Finanzkrise erreicht China – 490 Mrd. Konjunkturprogramm

Selbst China kann sich der weltweiten Finanzkrise nicht entziehen. Auch wenn chinesische Banken verhältnismäßig wenige Probleme durch die US-Immobilienkrise haben sollten, so leidet doch die Volkswirtschaft unter dem Einbruch der weltweiten Nachfrage nach chinesischen Produkten. Um die wirtschaftliche Entwicklung stabil zu halten, hat die chinesische Regierung beschlossene eine aktive Steuerpolitik zu betreiben und ein eigenes Konjunkturprogramm aufzulegen.

Woher nimmt die chinesische Führung die Milliarden?

Vier Billionen Yuan (ca. 490 Mrd. Euro)  sollen dafür in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt werden, die vor allem für den Ausbau der Infrastruktur und dem Ausbau der Sozialleistungen vorgesehen sind. Auch wenn die chinesische Führung keine Angaben über die Herkunft der finanziellen Mittel machte, so darf doch vermutet werden, dass der über 1,2 Billionen USD Dollar (1.000 Milliarden Euro) umfassende chinesische Staatsfonds einen größeren Teil der Mittel zur Verfügung stellen wird. Wo diese Gelder aktuell investiert sind ist unklar, dass deren Verwendung im chinesischen Inland nicht ohne Veränderung der Anlagestrategie möglich sein wird ist klar. Es könnte also im Zuge der Umschichtung von festen Anlagen zu Liquidität auch in den nächsten Monaten zu Kursverschiebungen an internationalen Wertpapiermärkten kommen. Wie es zu dieser abrupten Änderung der chinesischen Finanzpolitik kommt ist auf den ersten Blick unklar, das Wirtschaftswachstum des Landes hatte zuletzt im dritten Quartal bei starken 9 Prozent gelegen, scheinbar reicht das der Führung nicht aus, oder die Prognosen für das vierte Quartal sind dramatisch eingebrochen.

Commerzbank erhält 8 Mrd. Euro aus SoFFin

Aus Spekulationen wird jetzt Gewissheit, die Commerzbank wird als erste Großbank den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) aus eigenem Interesse annehmen und damit die durch die Bundesregierung festgelegten Grenzen einhalten. Auf rund 8,2 Mrd. Euro beläuft sich die Summe, die die Bank aus dem Fonds erhalten wird, im Gegenzug werden Dividende nebst Bonifikationen gestrichen und die Vorstandsbezüge auf 500.000 Euro beschränkt. Der Aktienkurs der Bank zeigte sich zu Börsenbeginn positive, scheinbar hatten viele Wertpapierhändler mit diesem Schritt gerechnet und einen entsprechenden Abschlag einkalkuliert. Mit rund plus 4% zeigte sich die Aktie wieder besserer Verfassung als zuletzt – vielleicht schenkt man den Worten von Vorstandschef Blessing Glauben, wonach die Commerzbank jetzt gut gerüstet sei für die Zukunft.

Sparkassen – die Gewinner der Bankenkrise?

Also mal ganz ehrlich, wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Sparkassen die großen Gewinner der Finanz- und Bankenkrise sein könnten? Sind nicht Sparkassen aktuell mitten in der Kritik, weil sie ihren Kunden Zertifikate von Lehman Brothers verkauft hatten, ohne auf eine ausreichende Beratung acht zu geben? Gut, sie sind nicht die einzigen, die mit Lehman Brothers Zertifikaten ihre Kunden um die Renditechance gebracht haben, aber sie sind die, die sich momentan in der Zeitung wiederfinden, weil man es grade von der als „volksnah“ ausgerichteten Sparkasse nicht erwartet hätte, dass sie ihre Kunden so enttäuschen. Enttäuscht sein darf man möglicherweise auch von landeseigenen Sparkassen, die nicht nur ihre Kunden nicht ausreichend über die Risiken und Nebenwirkungen von Finanzinstrumenten aufgeklärt hatten, sondern scheinbar auch selbst nicht so umfassend über den Umfang und die Tiefe der eigenen Anlagen informiert waren, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre.

Während der Fall BayernLB in den letzten Wochen ausreichend in der Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt hat, wären da auch noch die weiteren Landesbanken in z.B. Baden-Württemberg, Sachsen, West- und Norddeutschland die sich in den letzten Jahren immer mal wieder durch Lücken im eigenen Risikomanagement hervorgetan haben und in der Summe immerhin rund 18 Mrd. Euro aus öffentlichen Mittel beziehen mussten (Quelle Wirtschaftswoche). Da fragt man sich unter Berücksichtigung aller Fakten manchmal doch ob ein bisschen mehr Ackermann und ein bisschen weniger Staatsmann den Sparkassen und deren Kunden mehr Schwung verleihen würden.

Islands Banken schulden Deutschen Banken 21 Mrd. USD

Während sich die Deutschen Kunden der Kaupthing Bank nach wie vor im Unklaren über die Zukunft ihres Tagesgeld oder auch Festgeldvermögens befinden, schwappen die nächsten Krisenmeldungen aus Island nach Kontinentaleuropa. Angesichts der Nachricht, dass Islands Banken rund 21 Mrd. US-Dollar Verbindlichkeiten gegenüber Deutschen Banken haben, was rund einem Drittel der isländischen Auslandsverbindlichkeiten entspricht, ist davon auszugehen, dass sich Deutsche Behörden dem Problem „Island“ annehmen müssen.

Die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlichen Zahlen bergen allerdings einige Geheimnisse, die ohne öffentliches Bekenntnis der betroffenen Banken nicht zu klären sein werden. Bislang sind lediglich 800 Mio. der 21 Milliarden USD einer Bank, namentlich der beim staatlichen Rettungsfonds vorstellig gewordenen BayernLB zuzurechnen. In wessen Bilanzen sich die weiteren isländischen Verbindlichkeiten befinden wird vermutlich nur hinter verschlossenen Türen besprochen.

Islands Banken schuldeten Britischen Banken nur 4 Mrd. USD

Vergleicht man die 21 Mrd. isländischen Verbindlichkeiten gegenüber Deutschen Finanzinstituten mit den mittlerweile geregelten 4 Mrd. Verbindlichkeiten gegenüber Britischen Banken, so ist es schwer vorstellbar, dass die deutsche Regierung diesen Vorgang nicht zumindest aus nächster Nähe beobachtet, wenn nicht sogar beeinflusst. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man Milliarden aus dem Rettungsfonds aufwendet um Banken zu stabilisieren, die Verbindlichkeiten aus isländischen Geschäften ausbuchen müssen und private Geldanleger, die noch dazu im nächsten Jahr zur Bundestagswahl nicht Die Linke wählen sollen im Regen stehen lässt. Mal ganz ehrlich: Die 308 Mio. Euro sind in 30.000 Wählerstimmen (abzüglich ein paar Tausend Nichtwählern) und einem Impuls auf die Binnenkonjunktur (Fluchtreflex, viele haben das Geld im Geiste ohnehin schon abgeschrieben) auch in den Augen der Bundesregierung gut angelegt.

Griechenland – 30 Mrd. Hilfe für griechische Banken

Nach Island (Kaupthing), Niederlanden (Fortis, ING) und Deutschland (IKB, SachsenLB, BayernLB) und Frankreich (BNP, Credit Agricole) trifft es nun also anders als ich gedacht hatte nicht die italienischen Banken, sondern die griechischen als nächste. Ähnlich wie in Deutschland wird auch die griechische Regierung ein staatliches Hilfspaket schnüren, auf welches die Banken zugreifen können, wenn sie einer Obergrenze bei der Vergütung ihres Führungspersonals zustimmen. Um staatlichen Einfluss auf die Finanzinstitute ausüben zu können wird der Staat Aktien der griechischen Banken erwerben und somit für die Einhaltung der Vorgaben Sorge tragen. Während man in Griechenland an der Rettung der Banken werkelte, geriet in Ungarn der Wechselkurs der Landeswährung Forint noch weiter aus dem Gleichgewicht als bislang. Damit der Kapitalabfluss zumindest verlangsamt, wenn nicht sogar gestoppt werden kann, hob die Ungarische Nationalbank den Leitzins um 3% auf nun 11,5% an.

Wenig Erquickliches wird auch aus Russland gemeldet. Während das Öl- und Gas-Förderunternehmen Gazprom einen Rekordgewinn verkündet, teilt es im nächsten Satz mit, dass die Refinanzierung des Unternehmens durch die Hypothekenkrise gefährdet sein könnte. Der gegenüber Jahresfrist um mittlerweile fast 50% gefallene Ölpreis trübt die Gewinnaussichten des Unternehmens zusätzlich ein. Der russische Aktienindex RTS quittierte die Botschaft mit weiteren Verlusten und hat gegenüber dem 52 Wochen hoch von 3.730 Punkten mittlerweile annähern 70% verloren (1.148 Punkte am 22.10.08).

Der russische Aktienindex befindet sich mit dem rapiden Preisverfall der dort notierten Aktien in Gesellschaft diverser weiterer Schwellenländer. Während sich Deutsche Autofahrer und Hausbesitzer (mit Ölheizung) über die Halbierung des Roh-Ölpreises freuen, bricht in den Ölförderländern Panik aus. So schlossen z.B. die Börsen in Brasil (BOVESPA) mit -9,96% Tagesverlust, der MSCI ARGENTINA mit -9,01% Tagesverlust und JOHANNESBURG ACTUARIES ALL SHARE INDEX mit -4,6%.

Dass selbst die Notierungen für Silber und Gold nachgeben wird vielfach mit einem beschleunigten Verkauf der Inhaber begründet. Ähnlich wie bei Schwellenländer Aktien verkaufen Investoren, die jetzt Geld oder besser gesagt Liquidität benötigen alles, was das eigene Depot hergibt und das zu jedem Preis. Eigentlich bietet ein solcher Ausverkauf eine perfekte Chance zum Wiedereinstieg in den Aktienmarkt, angesichts der teilweise nur beschränkt einsatzfähigen Banken, vielfach genervter Anleger und ängstlicher Sparer, ist ein Ende des Kursverfalls allerdings zu diesem Zeitpunkt kaum anzunehmen.