Bekommt auch Deutschland Bad Banken?

Während in den USA über ein Banken-Revitalisierungsprogramm im Gesamtumfang von etwa 2 Billionen USD laut nachgedacht wird, scheint auch in Deutschland der Widerstand gegen weitere Kapitalhilfen für Banken zu schwinden. Anders als in den USA (so schreibt es die FTD) denkt man in Berlin darüber nach den Deutschen Banken jeweils einzelne Bad Banken zuzugestehen. Diese sollen die zurzeit unverkäuflichen Wertpapiere der Banken aufnehmen und vorübergehend halten. Sobald sich die Lage beruhigt hat, wird eine erneute Bewertung der Papiere vorgenommen, ergibt sich dann ein Mehrwert gegenüber dem heutigen Stand, teilen sich Bank und Bund den erzielten Mehrerlös schwesterlich.

Sind die ausgegliederten Wertpapiere zum Stichtag immer noch nicht zu alter Stärke zurück gekehrt übernimmt der Bund die weitere Haftung. Ziel der Aktion ist es zum Einen die Steuerzahler nicht mit den finanziellen Nöten der Banken zu konfrontieren (es ist bald Wahl in Deutschland) und zum anderen nicht immer wieder neue Staatshilfen für verschiedene Banken aufbringen zu müssen. Die Banken selbst hätten den Vorteil endlich den Ballast der unverkäuflichen und unbewertbaren Wertpapiere loszuwerden und somit sich wieder voll auf die normale Geschäftstätigkeit zu konzentrieren (zumindest solange bis sie den ganzen wertlosen Plunder wieder von ihrer Bad-Bank-Tochter zurückbekommen.

Wie schlau diese Vorgehensweise wirklich ist und ob das eher eine Lösung oder Verschiebung des Problems wäre, wird sicherlich erst eine Retrospektive in rund 10 bis 15 Jahren wirklich beurteilen lassen, bis dahin drücken wir uns einfach mal alle die Daumen und denken wir an Eines: Es geht nur um Geld und dessen Zukunft. Ich behaupte einfach mal (fällt leicht, wenn man keines hat) es wird auch noch Menschen geben, wenn das Geld abgeschafft wurde.

Stemmt Deutsche Bank die Postbank Übernahme mit Steinbrücks Hilfe?

Derzeit sieht es so aus, als ergebe sich eine weitere staatlich geförderte Konstellation am Deutschen Bankensektor. Ausgerechnet die Deutsche Bank wird ersten Meldungen zufolge, die Übernahme der Postbank Kapital schonend mit eigenen Aktien forcieren. Das würde allerdings bedeuten, dass der Deutsche Post (ehemals Deutsche Bundespost) Alteigentümer Bundesrepublik Deutschland sich über den Weg des Aktientausches an nach der 25% Beteiligung an der Commerzbank nun auch an der zweiten Deutschen Großbank beteiligen würde.

Was denkt man dazu? Nun, so schnell kann es gehen, wenn die Realität merkwürdige Züge annimmt. Dann fegt der Geist von Die Linke quer durchs Land und macht Träume war, von denen Oskar und Gregor nicht mal im stillen Kämmerlein zu hoffen gewagt hatten, sie jemals erfüllt zu bekommen. Vom Kapitalismus zum Sozialismus in nur 7 Tagen ohne, dass sich (abgesehen von der FDP und ein paar Grünen) jemand wirklich aufregt.  

Als eher pragmatischer Wirtschaftsinteressierter bleibt da nur zu hoffen, dass diese Beteiligung von vorübergehender Natur ist und Deutsche Bank Chef Ackermann auch nach Vollzug dieser Transaktion morgens noch in den Spiegel schauen kann ohne sich selbst nicht mehr zu erkennen.

Commerzbank unter staatlicher Kontrolle

Was gestern Abend noch nach einer Trendwende durch die Commerzbank aussah mausert sich zu einer ausgewachsenen Kehrtwende der Finanzkrisenbewältigung seitens der Bundesregierung. Hatte es bislang nur Unterstützung durch den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) gegeben, der auch die gestern durch die Commerzbank begebene Anleihe mit einer Staatsgarantie versah, so greift die Bundesregierung heute durch. In einem fast amerikanisch anmutenden Manöver erwirbt die Bundesregierung 25% + 1 Aktien der Commerzbank und sichert sich damit eine Sperrminorität, die den Einfluss auf die Geschäfte der Commerzbank sichern. Im Zuge des Anteilserwerbs erhält die Bank auch weitere Milliarden Euro um das Eigenkapital der Bank zu stärken und die Übernahme der Dresdner Bank tatsächlich umzusetzen.

Kurz vor Bekanntgabe der Übernahme war in der Presse über die Notwendigkeit einer zusätzlichen Milliardenhilfe durch den SoFFin spekuliert worden, was den Kurs der Commerzbank Aktie um über 20% einbrechen ließ.

Das staatliche Hilfspaket ist deutlich umfangreicher als der Börsenwert der Bank

Angesichts einer Marktkapitalisierung von nur noch rund 4 Mrd. Euro mutet das mittlerweile mehr als 15 Mrd. umfassende Hilfspaket der Bundesregierung bzw. des staatlichen Hilfs-Fonds deutlich überdimensioniert an. Allerdings ist der Einstieg bei der Commerzbank durch die Bundesregierung ein mehr als geschickter Schachzug, da man auf diesem Weg sicherstellen kann, dass die vornehmlich mittelständische Kundschaft der Bank weiterhin Kredite erhalten wird. Die beiden bislang mit diesen Aufgaben betrauten Banken IKB und KfW sind derzeit entweder mit der Abwicklung des eigenen Unternehmens (IKB) oder der Beseitigung von Schäden durch die Finanzkrise (KfW – Lehmann Brothers & IKB) beschäftigt, so dass die Commerzbank hier eine wichtige Funktion in der Mittelstandsfinanzierung übernehmen kann und muss.

Nach einigen Tagen der Ruhe ist die Finanzkrise also wieder zurück auf dem Börsenparkett und im Bewusstsein der Geldanleger. Auch wenn die Gefahr bei der Commerzbank für den Moment gebannt ist, bleibt abzuwarten welche Bank als nächste eine zusätzliche Hilfsmassnahme durch die Bundesregierung in Anspruch nehmen muss.

Nicht der Bürger als Steuerzahler trägt die Last sondern die Commerzbank

Der Staat, das ist an dieser Stelle vielleicht ganz interessant, agiert in diesem Fall ähnlich einem der als Heuschrecken gebrandmarkten Private-Equity Fonds. D.h. die Bank bekommt die Finanzunterstützung nicht kostenlos, sondern muss dafür Zinsen bezahlen, die die Schuldenlast des Unternehmens zusätzlich erhöhen. Die last wird somit nicht dem Steuerzahler, sondern dem Unternehmen aufgebürdet, ob dies eine schlaue Lösung ist und es nicht besser wäre das Geldhaus wieder fit für den Kapitalmarkt zu machen und den 25% Anteil zu einem deutlich höheren Preis in wenigen Jahren wieder zu veräußern ist wie so vieles in diesen tagen: reine Spekulation.

Commerzbank Anleihe mit staatlicher Garantie

Das Ende der „Kreditklemme“ sei eines der dringlichst zu behebenden Probleme im Zuge der Finanzkrise. So, oder so ähnlich, war in den letzten Tagen und Wochen immer wieder aus Kreisen der Wirtschaft und der Politik zu hören. Die Politik habe Ihre Hausaufgaben in Form verschiedener Garantien gemacht, jetzt – so sehen es nicht nur Gewerkschaftskreise – sind die Banken am Zug. Statt Geld horten steht Geld verliehen wieder auf der Tagesordnung. Allerdings sind es nicht die mit Milliardensummen gestützten Landeszentralbanken, die sich als erste aus der Deckung wagen, sondern mit der Commerzbank eine der großen Geschäftsbanken.

Wie gestern bekannt wurde, hat die Commerzbank eine mit staatlichen Garantien versehe Anleihe in die Platzierung gegeben, die sich bedingt durch die staatlichen Garantie und dem daraus resultierenden Sicherheitsvorteil Bestnoten bei den Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s Investors verdient hat.

Privatanleger können diese Anleihe nicht erwerben

Die mindestens 1 Mrd. Euro umfassende Anleihe soll dem Geldhaus ausreichend Liquidität für die Übernahme der Dresdner Bank und zugleich Stabilität im Kreditgeschäft verleihen. Die Nachfrage nach dieser institutionellen Tranche (Privatanleger kommen hier nicht zum Zuge) ist gut, sogar besser als erwartet, wenn man einem Bericht der Financial Times Deutschland und den dort nicht näher benannten Marktkennern trauen darf (darf man sicherlich).

Der Anfang vom Ende der Kreditklemme scheint also durch eine auch in der mittelständischen Wirtschaft gern gewählten Bank eingeleitet. Ob dies zu einer baldigen Beruhigung der wirtschaftlichen Situation führen kann, ist allerdings zu bezweifeln. Solange nicht weitere Banken dem Beispiel der Commerzbank folgen und auf eine ebenso positive Resonanz weiterer Marktteilnehmer stoßen, ist dies nur ein erster Lichtblick, keine Trendwende.

Leitzinssenkung in Norwegen

Nach den USA zieht auch die norwegische Notenbank Konsequenzen aus der aktuellen Wirtschaftsflaute. Mit einem drastischen Zinsschritt von 4,75% Zinsen auf nur noch 3% Zinsen zeigt die norwegische Zentralbank „Norges Bank“, dass man sich auch im Norden Europas nicht von der weltweiten Zinsentwicklung abkoppeln will und kann.

Rezession bremst norwegische Wirtschaftsleistung

Die norwegische Wirtschaft, so heißt es in der Begründung, werde im laufenden wie auch im nächsten Quartal schrumpfen. Als Gegenreaktion soll das gesenkte Zinsniveau dazu beitragen die Folgen der Rezession zu kompensieren und die Nachfrage nach Geld und somit auch nach Gütern und Dienstleistungen beflügeln. Norwegen befindet sich mit diesem Schritt wieder im Einklang mit den weiteren nordischen Staaten, in Schweden hatte man bereits vor einiger Zeit den Zentralbanken Zins auf zwei Prozent gesenkt. Ein Größenordnung, die nach Aussage der norwegischen Zentralbanker auch vorstellbare wäre, wenn sich an der aktuellen Situation der Wirtschaftskrise keine deutliche Verbesserung erkennen lässt.

Negative Wertentwicklung von US-Staatsanleihen

Trotz der deutlichen Zinssenkung ist Norwegen vom Zinsniveau der großen Industrienationen USA und Japan immer noch weit entfernt. Während Japan bereits seit Jahren einen Zentralbankzins von kaum mehr als 0,25% hat, haben die USA gestern mit einem Zinskorridor von 0% bis 0,25% ebenfalls „Geld kostenlos leihen“ eingeführt. Angesichts einer steigenden Risikoprämie auf US-Staatsanleihen muss man sogar davon ausgehen, dass die Rendite für die Inhaber der staatlichen Schuldverschreibungen künftig negativ sein wird. Ob dies dazu führt anstelle staatlicher Anleihen wieder mehr Unternehmensanleihen zu erwerben und dadurch den ausgetrockneten Unternehmens-Kreditmarkt zu stärken wird zur Nagelprobe für die großen Volkswirtschaften und deren Zentralbanken.