West-Deutsche Arbeitskosten betrugen 35,22 Euro je Stunde

Eine durchschnittliche westdeutsche industrielle Arbeitsstunde kostete den Arbeitgeber im letzten Jahr ziemlich genau 35,22 Euro wie das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Köln, jetzt veröffentlicht hat. Dies entspricht im europäischen Vergleich einem sechsten Platz und zeigt nach Aussage des Instituts wie gut die Maßnahmen der moderaten Lohnsteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt haben. Teurer sind nach Angaben des IW z.B. Arbeitskosten in Norwegen (40,30 Euro), Belgien (36,60 Euro) oder auch der Schweiz, Dänemark und Schweden, die mit jeweils rund 34 Euro Arbeitskosten pro Stunde kalkulieren müssen, was allerdings leicht unter den westdeutschen Arbeitskosten liegt.

Günstige 20,75 Euro Arbeitskosten in Ostdeutschland

Dass Deutschland dennoch günstigere Arbeitskosten als diese Länder ausweisen kann liegt vor allem an den günstigen Arbeitskosten in Ostdeutschland, hier fallen lediglich 20,75 Euro Arbeitskosten pro Stunde an, was einem mehr als deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber Westdeutschland entspricht. Unternehmen können die Arbeitskosten aber auch innerhalb der Grenzen Europas noch einmal deutlich senken, wenn sie in Rumänien oder Bulgarien erbracht werden. Hier werden derzeit Arbeitskosten von 3,52 Euro (Rumänien) und 2,18 Euro (Bulgarien) veranschlagt. Dass die Auslagerung der Fertigung aber nicht immer positiv sein muss haben vor allem deutsche Mittelständler in den letzten Jahren erleben müssen und sind deshalb immer noch gerne bereit in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen.

Ausschließliche Betrachtung der Arbeitskosten ist wenig aussagekräftig

Überhaupt bietet eine ausschließliche Betrachtung der Arbeitskosten eigentlich keinen wirklichen Nutzen um die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu beurteilen. Eine sinnvollere Messgröße wäre hier der Vergleich der Lohnstückkosten die die Produktivität eines Mitarbeiters nebst seiner Arbeitszeit viel besser ablesbar ist als an der Höhe der Arbeitskosten.

Oder anders gesagt, wer z.B. das Vergnügen genossen hat den portugiesischen Arbeitsalltag zu erleben kann gut nachvollziehen warum eine Arbeitsstunde eines deutschen Metallarbeiters mehr als das Dreifache des portugiesischen Kollegen kostet (9,38 Euro) und wird auch verstehen warum der portugiesische Kollege deutlich mehr Spaß an seinem Job finden kann als der Mitarbeiter in Deutschland – es gibt dort ganz einfach noch ein paar andere Dinge die nicht der absoluten Taktfrequenz deutscher Optimierungswut unterliegen.

Oder anders gesagt, Zeitempfinden wie auch Dringlichkeit erhalten angesichts traumhafter Atlantikküste, Arroz com Marisco und Pastéis de Nata ganz einfach eine andere, weniger angestrengte Bedeutung – und das können wir als Deutsche trotz aller Tugenden mehr als gut nachvollziehen.

Senkung der Rentenbeiträge rückt in weite Ferne

Manchmal driften politischer Wille und Realität soweit auseinander, dass nicht einmal ein Konjunkturpaket die klaffende Budget-Spalte überdecken kann. So ist es eine ehrliche und hinsichtlich des Zeitpunkts für diese Veröffentlichung auch mutige Aussage, wenn sich der Chef der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, in einem Interview gegenüber der Rheinischen Post eher skeptisch über die angedachte Senkung der Rentenbeiträge äußert.

Eher das Gegenteil so lässt Rische ein bisschen durchklingen sei der Fall, wahrscheinlich – so Rische gegenüber der RP – können die Rentenbeiträge auf einen stabilen Niveau bis zum Jahr 2013 gehalten werden. Das Verkünden einer Beitragssenkung klingt allerdings anders und wird in der Regel auch von Politikern der ersten Führungsebene vorgenommen, nicht durch die Behörde selbst.

Durchschnittlich 4,6 Mio. Arbeitslose im Jahr 2010

Die Grundlage dieser Aussage stellt eine Berechnung der Deutschen Rentenversicherung dar, in der von einer durchschnittlichen Anzahl Arbeitsuchender von 4,6 Mio. Personen ausgegangen wird, was einem Zuwachs von rund einer Millionen (Juni 2009 = 3,5 Mio. Arbeitsuchende, andere sprechen bereits von 6 Mio. Arbeitssuchenden) Beschäftigungslosen bzw. einem Anstieg der Arbeitslosenquote um (nicht auf!) 32 Prozent entsprechen würde.

Bislang sehen die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung allerdings noch ganz gut aus, gegenüber dem Vorjahr wurde in den ersten 7 Monaten des Jahres 2009 ein Einnahmeplus von 0,8 Prozent erzielt. Die Wirtschaftskrise wird erst nach Einschätzung Risches erst mit deutlicher Verzögerung und im nächsten Jahr am Arbeitsmarkt eintreffen und dort zu einem gravierenden Kostenanstieg der Agentur für Arbeit führen, was eben auch jede geplante Senkung der Beitragssätze verhindern wird.

Drücken wir uns die Daumen, dass dieses Szenario der Deutschen Rentenversicherung ein Worst-Worst-Case Szenario ist und es nicht schlimmer kommen kann. Gewissheit gibt es dafür allerdings keine, auch wenn die Abwrackprämie (USA – Cash for Clunkers) als Deutsche Erfindung und Stütze der Deutschen Zuliefererindustrie mittlerweile um die Welt geht und für eine einigermaßen stabile Nachfrage im so wichtigen Segment der Metallindustrie sorgt.

Teuerungsrate wird zu Billigerungsrate

Erstmals seit 22 Jahren sind in Deutschland die Verbraucherpreise gefallen. Dies stellten zumindest die dafür zuständigen Statistiker in deutschen (Statistisches Bundesamt) und europäischen Statistikbehörden (Eurostat) fest. Mit einem Preisrückgang von 0,6% wurde erstmals seit 1987 ein allgemeiner Preisrückgang des Deutschen Warenkorbs festgestellt, der aber – so begründen das die Herren der Zahlen – im Wesentlichen durch die stark gefallenen Rohstoffpreise verursacht wurde. Hier trete ein vorrübergehender Effekt ein, der für die Wirtschaft aber nicht bedrohlich sei (Stichwort Deflation).

Ähnliche Tendenzen werden derzeit auch in anderen europäischen Staaten gemessen. So fielen die spanischen Verbraucherpreise gegenüber Vorjahr um 1,4  Prozent und die italienischen im Vergleich zu Juli 2008 um 1,2 Prozent.

Urlauber werden vor Preisrückgang verschont

Um allen hoffenden Urlaubern diesen Zahn zu ziehen: Es handelt sich hierbei um einen Verbraucherpreis-Rückgang. Touristen verschont man, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, großzügiger Weise von einem Rückgang der Preise.

Heute ist Steuerwende – ab 8:42 Uhr im Netto

Auch heute, am Tag der Brutto-Netto-Wende wieder mal ein Beitrag aus der Kategorie nutzloses Wissen. Da Nutzloses ja häufig besonders interessiert (Gala-Leser dürfen sich an dieser Stelle gerne angesprochen fühlen) ein kurzer Ausflug in die sonst so wenig emotionale Welt der Statistik.

Heute am 14. Juli 2009 ist um 8:42 Uhr der Zeitpunkt der Steuernetto-Wende erreicht. D.h. Ab diesem Zeitpunkt sind rein rechnerisch alle Steuern die ein Staat innerhalb eines Jahres von seinen Bürgern vereinnahmt abgeleistet, alles was ab jetzt verdient wird, wäre rein kalkulatorisch Netto-Einkommen, wenn man bis zum heutigen Tag alle Einkünfte komplett an den Staat abgetreten hätte.

Da das natürlich nirgendwo der Fall ist, merken die Allerwenigsten, dass die Einkünfte von mehr als einem halben Jahr ausschließlich der Finanzierung der Gemeinschaftskasse, genannt Bundeshaushalt, dienen. Damit werden nicht nur Harz IV, Gesundheits- und Rentensystem finanziert, sondern auch ganz nebenbei auch noch ein paar Bankenbürgschaften übernommen und Autohersteller gestützt.

Da das alles unserem Gemeinwohl zuträglich ist und dazu beiträgt die Zukuft unserer Gesellschaft zu sichern, beschwert sich – abgesehen vom Bund der Steuerzahler – so gut niemand. Warum auch, an der Stelle scheint es derzeit wirklich Spielraum für Änderungen zu geben, auch wenn uns das vor der Wahl keiner sagen mag.

Katar stützt Porsche

Wenn zwei sich streiten freut sich manchmal ein dritter. Im Fall Familie Porsche gegen Piëch könnte das der Staatsfonds des Emirates Katar sein, der scheinbar 5 Mrd. Euro für einen Anteil an der Porsche Holding aufbringen möchte. Auf einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates soll Medienberichten zufolge am 23. Juli über den Vorschlag, der zwischen Porsche Vorstand Wiedeking und den Vertretern des Staatsfonds ausgehandelt wurde, beraten werden.

Trotz absoluter Geheimhaltung über den Inhalt des Aufsichtsratstreffens sind bereits erstaunlich viele konkrete Details öffentlich geworden. So scheint der vorliegende Vorschlag eine Kapitalaufstockung der Porsche SE vorzusehen, über die der Fonds Anteile an der Porsche Holding erhalten wird. Im Gegenzug sollen nicht nur Aktien, sondern auch Optionen auf VW Anteile den Eigentümer wechseln, was bedeuten würde, dass das Emirat mit der Kapitalspritze sowohl bei Porsche als auch bei Volkswagen Einfluss bekommen würde. Durch die Kapitalerhöhung der Holding hätte der Autobauer auch das dringendste Problem – das des Liquiditätsengpasses aufgrund des derzeit hohen Verschuldungsgrades – aus der Welt geräumt.

Kapitalaufstockung stellt Kreditwürdigkeit wieder her

Porsche wäre ab sofort wieder kreditwürdig und müsste für die strategische Neuausrichtung des kompletten Konzerns nicht mehr länger auf den guten Willen und die Zustimmung aller Porsche-Familienangehörigen hoffen. Damit wäre der Weg frei um sich endlich mit den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für Porsche und Volkswagen zu beschäftigen, den eines dürfte allen Beteiligten klar sein: Auch bei einem gemeinsamen Konzern werden die Absatzeinbrüche solange weiter an der Substanz nagen, bis eine gemeinsame, neue Richtung gefunden worden ist. Welche Rolle die Vertreter der Familie Piëch dann noch spielen werden steht auf einem anderen Blatt. Aber so ist das eben, wenn sich zwei streiten.