Closer Kate und iphone 5 bewegen die Massen

Inflation. Egal wo man derzeit hinschaut, was und wo man liest: Der Begriff Inflation ist schon da. Er selbst wird inflationär genutzt, als wollten die Autoren die Geldmengensteigerung herbeischreiben bevor sie jemand offiziell gemessen hat. Dabei ist die Panikmache überflüssig, denn über verkleinerte Verpackungsmengen ist die Teuerung schon längst bei den Verbrauchern angekommen – und das interessiert die Betroffenen oftmals mehr als die Milliardenspiele der Politik, die sich ohnehin jeder Vorstellungskraft entziehen.

Entsprechend liegt es nahe sich der inflationären Inflationsursachenforschung zu entziehen und mal einen Blick auf das zu werfen, was die Menschen tatsächlich interessiert. Google bietet dazu netterweise eine 7-Tage-Statistik, die die Suchanfragen der deutschen Internetnutzer als Top 10 ausgibt und damit wahrscheinlich eine der besten Möglichkeiten bietet, die nationale Interessenslage per Mausklick wieder zu geben.

 

Closer Kate vor iphone 5

Wer nun eine Top 10 bestehend aus Inflationsrate vor Eurokrise oder EZB neben Verfassungsgericht vermuten würde, liegt gründlich falsch. Wirtschaft, Krise, Politik – alles nicht so wichtig. Die Renner heißen Closer Kate und iphone 5. Oben ohne Urlaubsbilder einer Britischen Herzogin, abgedruckt in dem französischen Magazin „Closer“ und die 5. Auflage eines Telefon mit Obstlogo, das bewegt uns Deutsche wirklich.

Sind wir wirklich so ignorant? Ja und nein – vergleicht man die Deutschen Suchanfragen an Google mit den internationalen, ergeben sich fast identische Ergebnisse – Kate Middleton interessiert also global, ebenso wie das iphone 5, was aber nicht bedeutet, dass Google nur Spaß-Anfragen sammelt, wie man an der Top Suchanfrage „Innocence of muslims“ ablesen kann. Der umstrittene Mohammed-Film steht weltweit an der Spitze der meistgesuchten Begriffe – eigentlich ein Grund den Film doch öffentlich zu zeigen und damit allen die Möglichkeit zu geben sich eine eigene Meinung dazu zu bilden. Vielleicht kann das dazu beitrage, dass religiöse Eiferer jeglicher Glaubensrichtung abgehalten werden, den Streifen für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Schließlich schmückt sich niemand gerne mit schlechtgemachten Filmen und miserabler Darstellung in billiger Filmkulisse. Oder?

Schufa erforscht das Social Web

Eigentlich klingt es modern und nachvollziehbar, was die Schufa Holding (ehemals SCHUFA e. V.; Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) der Universität Potsdam in Form eines Forschungsprojektes plant nach Informationen des NDR plant. Man wolle erforschen wie die Daten, die im Social Web, also bei z.B. Xing, Twitter, Facebook & Co.  frei verfügbar sind, für die Verbesserung der eigenen Arbeit (-sergebnisse) genutzt werden kann.

Das würde vermutlich auch keine große Aufregung verursachen, wäre die Schufa nicht ausgerechnet jene Instanz, deren Daten über das Wohl und Wehe einer Kreditanfrage entscheiden. Wer über einen negativen Eintrag bei der Schufa verfügt, oder zu wem zu viele Anfragen bei der Schufa eingegangen sind, der gilt als nicht mehr kreditwürdig. Auch das, so mag der eine oder andere denken, ist ja eigentlich kein Problem – man will ja grad kein Haus kaufen und tappt damit voll in die Falle. Denn Hauskredite (Hypotheken) werden z.B. nicht bei der Schufa erfasst.

Kein Verbraucherkredit ohne vorherige Schufa-Abfrage

Kreditkarten, Handyverträge, KfZ-Finanzierungen oder z.B. ein Fernseher, der in monatlichen Raten abbezahlt wird dagegen schon.

Entsprechend merkwürdig finden nicht wenige das Ansinnen der Schufa die Daten aus sozialen Medien auszuwerten und daraus Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit zu ziehen. Muss künftig jeder der per Twitter von seiner Neuanschaffung berichtet davon ausgehen im Ranking zu sinken? Bekommt jemand der Personen mit geringer Bonität in seinem Facebook Profil als Freunde bezeichnet automatisch ein schlechteres Rating und damit keinen oder nur einen teuren Kredit?

Die Schufa selbst wirbt mit dem Slogan „Wir schaffen Vertrauen“ und dürfte bei ihren Kunden, für die sie solche Daten erforscht und aufbereitet damit durchaus punkten können. Auch wenn das Thema aufgeregt diskutiert wird und sich bereits die Verbraucherministerin Frau Ilse Aigner mit einem „das dürfen die nicht“ zu Wort gemeldet hat, kann man auch das nicht so pauschal sagen: denn frei zugängliche Daten könnten unter gewissen Voraussetzungen durchaus genutzt werden und wer seine Daten nicht schützt muss damit rechnen, dass sie zu irgendetwas verwendet werden.

Die Schufa selbst hat sich mittlerweile daran gewöhnt von den Wenigsten gemocht zu werden. Trotz dem Bekenntnis zur eigenen Offenheit und selbst erstellten Hinweisen wie „Irrtümer zur Schufa“  bleibt bei vielen Verbrauchern angesichts solcher Forschungsprojekte mehr als nur ein ungutes Gefühl. Twitter Nutzer sehen es im Übrigen auch sportlich, so erfreut sich das Hash-Tag #twitternfürdieschufa mit passenden Auskünften zum eigenen Vermögensstand bereits einiger Beliebtheit.

Kein Rentenzwang für Selbstständige – Online-Petition

Das Vorhaben der Renten- Versicherungspflicht für Selbstständige wird immer konkreter. So konkret, dass mittlerweile eine Petition unter dem Titel „Grundsatzfragen zum Beitrags- und Versicherungsrecht in der gesetzlichen Rentenversicherung – Keine Rentenversicherungspflicht für Selbständige“ durch den Initiator Tim Wessels online beim Deutschen Bundestag eingereicht wurde.

Wessels, der nach Angaben des Magazins Der Spiegel selbstständiger IT-Unternehmer ist, stimmt dem Ansinnen des Arbeitsministeriums unter Führung von Ursula von der Leyen durchaus zu, auch Selbstständige brauchen ein finanzielles Polster für den Ruhestand. Allerdings liegt es in der Natur der Selbstständigkeit, das man sich selbst darüber Gedanken macht und nicht zwangsweise in ein System gepresst wird und einen Pflichtbeitrag leisten muss.

Rentenbeiträge von 300 bis 400 Euro im Monat?

Zudem sind Rentenversicherungsbeiträge von 300 bis 400 Euro / Monat für die meisten Existenzgründer schlicht unbezahlbar. Man würde also Unternehmensgründungen verhindern und damit der Gesamtwirtschaft eher schaden als nützen. Zudem ist die Berechnung aus meiner persönlichen Sicht ohnehin eine andere – Selbstständige bauen ein Unternehmen auf, das per se ebenfalls einen Gegenwert darstellt der zum Ruhestand – oder meist schon vorher – veräußert werden kann. Ob in Form von Patenten, urheberrechtlich geschützten Werken, fassbaren Werken oder vielleicht auch nur einem virtuellen Kundenstamm, der als Geschäftsmodell seit gestern auch Milliarden wert sein kann.

Ganz offensichtlich teilen eine ganze Reihe Selbstständiger die Einschätzung von Tim Wessels, anders sind über 64.000 Unterzeichner der Petition kaum zu erklären. Wer sich ebenfalls an der E-Petition beteiligen möchte (anmelden, Opt-In bestätigen, anklicken, fertig), der kann das bis Dienstag, 22. Mai 2012, hier tun:

Inflationsrate steigt, sagt die Bundesbank

Seitdem sich Staaten Geld leihen gibt es auch Inflation. Die mal mehr, mal weniger schleichende Geldentwertung gilt als volkswirtschaftlich durchaus akzeptiertes Mittel, um die Last staatlicher Schuld erträglicher zu machen. Erträglich ist Inflation dabei zumindest solange, wie es der Wirtschaft nicht schadet und die Bevölkerung klagt, aber nicht rebelliert. Damit Inflation weniger deutlich merkbar wird, gibt es regelmäßige Lohnanpassungen, die nicht selten als „Lohnerhöhung“ deklariert werden und den allgemeinen Wohlstand mehren.
Unabhängig davon zu welchem Koalitionsergebnis das Wahlergebnis in Griechenland führen wird, die Schulden die europäische Staaten auf sich geladen haben sind immens. Insofern war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man versuchen würde die Inflationsrate moderat zu steigern um über die Jahre hinweg die Last der Schulden erträglicher zu machen.

An diesem Punkt scheint die EZB angekommen. Zumindest darf man den Kommentar aus der Bundesbank in diese Richtung deuten, die heute gegenüber Medien verlauten ließ, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten wahrscheinlich vorrübergehend über dem eigentlichen Ziel von maximal 2% liegen werde. Die Bundesbank, die sich in früheren Jahren gerne als Wächter der Geldwertstabilität positioniert hat, signalisiert damit anstelle der Politik, dass Deutschland bereit ist ein Stück weit den eigenen Wettbewerbsvorteil, bestehend aus attraktivem Lohn-Stückkosten, aufzugeben.

Lohnerhöhungen die wie zuletzt deutlich über der Inflationsrate liegen mildern zudem – wenn auch in seiner ganzen Größe nur für Fachleute sichtbar – ein Stück weit den Spardruck der europäischen Euro-Währungsnachbarn. Das wird Deutschland auf längere Sicht wahrscheinlich Wettbewerbsfähigkeit kosten, die volkswirtschaftlich betrachtet deutlich teurer werden könnte, als die Bürgschaft für den Euro-Rettungssschirm. Für die meisten Bürger dürfte das aber eher kein Aufreger sein. Für Wirtschaftspolitiker schon eher, sie müssen in ihren Ländern die gegebene Chance ohne großes Aufhebens nutzen und das Beste daraus machen. Oder auch nicht.

Die ersten Leidtragenden der anschwellenden Inflation dürften die Inhaber von Sparkonten sein. Nachdem diverse Banken in den vergangenen Tagen die Guthabenzinsen gesenkt haben wird es immer schwieriger mehr als 2% Zinsen p.a. auf die eigene Spareinlage zu bekommen und damit die Geldentwertung zumindest auszugleichen. So manch einer sagt gar öffentlich: Die Enteignung hat begonnen.

+6,3% Gehalt für Beschäftige im Öffentlichen Dienst

Diese Gehaltserhöhung erinnert ein bisschen an die 70er Jahre, als Rohstoffkrise, Ölpreisschock und hohe Inflationsraten den Anfang vom Ende der alten Wirtschaftswunder Republik markierten. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen wie z.B. hoher Ölpreis, aufkommende Inflation ähneln, so ist doch die Ausgangssituation diesmal eine andere. Die deutsche Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren im harten internationalen Wettbewerb gut geschlagen, die Politik (fast aller Richtungen) hat viele notwendige Schritte unternommen, damit dies möglich wurde. Insofern scheinen 6,3% verteilt auf 2 Jahre viel, aber nicht zu viel.

Wie werden Kommunen das bezahlen?

Allerdings muss auch eine gerechte Gehaltserhöhung finanziert werden. In Zeiten in denen Kommunen unter Zwangsverwaltung stehen und eigentlich gar keinen Handlungsspielraum für steigende Ausgaben haben, ist die Lösung schnell gefunden: Rationalisierung, Entlassung, Leistungseinschränkung. Das erhöht den Leistungsdruck auf diejenigen Angestellten und Arbeiter, die weiter mehr Leistung erbringen müssen weil sich die Kollegenzahl lichtet und führt schlussendlich weder zu einer besseren Leistung für den Bürger noch zu mehr zufriedenen Mitarbeitern bei den Kommunen.

Eine kleine Lösung hätte hier das Konzept des Sockelbetrags bieten können, bei dem ein fester Grundbetrag als Teil der Gehaltserhöhung zugestanden worden wäre. D.h. es hätte nicht pauschale 6,3% auf z.B. 1000 Euro, sondern z.B. 200 Euro für alle gegeben. Das hätte höheren Einkommen einen unterdurchschnittlichen Tarifabschluss beschert und untere Gehaltsgruppen deutlich besser gestellt als bisher. Im Sinne einer sozialen Ausgewogenheit ein gute, immer wieder vorgebrachte Idee, die aus irgendwelchen Gründen leider nie verwirklicht wird.