Schnellschätzung sieht unteres Ende der Wirtschaftstalsohle

Positive Nachrichten kommen in diesen Tagen aus dem Bundeswirtschaftsministerium, dort sieht – als Ergebnis einer Schnelleinschätzung – die Talsohle des Abschwungs gekommen. Diese wahrscheinlich grob über den Daumen gepeilte Schätzung stützt sich auf den Wirtschaftsdaten der Monate März bis Juni, wobei der Juni noch nicht einmal komplett ausgewertet worden ist, die Zahlen also lediglich auf einer Hochrechnung basieren.

Mit einem Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vormonat weist der Monat Mai den stärksten Auftragseingangs-Zuwachs seit zwei Jahren aus und könnte damit so etwas wie eine Trendwende einläuten. Die Industrieproduktion, so wird berichtet, konnte ebenfalls ein Plus von 5,1 Prozent verzeichnen, was weiteren Anlass zur Hoffnung (nicht Freude) geben könnte.

Auch der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) wertet die Ergebnisse des Monats Mai positiv, so deuteten nach Aussage des Hauptgeschäftsführers Schnappauf, die letzten Zahlen auf eine Stabilisierung der Exporte auf niedrigem Niveau hin.

Wie andernorts nachzulesen ist befinden sich derzeit rund 1,3 Mio Arbeitnehmer in Kurzarbeit, eine Verbesserung der Situation ist also dringend notwendig, sollen die im September kommenden Bundestagswahlen nicht zu einem Freudenfest der extremen Parteien linker wie auch rechter Gesinnung werden. Vielleicht werden auch deshalb bereits jetzt die eigentlich frühestens für August erwarteten Zahlen des Statistischen Bundesamtes durch das Bundeswirtschaftsministerium ausgeplaudert. Nichts ist in einer Krise so wichtig wie Arbeitgeber anzuspornen und gute Stimmung für neue Innovationen und Arbeitsplatzerhaltung zu verbreiten.

Arbeitnehmer dagegen haben derzeit landauf und landab eher den unmittelbaren Jobverlust vor Augen – hört man sich im Bekanntenkreis um, bekommt man schnell den Eindruck, dass derzeit noch mehr Unternehmen kurz vor dem Abgrund stehen, als dies ohnehin schon öffentlich nachlesbar ist.

Kaupthing Bank zahlt Kundengelder aus

Ich bin mir nicht sicher, ob es diese Überschrift vielleicht hier zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal gegeben hat, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die isländische Kaupthing Bank den eigenen Kunden Hoffnung auf die Auszahlung der Einlagen macht.

Diesmal so heißt es, sei es aber wirklich ernst, auch wenn man nur die tatsächlichen Einlagen und nicht die aufgelaufenen Zinsen erstatten werde, wie die Bank in einer Mitteilung erklärt. Die rund 30.000 Deutschen Kunden hatten nach der Verstaatlichung der Bank anders als Kunden in europäischen Nachbarstaaten keine schnelle Rückzahlung der eigenen Geld erhalten, sondern waren seit Oktober 2008 immer wieder auf einen neuen Auszahlungstermin vertröstet worden. Bis dahin wurden einige – ob notwendige oder nicht ist schwer zu erahnen – Hürden aufgebaut, die es für die deutschen Kaupthing Kunden zu überwinden galt.

War man bis Ende Januar davon ausgegangen, dass es ausreichend sein würde dem isländischen Einlagensicherungsfonds eine Information zu übermitteln, so wurde in der Folge eine zusätzliche Bestätigung der Postadresse nebst Bankdaten angefordert, was jeweils die Auszahlung jeweils wieder um weitere Wochen verzögerte. Ob die heutige Ankündigung erneut den Auftakt zu einer Verschiebung der Kaupthing Edge Tagesgeldkonto Auszahlung geben wird, werden wir Kunden erst in der nächsten Woche erleben. Aber was solls, ich drück mir auf alle Fälle die Daumen, wie die letzten Male auch.

EZB kauft Pfandbriefe

Ratlosigkeit macht sich angesichts der heutigen Entscheidung der EZB bei dem einen oder anderen Marktteilnehmer breit. Anstelle einer Leitzinssenkung gibt die EZB in Person von Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet bekannt, dass man plane binnen der nächsten 12 Monate bis zu 60 Mrd. Euro in  Covered Bonds, d.h. Pfandbriefe, guter und bester Bonität zu investieren. Diese sollen Laufzeiten zwischen 3 Jahren und 10 Jahren aufweisen und aus verschiedenen Staaten des Euro Währungsraumes stammen. Damit geht die EZB den bereits von der US-Notenbank Fed eingeschlagenen Weg und erwirbt ebenfalls festverzinsliche Wertpapiere um zusätzliche Liquidität in den Wirtschaftskreislauf zu geben.

Damit gießt man weiter Öl auf das immer hellere Feuer, dass jene Fachleute schüren, die steigende Inflationsgefahren durch die aktuellen Konjunkturpakete und Liquiditätsmaßnahmen der verschiedenen Regierungen und Notenbanken sehen. Sicherlich wäre aus diesem Grund ein Hinweis darauf, wie diese Summe bei anziehender Konjunktur wieder aus dem Markt zu ziehen ist, hilfreich gewesen. Genau an diesem Punkt blieben die Aussagen der EZB allerdings wage, man werde geeignete Maßnahmen finden, wenn es denn soweit sei, gehört in ihrer Schwammigkeit eher zu den politisch den zu den wirtschaftlich häufig bemühten Floskeln.

Die Befürchtung, dass die EZB derzeit tut was sie kann um die Wirtschaft in Gang zu bringen und sich mit den daraus entstehenden Folgen erst nach Abschwächung der Krise beschäftigen mag, liegt nahe. Kurz nachgedacht bleibt an dieser Stelle festzuhalten: Schon während der Krise, ist man vor der Krise. 

Bad Bank Gesetz – das Gesetz für große Zahlen

Den Mathematikern und Statistikern (oder nennt man sie vielleicht Stochastiker) unter uns ist es bestens vertraut, jenes Gesetz der großen Zahlen auf das ich unweigerlich gestoßen bin, als heute ich heute das Finanzmarktstabilisierungsgesetzt auch gerne mal „Bad Bank-Gesetz“ verstehen und in Worte fassen wollte. Die großen Zahlen beziehen sich dabei eher weniger auf die von den Banken und Regierenden in aller Welt verloren geglaubten Milliarden, sondern eher auf die Wahrscheinlichkeit diese wieder zu bekommen.

So dient das Gesetz der großen Zahlen denn auch als Erklärungsversuch für Lottospieler, die auch nach 70 aktiven Spieljahren immer noch keinen großen Gewinn erzielt haben obwohl sie immer die gleichen Zahlen getippt haben. Nur weil sie oft genug mitspielten, so besagt jenes Gesetz, heißt das nicht, dass sich die Chance auf einen Gewinn verbessern. Diese Chance ist genau genommen bei jeder Auslosung gleich groß oder eben auch klein – je nach persönlicher Lebensauffassung.

Das große Zahlen Gesetz hat aber nicht nur für uns als Nichtlottomillionäre eine Bedeutung, sondern auch für uns als Versicherungskunden. Je größer die Versicherung unseres Vertrauens, desto größer die Chance, dass diese ausreichend Daten über uns und unsere Mit-Versicherungskunden gewonnen hat, um daraus Risikoprofile zu erstellen, die eine optimale Chancen-Risiko-Erlös-Situation schaffen lassen. Welcher von uns Versicherungskunden tatsächlich zum Schadenfall werden wird weiß auch die Versicherung nicht – aber mit welcher Wahrscheinlichkeit der Versicherungsfall eintritt schon (Danke Wikipedia).

Wobei wir dann wieder zurück am Ausgangspunkt dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz wären. Nur weil die Bundesregierung ein Gesetz erschaffen hat, dass eine ganze Reihe von Hilfsangeboten schriftlich festgehalten hat, heißt das leider noch nicht, dass mit irgendeiner Wahrscheinlichkeit diese Punkte die richtigen sein werden um die Finanzkrise wirkungsvoll einzudämmen.

Erst wenn sich Staat an möglichst vielen Banken national wie international beteiligen würde, könnte er ein Risikoprofil erhalten und in der Folge feststellen, wie groß das mögliche Ausfallrisiko ist. Es gab, das darf man hier sicherlich anmerken, eine Reihe von Gesprächen zwischen den Regierungsvertretern der großen und kleinen betroffenen Nationen, die in diesem Punkt mehr Klarheit schaffen wollten. Es bleibt allerdings zu vermuten, dass niemand bei diesen Gesprächen (auch mangels Einblick in die Tiefen der Bankbilanzen) mit wirklich offenen Karten gespielt hat, so dass alle Risikoanalysen zusammengenommen auch keine realistische Einschätzung der Lage erlauben.

So gesehen bleibt Regierung wie Bürgern nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass im übertragenen Sinne – das Lottoglück hold sein wird – und der Versicherungsfall niemals realwirtschaftlich eintritt. Wenn doch hat die Bundesrepublik tatsächlich ein Gesetz erdacht, welches als Gesetz für große Zahlen in die Geschichte eingehen wird.

Fannie Mae benötigt weitere 19 Mrd. USD

Fannie und Freddy sind so etwas wie Bonnie und Clyde für das amerikanische Finanzwesen. Klingen nett, machten einen frohen Eindruck und waren unglaublich zerstörerisch für diejenigen, die zuletzt mit ihnen zusammentrafen. Die beiden US-Hypothekenbanken litten öffentlich und sehr schmerzvoll am Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes und rissen quasi im Alleingang durch die in der Folge ausfallenden Hypothekenkredite einen Großteil der US-Finanzwirtschaft mit in die Krise. Als das Finanzloch der einzelnen Unternehmen übergroß zu werden drohte stieg – ähnlich wie in Deutschland bei der Hypo Real Estate – der Staat ein um die Spirale aus Kreditausfall und Zahlungsunfähigkeit zu durchbrechen. Mittlerweile sind beide Unternehmen weitgehend verstaatlicht, der US-Steuerzahler kommt für die Kreditausfälle auf und somit könnte dieses Kapitel der Hypothekenkrise eigentlich geschlossen werden.

Wird es aber nicht, wie seit heute klar ist. Während die US-Regierung in den letzten Wochen die Banken des Landes auf ihre Krisenfestigkeit hin prüfte und erst Mitte der Woche durch Timothy Geithner ein halbwegs positives Ergebnis verkünden konnte, reißen die Wunden bei Fannie Mae wieder auf. Auf rund 23 Mrd. US-Dollar beläuft sich der heute vermeldete Verlust des Unternehmens allein für das erste Quartal 2009, ohne einen weiteren 19 Mrd. US-Dollar Zuschuss durch die US-Regierung wird das Unternehmen nicht weiter zu führen sein. Diese wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Schatulle öffnen und weiteres Geld zur Verfügung stellen, ob diese Finanzspritze die letzte sein wird, ist allerdings deutlich zu bezweifeln. Alleine an den Börsen ist von der Situation kaum etwas zu spüren, schlechte Nachrichten werden derzeit einfach ignoriert und Dax wie Dow Jones legen jeweils rund 2 Prozent an Wert zu. Verrückte Welt.