermünze auf und verschafft Kooperationspartner MDM einen Bekanntheits- und Neukundenschub?

Sind wir nicht alle Piraten?

Die Regierung hat ein wachsendes Piraterie-Problem. Nicht nur am Horn von Afrika, wo die Probleme derzeit vor allem von Franz Josef Jung geklärt werden sollen obwohl sie vielleicht eher in das Ressort von Frank-Walter Steinmeier und Heidemarie-Wieczorek-Zeul passen könnten, nein, die Piraten stehen auch kurz vor Berlin.

Dass sie es soweit geschafft haben liegt vor allem den Regierenden selbst, die sich – unabhängig davon ob sie unter roter, grüner, gelber und nicht zuletzt schwarzer Flagge – dem Wahlkampf hingeben beharrlich weigern irgendwelche zeitgemäßen Themen im Rahmen des Wahlkampfes aufzugreifen.

So kann es kaum verwundern, dass eine Partei wie die Piratenpartei mit einigen wenigen Programmpunkten derart viel Öffentlichkeit und Zustimmung erfährt. Anders als bei den herkömmlichen Splitterparteien des roten, braunen oder christlich programmatischen Randes,die vornehmlich ihre eigene häufig äußerst fragwürdige Weltanschauung allen anders denken aufzwingen möchten, dreht es sich bei den Piraten vor allem um das Schaffen von Gemeinsamkeit.

Freier Zugang zu Informationen, kostenlose Bildung und tiefgreifende Veränderungen des Urheberrechtes wie auch des Patentschutzes sollen – ganz dem Gedanken der Open Source oder Wikipedia folgend – dazu beitragen, dass es allen besser geht wenn die Grenzen zwischen Wissen und Nichtwissen aufgehoben werden. Jeder einzelne soll, so der Grundgedanke, die Chance haben das verfügbare Wissen der Welt für gemeinsame neue Erfindungen zu nutzen und dazu beitragen diese Welt ein bisschen humaner, friedlicher und schöner zu machen als sie ist.

Besser gemeinsam

Dazu ist es nach Ansicht der Piraten-Partei unerlässlich freien Zugriff auf das Wissen der Welt zu ermöglichen was auch einen freien Zugriff auf den Wissenspool Internet beinhaltet – ein Gedanke der in den letzten Wochen häufig im Zusammenhang mit den von Ursula von der Leyen angestrebten Internetsperren diskutiert und von CDU Mitgliedern mit den Worten „Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein“ kommentiert wurde.

Diese – man bitte die Offenheit an dieser Stelle zu verzeihen – offensichtliche Abwesenheit von Fachwissen bei CDU-Vertretern schaffte es nicht nur die Generation der Internetnutzer aufzuregen, sondern sie auch zu mobilisieren. So kommt es also einem eigentlich bescheidenen Randthema des Wahlkampfes zu kontrovers diskutiert zu werden und den Piraten einen erstaunlich Rückenwind zu verleihen.

Haben die Piraten Chancen auf den Einzug in den Bundestag?

Vermutlich eher nicht auch wenn Ihnen derzeit die Herzen der Generation der 18 bis 30-jährigen zu zufliegen scheint, die hier endlich einen politischen Themengeber findet. Die Piraten setzen mit ihrem 5 Punkte Wahlprogramm das Konzept der jungen Generation im Internetstil um: Starke Überschrift+ kurzer Erläuterungstext können schnell auch mal auf dem Handybildschirm konsumiert werden. Außerdem bietet man keine Wahlversprechen, da das Wahlprogramm vornehmlich eine Geisteshaltung aufzeigt und keinerlei Hinweise bietet, wie diese Haltung in die Realität umgesetzt werden könnte (was sie aber nicht von anderen Parteien unterscheidet).

Folglich dürften sich eine ganze Reihe von potentiellen Wählern endlich mal verstanden fühlen und können mit dem guten Gefühl niemandem rechts- oder links außen eine Stimme zu geben völlig frei von allen Hemmungen ihr Kreuzchen bei den Piraten machen. Diese so genannten Protestwähler könnten sich durchaus auf 5 Prozent summieren, wenn den etablierten Parteien nicht vielleicht doch noch irgendwelche Gründe einfallen, die sie wählenswert machen.

Ob der Piratenpartei Einzug in den Bundestag tatsächlich dazu beitragen könnte Internetsperren und staatlich legalisierte Überwachung zu unterbinden bleibt eher fraglich, vielleicht schaffen sie es aber der eigentlich für Freiheit zuständigen FDP endlich die unsinnige Steuersenkungskampagne auszutreiben (glaubt eh keiner) und sich wieder auf die wirklich wichtigen Punkte zu konzentrieren: Freiheit und Demokratie.

Weiterführende Informationen Aktion „Ich bin Pirat“

2011 schließt letzte Deutsche Post Filiale

Was sich bereits seit einigen Jahren abzeichnet, aber noch niemals wirklich ausgesprochen wurde ist jetzt mitten im Hochsommer des Jahres 2009 Fakt. Die Deutsche Post wird sich nicht weiter damit begnügen einzelne Postämter zu schließen und an private Investoren abzugeben, es werden bis Ende 2011 alle Poststellen dicht gemacht. 475 dieser selbst betriebenen Deutsche Post Filialen gibt es derzeit noch im Bundesgebiet. Auch diese werden der neuen Strategie „Alle Last den Partnern“ in der Hoffnung geopfert, dass Kunden weiterhin gerne zwischen Kuscheltieren, Schreibheften und Dingen des täglichen Bedarfs ihre Briefpost-, Paket- und Bankgeschäfte erledigen.

Filialschließung ist vor Allem dem Wohl anderer geschuldet

Dankenswerter Weise verzichtet die Deutsche Post mit der Veröffentlichung dieser Entscheidung auf den Hinweis, dass das alles zum Wohle des Kunden geschehe. Obwohl. Denkt man genauer darüber nach könnte diese Argumentation natürlich durchaus vertreten werden, schließlich hat man als Kunde in der Warteschlange jetzt ja viel mehr Abwechslung und kann anstelle der früher so drögen Deutsche-Post-Formulareständer den eigenen Blick zwischen Zeitschriften, Malstiften, Plüschteddys und Schreibgeräten schweifen lassen.

Und darüber hinaus unterstützten viele Kunden während des Deutsche Post Partner-Agentur-Besuchs neben dem lokalen Einzelhandel auch das lokale Ordnungsamt. Die Frage „Viele Plätze in der Warteschlange habe ich verloren, wenn ich jetzt rausgehe die Parkuhr füttere hat schon so machen vor Gewissenskonflikte gestellt und das Ordnungsamt mit zusätzlichen „nein, ich stehe das hier durch“-Knollen beglückt.

Mitwirken der Kunden wird erwartet

Das bunte Allerlei der Partnerfilialen und die langen Schlangen vor den Schaltern haben durchaus System, schließlich sollen Kunden vermehrt Briefmarken einfach selbst am PC ausdrucken und lustige gelbe Blechkästen an belebten Straßenecken für den Paket- und Päckchenversand nutzen. Alles wahnsinnig modern und vor allem total ohne Personal zu bewerkstelligen, was es – zum Vorteil für den Kunden – natürlich 24h verfügbar und völlig ohne Anstehen benutzbar macht, wenn man sich als Kunden die Zeit nimmt die Anleitung „Einfach versenden mit der Deutschen Post“ zu lesen, an die besagte Ecke mit den gelben Kästen fahren kann und nebenbei über einen PC nebst Drucker verfügt, der die entsprechenden Briefmarken selbst herstellt.

Sorry, wenn ich jetzt hier ein bisschen altmodisch wirke, aber ich möchte meine Briefe, mein Paket aufgeben und transportieren lassen. Ich möchte das dies von Menschen getan wird die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Ich möchte mich nicht zum Effizienz-Helfer der Post machen lassen die zum Versand notwendige Tätigkeiten auf Millionen Kunden umwälzt um das eigene Personal zu entlassen und dadurch „allen etwas Gutes zu tun“.

Zu glauben dass hier alle Kunden mitziehen grenzt an Überheblichkeit und die kommt bekanntlich vor dem Durchbruch der Konkurrenz.

Deutschland-Plan mit Vollbeschäftigung in den Wahlkampf

Schön. Noch hat außerhalb einiger ausgewählter SPD’ler das Wahlprogramm des Kanzlerkandidaten Frank Walter Steinmeier gelesen, da wissen auch schon alle was daran zu kritisieren ist. Rund 70 Seiten stark soll das Werk, welches die Überschrift „Die Arbeit von morgen – Perspektiven für unser Land“ trägt sein wie die FAZ berichtet und in enger Zusammenarbeit mit vornehmlich mittelständischen Unternehmern entstanden sein.

Steinmeiers Deutschland-Plan

Unabhängig davon was in dem „Deutschland-Plan“ des derzeitigen Außenministers tatsächlich enthalten sein wird, keines der größeren bzw. meinungsführenden Medien war sich zu Schade schon am Sonntag zu kommentieren, was es nicht kennt. Damit befinden sich Medien und Redakteure auch in bester Harmonie mit politischen Meinungsführern – während Wirtschaftsminister Guttenberg seine Kritik gewohnt gewandt in nette Worte verpackt, wird des Saarlands Oskar schon direkter. Unglaubwürdig sei die Aussage vier Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, wer seit 4 Jahren die Regierungsgeschicke mitbestimme können nicht jetzt passend zur Wahl plötzlich die Lösung aller Probleme gefunden haben und sei entsprechend unglaubwürdig. Dass er damit im Umkehrschluss die Führungsstärke von Angela Merkel loben könnte dürfte im allgemeinen Tumult um Steinmeiers Pläne weder ihm noch dem interviewenden Journalisten aufgefallen sein.

Welches Programm hat eigentlich die CDU?

Während also alle einmütig auf dem bis auf die Überschrift unbekannten Plan der SPD herumhacken könnte sich vielleicht aber nicht nur bei mir die Frage einschleichen – welches Programm haben denn eigentlich die anderen Parteien, für was stehen FDP, Grüne, Die Linke und nicht zuletzt die CDU? Hat sich irgendjemand in diesen Parteien die Mühe gemacht irgendetwas Neues zu den bereits bekannten Stereotypen des eigenen Programms aufzunehmen? Meines Wissens nicht. Außer vielleicht, dass die CDU derzeit die FDP in Fragen der Steuererleichterungen überbietet. Sonst ist alles beim alten – die Grünen wollen mehr Öko in Wirtschaft und Handel, Die Linke mehr Steuern für alle und die FDP mal wieder die Wirtschaft entlasten.

Schon aus diesem Grund sollte der Aufschrei der Entrüstung auch als ein Zeichen des gegnerischen Respekts gedeutet werden dürfen. Immerhin hat da wirklich einer Gedanken geformt, sie zu Papier gebracht und eine Vision entwickelt. An innovativen Visionen für ein besseres Deutschland hätten andere sicherlich auch gut getan.

Clement fordert Abschaffung des Renteneintrittalters

Würde es die Herren Clement und Steinbrück nicht geben, wäre nicht nur die Deutsche Politik um zwei Typen ärmer, sondern auch die SPD eine deutlich langweiligere Partei. Gut, Wolfgang Clement ist mittlerweile aus der Partei ausgetreten und Steinbrück wird wahrscheinlich nach der nächsten Wahl keine entscheidende Rolle mehr spielen, aber dennoch werden Medien immer dann zu einem der beiden kommen, wenn eine kontroverse Meinung gefragt ist.

Dies ist auch in diesen Tagen wieder der Fall gewesen. Während Steinbrück völlig unbedarft seinem Arbeitsminister Parteigenossen Scholz und dessen gefeierter Rentenanpassung in die Parade gefahren ist, meldet sich Clement mit dem Vorschlag man möge das gesetzliche Renteneintrittsalter komplett abschaffen zu Wort.

Bevor sich an diesem Montag die SPD gesammelt gegen diesen Vorschlag wenden wird und wieder die alten Geschichten über den undankbaren Parteigenossen ausgepackt werden, bevor die FDP als freiheitsliebende Partei Beifall klatschen und die Kanzlerinnen-Partei ob der Unsicherheit was das Volk wohl dazu denken und wie der Koalitionspartner das finden könnte sich zunächst einmal des Wortes enthält möchte der Autor an dieser Stelle seine völlig unmaßgebliche Meinung loswerden: Danke, Wolfgang Clement. Lassen wir doch die Arbeitnehmer selbst entscheiden wann es Zeit ist in den Ruhestand zu gehen. Was spricht denn dagegen, jemanden der weiter arbeiten möchte zwangsweise aus seinem Job zu entfernen? Und was spricht dagegen jemanden, der keine Lust mehr auf seinen Job hat – mit entsprechend verminderten Bezügen – in den Ruhestand gehen zu lassen?

Eine Behörde, die 25-Jährigen einen Brief zur aktuellen Rentenhöhe schicken kann, kann auch Auszahlungen der Rente in der genannten Höhe vornehmen. Was genau sollte die Gesellschaft dagegen haben – und warum?