Kredit ohne Zinsen jetzt auch in den USA

Was für die SEB eine gelungene Marketing und PR Aktion, ist für den amerikanische Anleger jetzt bittere Realität – ein Kredit ohne Zins. Anders als bei dem SEB Angebot sind die Geldanleger in diesem Fall aber ganz klar im Nachteil: Sie geben dem amerikanischen Staat einen kurzfristigen Kredit und bekommen keine Zinsen dafür.

30 Mrd. USD Staatsanleihe zu Null Prozent Zinsen begeben

Die Stimmung unter den amerikanischen Geldhäusern ist schlecht. So schlecht, dass es jetzt sogar möglich ist mit Staatsanleihen Geld einzusammeln, die keine Verzinsung bieten. Wie am Mittwoch bekannt wurde, war das Angebot der US-Regierung ein großer Erfolg, institutionelle Anleger wie Pensionsfonds oder Versicherungen kauften die auf vier Wochen befristeten Staatsanleihen gleich in Milliardenhöhe. Die Logik dahinter erschließt sich dem finanzinteressierten Leser vermutlich erst unter Berücksichtigung der Gesamtsituation. Wer sein Geld keiner Bank anvertrauen will, weil er nicht sicher sein kann, ob es diese am nächsten Tag noch gibt, neigt dazu es entweder als Bargeld zu Hause aufzubewahren oder aber jemandem zu leihen bei dem er sicher sein kann es zurückzuerhalten auch wenn er vielleicht keine Zinsen dafür bekommt.

Die Strategie der US-Regierung dahinter ist schwer nachvollziehbar, drückt sie damit den ohnehin schon geringen Zinssatz weiter und macht die sonst als „Geldspeicher“ beliebten Geldmarktfonds, die in bevorzugt in solche Papiere investieren zu einer Geldanlage die sich ebenfalls nicht mehr lohnt und daher für Kunden / Sparer / Investoren unrentabel wird.

Die Logik dahinter könnte darin bestehen Anreize für das Investment in Unternehmensanleihen oder Unternehmen selbst zu schaffen und somit den zurzeit zum Rinnsal verkommenen Geldfluss innerhalb der Volkswirtschaft wieder zum fließen zu bringen.  Ob dies angesichts der Milliardendefizite vieler Unternehmen und die damit schwindende Bereitschaft dort Geld zu investieren überhaupt möglich ist, wird die nahe Zukunft weisen.

Bloomberg hat Hilfspakete nachgerechnet

Investigativer Journalismus ist in Wirtschaftsmedien eher die Ausnahme. Dort wird hinein gehorcht, gesprochen, interpretiert, spekuliert, aber selten wirklich so hart nachgebohrt, dass die Gegenseite das Gesicht verlieren könnte, zu eng sind Werbetreibende und Medien miteinander verbunden, als das man Risiko immer eingehen wollte. Bloomberg als weltweit agierender Finanzinformationsdienst macht sich hin und wieder die Mühe genauer nachzufragen. Das gehört nicht nur zur Unternehmensphilosophie, sondern bietet auch einen deutlichen Nutzen für die Nutzerschaft der Bloomberg Terminals – sofern die Story interessant und Inhalt richtungweisend für die meist börsenaffine Klientel ist.

Frage: Wie viel Geld hat die US Notenbank bisher in den Markt gegeben?

In den USA scheint es langsam zum guten Ton zu gehören, sich von der Regierung oder einem durch die Regierung initiierten Fonds retten zu lassen. Von 700 Mrd. USD war einst die Rede, angesichts der Großschäden bei Citigroup, Bear Stearns, Fanni & Freddy und diversen weiteren Banken kann das aber eigentlich nicht die ganze Wahrheit sein. Eine Anfrage an die Notenbank half an dieser Stelle auch nicht weiter, Notenbankchef Bernanke wollte hierzu keine genaue Aussage treffen, da dies im Interesse der Banken sei. Derart angestachelt rechnete man bei Bloomberg selbst nach und kam auf die gigantische Summe von 8500 Mrd. USD, die bislang für die Rettung des US-Amerikanischen Bankenwesens aufgewendet wurde. Soweit zumindest die veröffentlichten Zahlen.

USA werden größte sozialistische Gesellschaft

8500 Mrd. US Dollar sind auch für amerikanische Verhältnisse sehr viel Geld. Soviel, das man eigentlich davon ausgehen kann, dass ein Großteil der US Finanzwirtschaft jetzt in staatlichen Händen ist und staatlicher Kontrolle unterliegt. Damit hätte es das Mutterland des Kapitalismus in Rekordzeit geschafft die einstmals sozialistischen Staaten Osteuropa nebst Russland zu überholen und selbst einen ganzen neuen Sozialismus zu prägen, den ungewollten.

Mittel- und Südamerikanische Präsidenten hatten für den ähnlichen Verstaatlichungseffekt Enteignungen vornehmen lassen, in den USA kamen die Unternehmen sogar freiwillig auf den Staat zu um sich des Risikos der Selbstbestimmung zu entledigen. Bei all diesen Ereignissen fragt man sich nur: Wie geht es jetzt weiter? Wer gewinnt?

Es ist wie bei Olympia – wer Gold hat, hat gewonnen

Sollte sich Geschichte wiederholen, werden Edelmetalle gewinnen. Diese und andere Sachwerte stellen eine von nur wenigen Möglichkeiten dar (Aktien, Aktienfonds auch) um mit der dadurch verursachten Inflation Schritt zu halten. Kein Wunder also, dass weltweit die Goldreserven zur Neige gehen – die Anleger vertrauen ihren Regierungen auch nur bis zu einem gewissen grad. Darüber hinaus geht nur Gold & Silber.

Amtlich: Deutsche Kaupthing Bank Kunden erhalten Geld zurück

Lange hielt man sich, allen öffentlichen Protesten zum Trotz, von Seiten der Bundesregierung zurück, wenn es um die in Island eingefrorenen Gelder der Deutschen Niederlassung der Kaupthing Bank (Kaupthingedge) drehte. Jetzt scheint eine Lösung gefunden, die die Kunden der Bank freuen und die Gemeinschaft der Steuerzahler wahrscheinlich ärgern wird. Wie aus Teilen eines vorab veröffentlichten Interview des Tagesspiegel am Sonntag und  Bundesfinanzminister Peer Steinbrück herauszulesen ist, wird der Deutsche Staat der Isländischen Regierung einen entsprechenden Kredit über die Summe der Anlegergelder zur Verfügung stellen, der dazu dient die Einlagen der Betroffenen Deutschen Anleger zurückzuzahlen.

Diese Regelung so Steinbrück sein einvernehmlich mit den Niederlanden und Großbritannien gefunden worden und würde als passende Lösung auf die Frage nach den Kundeneinlagen allen Bedürfnissen entsprechen. Woher die rund 300 Mio. Kredit an Island kommen ist dabei unschwer auszumachen, diesen Kredit wird vermutlich auch der Steuerzahler tragen, anders als bei diversen Großbanken, ist die Summe vergleichsweise überschaubar und der Nutzen nicht im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl im nächsten Jahr hoch. Viele der Kaupthing Kunden, dürften sich mit dem Gedanken abgefunden habe Teile ihres Guthabens nicht mehr wieder zu bekommen, diese überraschende Wendung der Dinge könnte also dem einen oder anderen Angehörigen eines Kaupthingedge Kunden ein größeres Weihnachtsgeschenk bescheren.

Einen Halen hat die Sache aber dennoch: Wann die Einlagen ausgezahlt werden, das lies Steinbrück im Interview offen …

Bank statt Kreditkartenanbieter American Express wechselt das Metier

Katastrophe oder Chuzpe ist die vielleicht meist gestellt Frage zu dem plötzlichen Unternehmenswandel bei American Express, des (glaube ich) größten US Amerikanischen Kreditkarten Anbieters. Quasi über Nacht hat Amex von der US-Notenbank Federal Reserve den Status einer normalen Bank erhalten, warum das Unternehmen diesen Schritt geht bleibt allerdings weitgehend im Dunkeln.

Während das Management  in Person von Vorstandsvorsitzendem Kenneth Chenault verkünden lässt, dass man diesen Schritt geht um von den zahlreichen staatlich geförderten Programmen zu profitieren auf die nur Banken Zugriff haben, glauben viele Marktteilnehmer, dass der Kreditkarten Anbieter auf einem riesigen Berg von Krediten sitzt, die nicht durch die Karteninhaber bedient werden können und daher dem Unternehmen einen Milliarden Ausfall bescheren werden. Welche der beiden Aussagen zutreffender ist, wird sicherlich erst in den nächsten Wochen offenbar, wenn die ersten Verluste aus Kreditkarten Dispositionskrediten bilanziert werden müssen. Wahr ist, dass das Unternehmen bereits im Oktober einen Gewinneinbruch und die Streichung von 10 Prozent aller Stellen angekündigt hatte. Wahr ist aber auch, dass es in den USA – anders als in Deutschland – nicht als extrem unschicklich gilt Geld vom Staat zu nehmen um das eigene Unternehmen in eine bessere Position gegenüber den Wettbewerbern zu versetzen. Man nimmt was man bekommen hat und verschafft sich dadurch einen Vorteil gegenüber denjenigen, die zögern.

Die Wahrheit liegt vermutlich wie so oft irgendwo dazwischen – drücken wir die Daumen, dass das Chuzpe überwiegt und nicht die aus der Katastrophe geborene Notwendigkeit.

Parex Bank verstaatlicht

Nach einer Meldung der lettischen Parex Bank hat sich das Management der Bank entschieden mit staatlicher Hilfe den eigenen Liquiditätsengpass zu überwinden. Damit der Geschäftsbetrieb der Bank unverändert weiterlaufen kann, wurde mit dem lettischen Staat eine Vereinbarung getroffen, wonach dieser 51% der Anteile der Bank übernimmt und somit als Garantiegeber eintritt.Anders als zu vermuten sind hierbei keine freien Anteile des Bank vom Staat übernommen worden, sondern Anteile quasi „zwangsübereignet“ worden. Die bisherigen Eigentümer der Bank haben allerdings das Recht ihre Anteile zu einem späteren Zeitpunkt zurück zu kaufen (!?).

Parex Bank ist Mitglied des Einlagensicherungsfonds

Nach Aussage der Parex Bank Sprecherin, Signe Kalnina, wird sich für deutsche Kunden auch nach der staatlichen Übernahme nichts ändern, diese wäre sogar positiv, da der Lettland jetzt als Garantiegeber fungieren würde. Außerdem ist die Parex Bank im Einlagensicherungsfonds des deutschen Bankenverbandes organisiert und bietet seinen Kunden in Deutschland eine Garantie auf Sparguthaben bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Euro je Kunde.Kurz-nachgedacht meint – klingt wie bei Kaupthing Edge auch, der Staat haftet und damit ist alles gut.

Ist es nicht, wenn der Staat, wie in Island geschehen zahlungsunfähigwird. Dennoch sind Parex Kunden im Vorteil – durch den Einlagensicherungsfonds ist zumindest gesichert, dass die Abwicklung nach einer Staatspleite (so unwahrscheinlich das auch sein mag) geordneter abläuft als bei der Kaupthing Bank, wo die richtige vorgehensweise auch nach Feststellung der „Ernstfalls“ immer noch reichlich umstriten ist.